Husum, Niebüll, Leck, St. Peter

So denken Nordfrieslands Supermärkte übers Containern

So denken Nordfrieslands Supermärkte übers Containern

So denken Nordfrieslands Supermärkte übers Containern

Nils Leifeld
Nordfriesland
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Ein Mitarbeiter eines Supermarktes bringt Obst zu einem Müllcontainer.. Foto: dpa/shz.de

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Wer abgelaufene Lebensmittel aus Supermarkt-Behältern nimmt, macht sich strafbar. Nun diskutiert die Politik über eine Lockerung der Strafgesetzgebung. Doch was sagen Supermärkte in Nordfriesland zum Containern? Shz.de hat nachgefragt.

Es ist das gesellschaftliche Dauerthema der vergangenen Jahre: Nachhaltigkeit. Wie können wir Menschen umweltbewusster leben? Ein Thema, das in letzter Zeit auch immer wieder heiß diskutiert wurde, ist das Containern: das unerlaubte Herausholen von abgelaufenen Lebensmitteln aus Supermarkt-Müllcontainern. Immer mehr Menschen machen das, dabei ist Containern hierzulande strafbar. Doch wie stehen eigentlich die Supermärkte in Nordfriesland zum Containern? Shz.de hat sich umgehört.

Darum ist Containern in Deutschland strafbar

Aber zuvor ein kurzer Exkurs ins Rechtssystem: Warum ist Containern verboten und steht unter Strafe? Die weggeworfenen Lebensmittel sind für einige vielleicht einfach nur Müll, doch rechtlich gesehen nach wie vor das Eigentum des Supermarkt-Inhabers. Wer dieses Eigentum wegnimmt, begeht Diebstahl. So war die Rechtslage in den vergangenen Jahren und ist sie bis heute. Die Frage ist: Wie lange noch? Denn nun kommt Bewegung in die Sache.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Die Grünen) und Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) haben in einem Brief an die Justizminister der Länder vorgeschlagen, die Richtlinien für das Straf-und Bußgeldverfahren beim Containern zu ändern: Nur noch derjenige soll strafrechtlich verfolgt werden, der beim Containern Sachbeschädigung oder Hausfriedensbruch begeht. Bei allen anderen sollen die Verfahren eingestellt werden.

Wie stehen Supermärkte in Nordfriesland zum Containern?

Und was sagen die Supermärkte in Nordfriesland zum Containern?

„Ich finde es grundsätzlich gut, wenn es straffrei ist, weggeworfene Lebensmittel zu retten“, sagt Björn Marzahl, Filialleiter von Famila in Leck. „Aber es ist bitter, wenn Menschen in unserer Gesellschaft das tun müssen, um über die Runden zu kommen.“ Gleichzeitig, betont er, werde er nicht seine Container extra dafür nach draußen stellen.

Wie in ganz Nordfriesland landen auch bei Südtonderns Supermärkten Lebensmittel im Müll. „Viel zu viel“, sagt Ove Lück, Inhaber des Edeka-Markts in Niebüll, der aber auch betont: Das, was in seinem Edeka-Markt weggeworfen werde, sei in aller Regel nicht mehr genießbar. Er versuche zwar, „so viele Lebensmittel wie möglich an die Tafel zu geben“, allerdings sei nur einmal die Woche Ausgabe.

An die örtliche Tafel gehen auch die abgelaufenen, aber noch verzehrbaren Lebensmittel von Edeka Karsten Johst in St. Peter-Ording, wie ein Mitarbeiter auf Anfrage von shz.de mitteilt. Die Müllcontainer des Supermarktes stünden „verschlossen hinten im Verschlag“. Grundsätzlich, so der Mitarbeiter, halte er es für Quatsch, dass Containern strafbar sei. „Wer etwas braucht, sollte es auch bekommen“, sagt er. „Dazu müssten aber vorher ein paar rechtliche Dinge geklärt werden, wie zum Beispiel, dass wir nicht dafür belangt werden können, wenn Menschen sich an Lebensmitteln den Magen verderben, weil sie nicht gut genug aufgepasst haben beim Durchwühlen des Containers.“

Abgeschriebene Ware an die Tafel oder an Mitarbeiter

Einen etwas anderen Weg geht Danny Jeßen, Marktleiter bei Edeka Jürgen Clausen in Husum. „Wenn bei uns Ware das Haltbarkeitsdatum überschritten hat, schreiben wir sie ab, sammeln sie und stellen sie unseren Mitarbeitern kostenlos zur Verfügung für zu Hause. Natürlich nur die Lebensmittel, die noch verzehrbar sind.“ Was nicht mehr verzehrbar ist oder nicht von den Mitarbeitern mitgenommen wird, landet im Müll. „Den schließen wir bei uns immer ab, nachdem in der Vergangenheit immer wieder mal der Müll durchwühlt wurde“, sagt Jeßen.

Auch die Müllcontainer des Markant-Marktes in Bredstedt wurden in der Vergangenheit immer wieder mal durchwühlt. Deshalb seien die Container später zunächst abgeschlossen worden. „Das hat aber auch nichts gebracht, weil sie danach gewaltsam aufgebrochen wurden“, wie ein Mitarbeiter shz.de erzählt. Deswegen stünden die Container neuerdings im Lager, wo niemand so einfach reinkomme. „Ansonsten handhaben wir es so, dass ein Teil der abgeschriebenen Ware an die Tafel geht oder sich die Mitarbeiter etwas kostenlos davon mit nach Hause nehmen können.“

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