Illegaler Abriss auf Sylt

So will der Kreistag historische Gebäude künftig schützen

So will der Kreistag historische Gebäude künftig schützen

So will der Kreistag historische Gebäude künftig schützen

Nils Leifeld/shz.de
Sylt
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Der Alte Gasthof in List auf Sylt ist Ende 2022 illegal abgerissen worden. Foto: Sylter Rundschau/shz

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Der illegale Abriss des Alten Gasthofes in List sorgt seit Ende 2022 für Gesprächsstoff – nicht nur auf Sylt. Nun hat der Kreistag Nordfriesland einen Beschluss zum besseren Schutz historischer Gebäude gefasst.

Es ist knapp sechs Wochen her, doch noch immer erhitzt er die Gemüter: der illegale Abriss des Alten Gasthofes in List auf Sylt am 30. Dezember. Innerhalb weniger Stunden fiel das 1650 erbaute Friesenhaus, das seit 1804 als Gasthof genutzt wurde, der resoluten Schaufel des Abrissbaggers zum Opfer. Viele Menschen in List und anderen Orten von Sylt waren fassungslos. Es gab ein riesiges Medienecho, eine Mahnwache und viele hitzige Diskussionen auf Social Media. Nun ist der illegale Abriss auf Sylt auch Thema der Politik auf Kreisebene geworden.

Kreistag Nordfriesland fasst einstimmigen Beschluss

In seiner Sitzung am Freitag, 10. Februar, hat der Kreistag Nordfriesland einstimmig einen wegweisenden Beschluss gefasst, wie historische Gebäude im Land künftig besser geschützt werden sollen. Der Beschlussvorschlag – „Der nordfriesische Kreistag fordert das Land Schleswig-Holstein, alle Fraktionen und die Landesregierung auf, Regelungslücken im Bau- und Denkmalschutzrecht zu schließen“– klingt zwar etwas dröge. Doch die Details haben es in sich.

So heißt es in dem Antrag, für den die CDU, Grünen und FDP verantwortlich zeichnen, unter Punkt 3: „Ein illegaler Abriss darf keine Vorteile bringen.“ Damit verbunden ist die Forderung an das Land, die Geldbußen für Ordnungswidrigkeiten nach dem Baugesetzbuch (wie im Falle des Alten Gasthofes in List) drastisch zu erhöhen. Und zwar auf bis zu 500.000 Euro.

Höhere Bußgelder für Ordnungswidrigkeiten nach Baugesetzbuch

Desweiteren sollen (historische) Gebäude, deren Status als Kulturdenkmal weggefallen ist, aber nochmal überprüft werden soll, einen vorläufigen Schutzstatus erhalten. Außerdem will der Kreistag, dass das Landesamt für Denkmalpflege personell stark aufgestellt wird und dass die Genehmigungspflicht für die Beseitigung von Gebäuden, die von einer Erhaltungssatzung erfasst werden, wieder eingeführt wird.

„Durch das Ausnutzen von Regelungslücken hat ein Investor in der Gemeinde List einen historischen Gasthof abgerissen, ohne dass die Bauaufsicht des Kreises Nordfriesland informiert werden musste. Dies führte dazu, dass ,Fakten geschaffen´ wurden und der Gasthof abgerissen wurde“, heißt es unter anderem in der Antrags-Begründung.

„Wir wollen, dass sich so ein Vorgang nicht wiederholen kann“, sagte Antragsteller Leif Bodin (CDU). Margot Böhm (Grüne), als Einwohnerin von List am dichtesten dran, sagte, kriminelle Energie lasse sich nie ganz aufhalten, „aber wir wollen nicht, dass so etwas Schule macht“. Kurz und kompakt äußerte sich Sybilla Nitsch (SSW): „Denkmalschutz ist nicht nice to have, sondern ein must have.“

Der Kreistag hat sich in seiner anschließenden Abstimmung dem Antrag von CDU, Grünen und FDP angeschlossen und diesen mit allen Stimmen im Saal beschlossen.

 

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