BUND in Sorge

Das sind die größten Klima- und Umweltprobleme in Flensburg

Das sind die größten Klima- und Umweltprobleme in Flensburg

Das sind die größten Klima- und Umweltprobleme in Flensburg

SHZ
Flensburg
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Ein Umweltthema, das die Stadt umtreibt, ist die Wasserqualität der Flensburger Förde. Foto: Marcus Dewanger / SHZ

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In Flensburg beschäftigen sich zahlreiche Vereine und Institutionen intensiv mit den dringendsten Umweltfragen. Doch welche Probleme belasten die Stadt am meisten? Wir haben uns an verschiedenen Stellen umgehört.

Es sind gleich mehrere Punkte, die die Flensburger Kreisgruppe des BUND aufführen kann. In Sachen Klima- und Umweltschutz gebe es in der Fördestadt sehr viel zu tun. Eines der größten Probleme sei dabei unter anderem die Wasserqualität in der Flensburger Förde. „Ich bin da kürzlich spazieren gewesen und muss sagen, dass es an vielen Stellen sogar richtig übel riecht. Auch das ist eine Folge der Schadstoffe, die ins Wasser gelangen“, sagt Brigitte Rotermund, Kreisgruppensprecherin des BUND in Flensburg.

Wasserqualität der Flensburger Förde bereitet Sorgen

Einen großen Einfluss auf die Wasserqualität hätten nach Ansicht des BUND vor allem die Einträge aus der Landwirtschaft. Diese müssten zwingend verringert werden. Das Problem hat indes auch der Flensburger Klimapakt, zu dem zahlreiche Institutionen wie die IHK, die Stadtwerke Flensburg oder die Stadt selbst gehören, erkannt. „Die Wasserqualität erscheint besonders im Bereich Hafenspitze bis Werft/ Wassersleben verbesserungsbedürftig“, erklärt Vorstandsmitglied Olav Hohmeyer (Europa-Universität Flensburg).

Die Stadt ist sich der schlechten Wasserqualität der Förde durchaus bewusst und spricht selbst von einer „besorgniserregenden Entwicklung“. Zuständig sei hier aber vor allem das Land Schleswig-Holstein.


„Wir werden aber selbstverständlich an Lösungsvorschlägen mitarbeiten. Von Seiten der Flensburger Kommunalpolitik gibt es bereits einen Vorschlag mit einem gemeinsamen runden Tisch, der nicht nur Daten sammelt, sondern auch gemeinsam die notwendigen Anstrengungen unternimmt, um die Wasserqualität der Förde nachhaltig zu verbessern“, sagt Stadtsprecher Christian Reimer.

BUND kritisiert hohen Energieverbrauch

Darüber hinaus sieht der BUND auch bei der Wärmedämmung an Flensburger Gebäuden Nachbesserungsbedarf. „Vor allem bei den zahlreichen Altbauten in der Stadt, die nicht richtig gedämmt sind, ist der Energieverbrauch einfach zu hoch. Der SBV hat zwar bereits viel getan, um mehr Energie in den Gebäuden einzusparen. Allerdings muss da noch mehr gehen“, sagt Brigitte Rotermund.

Der Klimapakt versichert dagegen jedoch, dass die Reduzierung des Energieverbrauchs bereits aktiv angegangen werde.


„Die Flensburger Wohnbaugesellschaften haben in den letzten Jahren ihren Bestand saniert. So hat beispielsweise der SBV im Jahr 2020 knapp vier Millionen Euro für Modernisierungen ausgegeben, die Ausgaben für die Instandhaltung stieg auf 11,3 Millionen Euro“, betont Björn Ipsen, der als Hauptgeschäftsführer der IHK Flensburg auch zum Vorstand des Klimapaktes gehört.

In diesem Zusammenhang prangert der BUND ebenfalls an, dass die Versiegelung in der Stadt immer mehr zunehme. Die Bebauung in der Stadt nehme, so Brigitte Rotermund, Überhand an. Dem kann Olav Hohmeyer vom Klimapakt allerdings nicht zustimmen: „Der Ausbau der Bebauung ist bisher mit erheblichem Augenmaß erfolgt. Die Position des BUND ist in diesem Bereich nach meiner Einschätzung sachlich nicht nachvollziehbar.“

Grünflächen für das Stadtklima von großer Bedeutung

In allen Institutionen in der Stadt ist man sich aber vor allem in einem Punkt einig: Grünflächen sind für das Stadtklima von großer Bedeutung, wie auch Stadtsprecher Christian Reimer hervorhebt: „Für das Stadtklima ist es wichtig, dass ausreichend Grün und unversiegelte Flächen vorhanden sind. Diese sollten dann auch von hoher ökologischer Qualität sein, um eine positive Wirkung auf das jeweilige Umfeld zu haben.“

Eine große Herausforderung sei hierbei vor allem das rasante Wachstum der Stadt. Flensburg sei in den vergangenen Jahren jedes Jahr um mehr als 1.000 Personen gewachsen, was wiederum die Nachfrage nach Wohnraum ansteigen lasse. „Im Rahmen der Planungen wird es daher nicht immer gelingen, Eingriffe in bestehendes Grün zu vermeiden. Neben dem Ausgleich kommt es aber auch darauf an, den Eingriff gering zu halten“, so Reimer.

Klimaneutralität: Ziele der Stadtwerke sorgen für Diskussionen

Abschließend führt der BUND auch die Emission von Treibhausgasen als eines der größten Klimaprobleme in Flensburg auf. Hierbei müssten vor allem die Stadtwerke das Ziel haben, bis zum Jahr 2035 vollständig auf fossile Brennstoffe bei der Energiegewinnung zu verzichten, so wie es auch die Initiative „Klimabegehren Flensburg“ fordert. Die Stadtwerke hatten aber bereits erklärt, dass eine Klimaneutralität erst 2045 erreicht werden könne. Diese Zielvorgabe wurde zuletzt auch schon in der Ratsversammlung ausgiebig diskutiert.

Weiterlesen: Klimaneutralität spätestens 2045 – Kritik an Stadtwerke-Plänen


Klimapakt-Vorstandsmitglied Olav Hohmeyer bekräftigt darüber hinaus, dass in Sachen Treibhausgasemissionen vor allem der Individualverkehr in Flensburg nach wie vor ein großes Problem sei. „Während wir in allen anderen Bereichen Emissionsreduktionen erreicht haben, steigen die Treibhausgasemissionen im Verkehrsbereich weiter an, weil die meisten Autokäufer nach wie vor immer größere und schwerere Pkw kaufen und der Anteil der SUV beständig steigt“, so Hohmeyer und fügt an: „Selbst im Bereich der Elektromobilität zeichnet sich ein Trend zu SUV ab, der völlig aberwitzig ist und zum Teil mit Kohlestrom gespeist wird.“

Appell an die Bürger

Der Ausbau der Mobilität und des ÖPNV sei nach Angaben des BUND deshalb auch ein wichtiger Bestandteil, um die Treibhausgasemissionen im Straßenverkehr zu verringern. Dabei komme es zum Beispiel aber nicht nur auf geeignete Konzepte zur Verbesserung von Radwegen an. „Am Ende ist das Verhalten jedes einzelnen Bürgers entscheidend“, betont Björn Ipsen.

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