Oper im Landestheater

So war die Premiere der „Zauberflöte“ in Flensburg

So war die Premiere der „Zauberflöte“ in Flensburg

So war die Premiere der „Zauberflöte“ in Flensburg

SHZ
Flensburg
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Kurzweilig: Die Kurz-Zauberflöte im Schleswig-Holsteinischen Landestheater. Foto: Henrik Matzen/shz.de

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Unser Kritiker Christoph Kalies freut sich über eine an Überraschungen reiche, kurzweilige Kurz-Zauberflöte.

Mozarts „Zauberflöte“ coronagerecht in 100 Minuten – das ist eine Herausforderung. Regisseur Hendrik Müller hat sie für das Schleswig-Holsteinische Landestheater angenommen – Figurenpersonal sowie Handlung gestrafft und dennoch bestimmte Aspekte scharf ausgeleuchtet, die sängerischen Höhepunkte erhalten und sogar noch eine hintersinnige Vorgeschichte dazu erzählt. Kaum zu glauben, dass das klappt. Aber es klappt wunderbar.

Alles beginnt an einer Art Jahrmarktsbude mit psychedelischem Dekor (Bühne: Marc Weeger), vor der ein schmieriger Schein-Philosoph zusammen mit einem Typen, der aussieht wie Grusel-Rocker Alice Cooper, vorbeieilende Shopping-Queens und -Kings anlockt, hypnotisiert und in sein Zauberflöten-Panoptikum taumeln lässt.

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Dort – in einer irgendwie klimawandel-geschädigten Welt mit vagabundierender Eisscholle, Polarbär, Pinguin und Palmen – läuft das Zauberflöten-Märchen ab. Der Philosoph taucht als weiser Sarastro (mit herrlichen Tiefen: Timo Hannig) auf, und Alice Cooper (mit balsamischem Tenor: Roger Krebs) als sein treuer Diener.

Dass der Gutmensch Sarastro seine finsteren Seiten hat, zeigt sich an seinem Besitzanspruch, frauenfeindlichen Sprüchen, Wutausbrüchen und an gewissen sadistischen Praktiken, die er in seinem Tempel wohlwollend duldet. Die Königin der Nacht dagegen (mit sensationell brillanter „Rache-Arie“: Ayelet Kagan) ist ein trinksüchtiger Ausbund an gekränkter weiblicher Würde.


Beider Versuche, ihr gemeinsames Töchterchen Pamina (mit klarem Sopran: Malgorzata Rochlawska) gegeneinander in Stellung zu bringen, scheitern an deren gesundem Eigensinn – wofür sie mit der Liebe Taminos (mit kräftigen Heldentenor: Uwe Gottswinter) belohnt wird. Bei all dem darf natürlich der drollige Papageno nicht fehlen (Komödiant mit Vorzeige-Bariton: Rastislav Lalinsky), der zum Schluss eine drollige Papagena findet (Anna Avdalyan). Die Liebe – hach!

Das kleine Orchester unter der Leitung von Kimbo Ishii spielt seine eigene leichtfüßige Zauberflötenversion mit viel Drive, sowie einigen faszinierenden Klavier-Kapriolen.

Standing Ovations in Flensburg für eine an Überraschungen reiche, kurzweilige Kurz-Zauberflöte!

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