Schleswig-Holstein

So läuft das Traktor-Fahrsicherheitstraining für angehende Landwirte

So läuft das Traktor-Fahrsicherheitstraining für angehende Landwirte

So läuft das Traktor-Fahrsicherheitstraining

Gerrit Eggers
Schleswig-Holstein
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Traktor im Sicherheits-Härtetest: Ein schweres Anhängegerät verlängert den Bremsweg. Foto: Gerrit Eggers

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Bald ist wieder Erntezeit. Und damit Hochbetrieb auf den Straßen im Kreis. Wenn landwirtschaftliche Fahrzeuge unterwegs sind, ist Vorsicht geboten. Das gilt nicht zuletzt für die Fahrer selbst. In Bredstedt gibt es dafür den Azubi-Kurs...

Zwischen Mitte Juni und August, wenn die Getreide- und Raps-Ernte durchgeführt wird, fahren besonders viele Traktoren auf den Landstraßen in Nordfriesland. In dieser Zeit sind auch Polizeihauptkommissar Dirk Renk und Polizeioberkommissar Dirk Jacobsen unterwegs, um einen Blick darauf zu werfen, ob die Traktoren sich in einem ordnungsgemäßen Zustand befinden. Bei Vergehen drohen Verwarn- und Bußgelder, doch vor allem geht es Renk und Jacobsen darum, die Landwirte für den sicheren Umgang mit ihren Traktoren zu sensibilisieren und Aufklärungsarbeit zu leisten

„Dirk und Dirk“ haben in Nordfriesland einen gewissen Bekanntheitsgrad, weil der NDR in der Reihe „Nordstory“ eine Doku über sie produziert hat, aber auch weil sie regelmäßig auf Veranstaltungen des Bauernverbandes auftreten und landwirtschaftliche Auszubildende zum Thema „Sicherheit im Umgang mit Traktoren“ unterrichten.

Schwere Mängel im Bereich der Verkehrssicherheit können im schlimmsten Fall tödlich enden, macht Dirk Renk deutlich. Deshalb werde besonderes Augenmerk auf die richtige Sicherung der Ladung und die Einhaltung der maximalen Ladungshöhe geworfen. Man stelle es sich einmal vor: Eine Betonplatte löst sich vom Anhänger und fällt einem anderen Verkehrsteilnehmer auf den Kopf. Dann sei die Wahrscheinlich hoch, dass dies tödlich endet. Neben den weiteren Problemfeldern „Bremsen“ und „Beleuchtung“ spiele natürlich auch bei Traktoren das Thema „Handy am Steuer“ eine Rolle.

Von großer Wichtigkeit ist die Aufklärung der jungen Landwirte, also der Fahranfänger. Deshalb beteiligen sich Renk und Jacobsen an dem Kurs „Fahren mit Verantwortung“, in dem Auszubildende der Fachschule für Landwirtschaft in Bredstedt über den sicheren Umgang mit Traktoren aufgeklärt werden. „Dies ist genau der richtige Zeitpunkt für die Aufklärung über einen sicheren Umgang mit landwirtschaftlicher Technik“, sagt Lorenz-Peter Volquardsen (Vorsitzender des ADAC-Ortsclubs „MC Bredstedt“), der gemeinsam mit Matthias Hansen von der SVLFG (Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau), dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat und der Polizei Sicherheitstrainings für junge Menschen organisiert.

Was hinter 4B und 1L steckt

Ergänzt wird der von „Dirk und Dirk“ durchgeführte theoretische Teil hierbei durch ein praktisches Training, bei dem die jungen Menschen direkt am Fahrzeug für den Umgang mit diesem geschult werden.

„Vor der Abfahrt müsst ihr 4B und 1L beachten. Was heißt das?“, fragt Jens Pfeiffer (Deutschen Verkehrssicherheitsrat), der gemeinsam mit Fahrlehrer Boy Paysen den Praxis-Unterricht durchführt. Prompt geben die jungen Landwirte die Antwort: „Bereifung, Bremsen, Beleuchtung, Beladung und Lenkung müssen vor der Abfahrt kontrolliert werden.“

Bei der praktischen Vollbremsung mit dem Traktor lernen die Auszubildenden den Bremsweg richtig einzuschätzen und wie sich das Fahrzeug bei einer abrupten Bremsung verhält. Wer es einmal erlebt hat, wie die Vorderreifen des Traktors beim Bremsen regelrecht hochfliegen und das viele Tonnen schwere Fahrzeug ins Wippen gerät, erkennt deutlich, wie wichtig die korrekte Sicherung der Ladung ist, die anderenfalls herabfallen könnte.

Es gibt aber auch Gefahren, die leicht übersehen werden können – was sich ebenfalls beim praktischen Teil der Veranstaltung „Fahren mit Verantwortung“ zeigte. Als beim Fahrsicherheitstraining einer der teilnehmenden Azubis eine Vollbremsung übte, landete eine Öl-Dose aus dem Fahrerraum auf der Straße. Jens Pfeiffer erläutert, dass Vorfälle wie diese sehr gefährlich sind, wenn sich Menschen in der Umgebung aufhalten und von dem Gegenstand getroffen werden. Deshalb gilt: Herumliegende Gegenstände müssen vor der Fahrt sicher verstaut werden, damit diese nicht durch die Luft geschleudert werden.

„Krass, was für Folgen schon kleine Fehler haben können“

„Krass, was für Folgen schon kleine Fehler oder Fahrlässigkeiten haben können“, stellt Azubi Nico Johannes Schröder (18) aus der Südermarsch fest. Seine Teilnahme am Fahrsicherheitstraining bestärkte ihn besonders in dem Gedanken, wie wichtig es sei, sich genügend Zeit zur Überprüfung des Hängers zu nehmen. Neele Liedtke (17, Bredstedt), ebenfalls Auszubildende zur Landwirtin, steht noch vor ihrer Traktoren-Fahrprüfung und profitierte davon, dass sie bei der Veranstaltung „Fahren mit Verantwortung“ bereits viel über die genauen Vorschriften und Maße erfahren konnte. „Die Aufklärung durch die Polizei ist richtig gut. Es ist wichtig, dass man weiß, warum man überhaupt angehalten wird und was es alles zu beachten gibt“, so Liedtke.

Es zeigt sich, dass Aufklärungsarbeit wie diese tatsächlich Früchte trägt. „Seit über zehn Jahren kümmern wir uns intensiver um die Landwirtschaft“, sagt Polizeihauptkommissar Dirk Renk. Zu beobachten sei, dass sich die verkehrstechnische Situation in den vergangenen Jahren deutlich verbessert habe und Landwirte heute stärker als in früheren Zeiten darauf achten, dass ihre Fahrzeuge und die Art der Beladung den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen, so Renk.

„Steter Tropfen höhlt den Stein“, betont Dirk Jacobsen – und deshalb sei es so wichtig, immer wieder aufzuklären und ins Gespräch zu kommen. Beide möchten die Hemmschwelle im Umgang mit der Polizei zu senken. Dazu gehört auch, dass bei deutlichen Ansagen kein Blatt vor den Mund genommen wird. Entsprechend sagt Dirk Renk den jungen Menschen: „Wir sehen viel Scheiße. Ich möchte nicht zu euren Eltern oder Lebenspartnern fahren und sagen: Es ist etwas passiert.“

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