Ehrenamt

So packen Sportvereine in Nordfriesland Probleme an

So packen Sportvereine in Nordfriesland Probleme an

So packen Sportvereine in Nordfriesland Probleme an

Yannik Burgemeister/shz.de
Husum
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Corona hat den Sport in Nordfriesland hart getroffen, sagt Matthias Hansen vom Kreissportverband. Foto: Yannik Burgemeister/shz.de

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Erst Corona, dann Inflation: Der Kreissportverband und seine Vereine leiden unter den aktuellen Krisen. Vorsitzender Matthias Hansen warnt davor, Schwimm- und Turnhallen zu schließen, um Energie zu sparen.

„Es sind schwierige Zeiten für uns alle, auch für den Sport“, sagt Matthias Hansen. Er ist Vorsitzender des Kreissportverbandes (KSV), der turbulente Jahre hinter sich hat. Doch wie steht es um die Sportvereine in Nordfriesland? Laut Hansen gibt es zwei große Problemfelder: Rückgang der Mitgliedszahlen und fehlende ehrenamtliche Trainer und Übungsleiter.

„2020 haben wir 1300 Mitglieder verloren, vor allem durch Corona“, sagt der KSV-Vorsitzende. Das seien rund 2,5 Prozent gewesen. Durch geschlossene Sportanlagen, ausgefallenes Training und harte Auflagen für den Sport hätten einige ihre Mitgliedschaft beendet. „Wir sind aber mit einem blauen Auge davongekommen, manche Kreise haben mehr als zehn Prozent ihrer Vereinsmitglieder verloren.“ In Nordfriesland behielten laut Hansen mehr Menschen ihre Mitgliedschaft, weil sie sich durch die ländlichen Strukturen mit ihrem Heimatverein identifizieren.

Hansen, selbst Vater von sportbegeisterten Kindern, betont die soziale Komponente des Sports. „Inklusion, Integration und auch Freundschaft lernen viele Kinder in den Vereinen.“ Diese Werte könnten verloren gehen, wenn Jugendliche vermehrt vor Bildschirmen ihre Freizeit verbringen.

Mitgliederschwund als Problem

Obwohl die Vereine im vergangenen Jahr 500 Neuanmeldungen verzeichnen konnten, fehlen Mitglieder nahezu überall, betont Hansen. „Besonders erschreckend ist, dass wir viele Kinder im Kindergartenalter verloren haben.“ Sport habe in einigen Familien keinen hohen Stellenwert mehr und auch die finanzielle Belastung durch Beiträge seien ein Argument gegen den Vereinseintritt. Zudem sei die Belastung für Eltern und Kinder seit Corona sehr hoch gewesen, weshalb der Sport hinten über gefallen sei, so Hansen.

Ehrenamtler fehlen

Die aktuellen Neueintritte können den Schwund durch die Pandemie noch nicht ausgleichen, erklärt der Vorsitzende. Daraus ergibt sich ein Teufelskreis: „Weniger Kinder bedeutet auch weniger Eltern in den Sparten. Und weniger Eltern bedeutet weniger Menschen, die sich ehrenamtlich als Trainer engagieren.“ Es sei derzeit schwieriger denn je, Menschen für die Tätigkeit als Übungsleiter zu gewinnen, zeigt sich Hansen besorgt. Der KSV setzt auf positive Kommunikation und das Schaffen von Aufmerksamkeit für die Wirkung des Sports, um das Ehrenamt zu stärken.

Energie sparen ja – aber nicht auf Kosten des Sports

Diskussionen um das mögliche Schließen von Schwimmhallen, um Energie zu sparen, sieht Hansen kritisch. „Der Sport hat sich dermaßen kreativ gezeigt, mit Veränderungen umzugehen. Aber Angebote ganz runterzufahren, darf nicht wieder passieren.“ Alternativen wären für ihn das Absenken der Wassertemperatur. Auch eventuell strengere Corona-Regelungen im Herbst bereiten ihm Sorgen: „Ein erneuter Lockdown für den Sport wäre der Todesstoß für viele Vereine.“ Der Sport sei laut Hansen in keiner Phase der Pandemie ein Infektionsherd gewesen und dürfe daher nicht wieder derart eingeschränkt werden.

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