Schleswig-Holstein

Sinkende Nachfrage, Sprengungen: In SH gibt es immer weniger Geldautomaten

In SH gibt es immer weniger Geldautomaten

In SH gibt es immer weniger Geldautomaten

Margret Kiosz
Flensburg/Flensborg
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Zwischendurch schnell zum Geldautomaten: In Schleswig-Holstein wird das vielerorts immer schwieriger. Foto: ZB

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Immer mehr Banken schließen ihre Filialen in Schleswig-Holstein – und geben Geldautomaten auf. Dafür gibt es mehrere Gründe. Die steigende Zahl von Kartenzahlungen ist dabei nur ein Faktor.

Bargeld abzuheben wird zunehmend schwieriger. Banken schließen nicht nur Filialen, sondern bauen auch Geldautomaten ab. Binnen sechs Jahren sank deren Zahl bundesweit um fast 3800 auf jetzt 55.000. Allein bei den Volksbanken Raiffeisenbanken in Schleswig-Holstein hat sich die Zahl der Geldautomaten auf Fünf-Jahres-Sicht von 579 gegen Ende 2016 auf 508 zum Ende des vergangenen Jahres verringert.

Insgesamt dürfte die Zahl der Geldautomaten mittelfristig hierzulande auch weiterhin sinken, da Geldautomaten an Bedeutung verloren haben.

Auszahlung ganz einfach an der Supermarktkasse

Björn Selck, Pressesprecher der VR-Banken im Norden, nennt dafür zwei Gründe: Das Zahlungsverhalten geht immer stärker hin zum bargeldlosen Bezahlen. Darüber hinaus gibt es vermehrt die Möglichkeit, Bargeld im Zuge von Einkäufen im Einzelhandel zu beziehen.

Eine Bundesbank-Erhebung bestätigt dies. In Zahlen: 2021 beglichen Kunden gut 60 Prozent der Einkäufe an der Ladenkasse in bar, ein Jahr zuvor waren es noch 66 Prozent. 2018 lag der Anteil noch bei 76 Prozent. Mehr noch: Im vergangenen Jahr wurden immerhin gut acht Prozent des Gesamtumsatzes großer Einzelhändler wieder durch Barabhebungen an der Ladenkasse ausgezahlt.

Kriminelle sprengen immer mehr Geldautomaten

Aber auch die steigende Zahl von Geldautomatensprengungen zwingt die Institute zum Handeln: Je nach Lage vor Ort könnten demnächst Bankkunden nachts in der Zeit von 23 Uhr bis 6 Uhr vor verschlossenen Türen der Selbstbedienungsfoyers stehen.

Im Jahr 2020 wurden bundesweit 414 Geldautomaten gesprengt, ein Jahr später waren es 392. Die vorläufigen Zahlen für das erste Halbjahr 2022 lassen offenbar einen neuen Jahreshöchststand erwarten.

Täter kommen oft aus den Niederlanden nach Schleswig-Holstein

Allein in Schleswig-Holstein gab es im laufenden Jahr schon neun Sprengungen. Laut LKA mussten die Täter in fünf Fällen ohne Beute das Weite suchen, viermal hatten sie Erfolg. Ein möglicher Grund für die Zunahme der Sprengungen: Ein großer Teil der Täter kommt aus den Niederlanden nach Deutschland, nachdem dort umfangreiche Präventionsmaßnahmen umgesetzt wurden wie zum Beispiel das Einfärben der Geldscheine bei einer Automatenattacke.

Und noch etwas ist ausschlaggebend für den Wandel: Nicht alle Institute bieten bei ihrem kostenlosen Girokonto einen bedingungslosen Bargeldbezug an, wie das Vergleichsportal Verivox jüngst ermittelte. „Einige Banken legen einen Mindest-Abhebebetrag fest oder beschränken die Anzahl der kostenfreien Barabhebungen pro Monat“, sagt Verivox-Chef Oliver Maier shz.de auf Nachfrage.

Konkrete Zahlen: So viel zahlen Kunden für das Geldabheben

Andere Institute verlangen einen Mindestbetrag beim Geldabheben oder limitieren sogar die Anzahl der kostenlosen Abhebungen im Monat oder Jahr. Bei der Fördesparkasse in Kiel ist die Zahl der Automaten zwar auch um drei Prozent gesunken, am kostenlosen Bargeld-Service hält man aber fest, bestätigt Sprecher André Santen. Und Kunden der PSD-Bank können dreimal im Monat bei Automaten des VR-Bankenverbandes Bares abholen, danach kostet jede Abhebung 1,02 Euro.

Bei der Comdirect gibt es mit der Visa-Debit Card dreimal pro Monat kostenlos Bargeld an Automaten mit dem Visa-Zeichen, jede weitere Abhebung schlägt mit 4,90 Euro zu Buche. Bei der ING-Bank wird bei Abhebungen mit der Visa-Debitcard ein Mindest-Abhebe-Betrag von 50 Euro vorgeschrieben.

Einen besonderen Weg gehen vielerorts die Genossenschaftsbanken und Sparkassen. Sie betreiben auch im Norden gemeinsame Automaten-Filialen – etwa in Büdelsdorf. Kürzlich wurde zudem die landesweit erste Zwillingsbank in Felde (Kreis Rendsburg–Eckernförde) eröffnet, in der auch beraten wird. Die Kooperation hat nicht nur Vorteile für die Kunden, sondern zahlt sich auch für die Institute aus.

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