Oberbürgermeisterwahl 2022

Sollen wieder Züge auf dem stillgelegten Innenstadt-Bahndamm fahren? Die Flensburger OB-Kandidaten positionieren sich

Sollen wieder Züge auf dem Innenstadt-Bahndamm fahren?

Sollen wieder Züge auf dem Innenstadt-Bahndamm fahren?

Julian Heldt/shz.de
Flensburg
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Die NEG möchte auf dem Bahndamm wieder Züge fahren lassen. Große Teile der Ratsversammlung sehen hier eher Potential für einen Radschnellweg. Foto: Collage: Linda Krüger /shz.de

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„Seit Jahren wird in Flensburg über die Nutzung des stillgelegten Bahndamms diskutiert. Einige wünschen sich hier einen Radschnellweg, andere wollen wieder Züge bis zum ZOB fahren lassen. Wie positionieren Sie sich in der Debatte?“ Diese Fr...

Karin Haug (SSW): „Die derzeitige Energiekrise macht uns nachhaltig deutlich, dass wir auf umweltfreundlichen Verkehr für Alle setzen müssen; und das ist nun einmal die Bahn, die zu jeder Jahreszeit und barrierefrei die Mobilität ermöglicht. In Flensburg haben wir zudem das Privileg, dass die Schienen(wege) noch existieren. Diese muss umgehend für den Personen- und Güterverkehr beherzt ausgebaut werden, damit Flensburg auch in Zukunft gut erreichbar ist.

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Die Bundesregierung stellt entsprechende Mittel in Aussicht. Die Fehmarnbeltquerung wird den Weg nach Skandinavien nachhaltig verändert. Damit Flensburg nicht auf der Strecke bleibt, werde ich mit der Deutschen Bahn im Rahmen der Regionalisierung über neue Haltestellen (z.B. am neuen Krankenhaus, an den Beruflichen Schulen) verhandeln und den Ausbau eines neuen deutsch-dänischen Fernbahnhofs angehen. Dieses Vorhaben werde ich energisch vorantreiben.“

Simone Lange (SPD, unterstützt auch von den Grünen): „Der bis zum ZOB still liegende Bahndamm ist im Eigentum der Deutschen Bahn. Ein Verkauf an die Stadt ist solange nicht möglich, solange es Bestrebungen gibt, den Bahndamm zu Zwecken der Bahnnutzung zu reaktivieren. 

Für uns als Stadt sind die still liegenden Flächen ungenutzter Raum, den wir als Stadt sehr gern für moderne Verkehrswege nutzen würden. Dafür gibt es verschiedene Varianten. Man kann einen Radschnellweg herstellen oder einen Fußweg oder eine Reaktivierung durch die Bahn. Dies ist ein Stadtentwicklungsprojekt, dass wir unter Beteiligung der Stadtgesellschaft und der Politik gemeinsam gestalten müssen.

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Solange wir jedoch nicht Eigentümerin dieser Verkehrsflächen sind, können wir es nicht kommunal entscheiden. Meine persönliche Position ist, dass wir in Abstimmung mit der Landesgesellschaft nah.sh den Ausbau des ÖPNV unbedingt vorantreiben sollten. nah.sh ist hierzu in Abstimmung mit uns als Stadt.

Unstrittig ist für mich, dass wir das Netz von Bus und Bahn landesweit bis in die Städte hinein ausbauen müssen. Welche Flächen wir dafür nutzen und welche nicht, muss abgestimmt werden. Am Ende muss ein für die Menschen unserer Stadt gut erreichbares und kostengünstiges Angebot an Bus und Bahn entstehen. Letztendlich entscheidet die Kommunalpolitik über die weiteren Entwicklungen, der wir als Verwaltung fachliche Vorschläge machen.“ 

Fabian Geyer (parteilos, unterstützt von CDU, FDP und WiF): „Über den aktuellen Stand der Debatte habe ich einen guten Überblick. Man hätte die Diskussion längst zielführend beenden können, aber dafür hätte sich die Verwaltungsspitze in dieser Frage stärker um Einvernehmen bemühen müssen.

Mich persönlich reizt die Vorstellung mit einer Bahn bis in die Innenstadt zu fahren. Die Schienen liegen, es gibt einen möglichen Investor und gute Argumente dafür. Der Stellenwert von einer modernen Schieneninfrastruktur ist auch auf Bundes- und Landesebene zuletzt noch einmal gestiegen. Ich möchte nicht, dass Flensburg eine Chance verpasst. Obwohl ich selbst auch regelmäßig mit dem Fahrrad fahre, überzeugen mich die Gegenargumente daher bisher nicht endgültig.

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Die politische Entscheidung aber ist eine andere. Um endlich eine verbindliche Entscheidung herbeizuführen, werde ich mir als Oberbürgermeister noch einmal alle Fakten anschauen und sie mit den Fachplanern gemeinsam bewerten. Das letzte Wort hat dennoch die Ratsversammlung, und an deren Beschlüsse werde ich mich halten.“

Dem vierten OB-Kandidaten, Marc Paysen, wurden die gleichen Fragen gestellt. Er hat auf eine Anfrage von shz.de jedoch nicht reagiert.

In den kommenden Tagen werden die OB-Kandidaten weitere Fragen zu Flensburger Schwerpunktthemen wie Schwangerschaftsabbrüchen oder Wirtschaftsförderung beantworten.

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