REACT-Fördermittel der EU

So will die Berufliche Schule Niebüll den Digitalisierungsrückstand aufholen

So will die Berufliche Schule Niebüll den Digitalisierungsrückstand aufholen

Berufliche Schule Niebüll will Rückstand aufholen

SHZ
Niebüll
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Nicht die Endgeräte stehen im Fokus des Projekts: An den Beruflichen Schulen Niebüll will man neue didaktische Konzepte fördern. Foto: Britta Pedersen/shz.de

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Mit dem Projekt „New Learning 4 New Work“ wollen die Beruflichen Schulen Niebüll eine Vorreiterrolle im Bereich der Digitalisierung spielen. Damit begegnet man auch den Standortnachteilen im nördlichen Nordfriesland.

„Es geht uns um Bildung in der Digitalisierung, nicht um Digitalisierung in der Bildung“, so lautet das Motto des Projekts „New Learning 4 New Work“, kurz NL4NW der Beruflichen Schulen Niebüll. Die Schülerinnen und Schüler der Bildungseinrichtung sollen mittels neuer Lernmodelle besser auf die Arbeitswelt in der „Industrie 4.0“ vorbereitet werden.

Lernen aus der Pandemie – zu spät?

„Vielleicht hätten wir das schon eher machen müssen“, sinniert Studienrat Delf Martin Demmert, der an den Beruflichen Schulen Niebüll für das Projekt verantwortlich ist. NL4NW sei als „Lehre aus der Pandemie“ entstanden. „Zum Glück hatten wir schon vorher gute Voraussetzungen an der Schule“, so Demmert. Mit der Lernplattform „Moodle“, gut ausgebautem WLAN und sogar ersten Erfahrungen im Bereich Online-Unterricht und Videokonferenzen seien die Beruflichen Schulen schon verhältnismäßig gut aufgestellt gewesen.

„Lernen findet im Kopf statt“

Das Projekt will dabei den Fokus weniger auf die Ausstattung der Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten legen. Vielmehr stehen die didaktischen Konzepte zur Arbeit mit verschiedenen Geräten im Vordergrund. Demmert erläutert: „Lernen findet immer noch im Kopf statt.“ Aus der Pandemie habe man gelernt, dass für weite Teile der Schülerschaft das selbstorganisierte Lernen einen „hohen Anspruch“ darstellt, so Demmert. „Im ersten Ausbildungsjahr wollen wir daher Selbstmanagement stärker in den Fokus nehmen. Mehr als Fachinhalte.“

Dazu sei es vor allem nötig, Schülerinnen und Schüler zu begleiten, um sie auf Dauer zu Verhaltensänderungen zu bewegen: „Selbstmanagement kann man nicht unterrichten wie den Dreisatz“, stellt Delf Martin Demmert klar. Deswegen sieht NL4NW ein Selbstlernzentrum vor. Dabei soll es sich um einen Raum handeln, in dem Schüler bildungsgangübergreifend in Gruppen zusammenarbeiten können – selbstverantwortlich, aber unter Betreuung einer Lehrkraft.

Kreis Nordfriesland beantragt Fördermittel bei der EU

Wie der Raum aussehen soll, zeigten Demmert und seine Kollegin am Mittwoch bei der Präsentation im Ausschuss für Kultur und Bildung des Kreises Nordfriesland. Dieser soll als Schulträger einen Fördermittelantrag an die Europäische Union stellen. Die Beruflichen Schulen erhoffen sich Gelder aus der sogenannten REACT-Initiative der EU. Wie etwa das Selbstlernzentrum tatsächlich aussehen wird, hängt von den Fördermitteln ab, aber: „Das ist gut investiertes Geld, selbst wenn es keine Fördermittel geben sollte“, warb Demmert am Mittwoch vor dem Ausschuss für NL4NW.

„Planmäßig soll das Konzept ab dem 10. August umgesetzt werden“, blickt Demmert in die Zukunft. Langfristig möchten die Beruflichen Schulen durch das Konzept die „Nachteile der Region zu Vorteilen werden“ lassen und die Randlage im nördlichen Nordfriesland durch Digitalisierung ausgleichen. Lokal verwurzelte Schülerinnen und Schüler sollen auf diese Weise weiterhin die Möglichkeit haben, ihren Wunschberuf in Niebüll zu lernen.

„Strukturförderer“ in der Randregion

„Wir sehen uns als Strukturförderer in der Region“, sagt Delf Martin Demmert nicht ohne Stolz. Das hat die Region auch dringend nötig, wie die Zahlen zeigen: Die Beruflichen Schulen haben derzeit 800 Schülerinnen und Schüler weniger als noch vor zwölf Jahren. Auch der Lehrkräftemangel macht sich bemerkbar. Wenigstens im Bereich Digitalisierung soll nun vorangegangen werden.

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