Flensburg

Sommerempfang im Stadion erweist sich als würdiger Ersatz zum Deutschen Haus

Sommerempfang im Stadion erweist sich als würdiger Ersatz zum Deutschen Haus

Sommerempfang im Stadion erweist sich als würdiger Ersatz

Antje Walther/shz.de
Flensburg
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Unter anderem der Clown Knut Keller sorgte beim Sommerempfang im Stadion dafür, dass auch für Kinder keine Langeweile aufkam. Foto: Staudt/SHZ

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Viele Familien nutzten am Sonntag das Sommerwetter und erlebten Akrobatik, Musik, Tanz und Kulinarisches beim Familienereignis im Flensburger Stadion. Im obligatorischen Petuh-Schnack zwischen Frau Krischansen und Herrn Johannsen bekamen...

Die Parkplatzsituation rund ums Stadion und jede Menge Fahrräder deuten darauf hin: Die Resonanz auf den Sommerempfang mit der Stadt Flensburg als Gastgeberin ist groß. Ursprünglich als Notlösung während der Corona-Pandemie geboren, entpuppt sich die Outdoor-Variante für den Neujahrsempfang als echtes Familienereignis und würdige Alternative. In Scharen vergnügen sich Flensburger und Benachbarte am Sonntag bei Sommerhitze, Kultur- und Spiel-Programm und Snacks von Pommes bis Wareniki. Besucher sind des Lobes voll über den grünen Ort auf dem Sportfeld im Stadion, teils sonnig, teils von Bäumen beschattet.

Alternativlos ist zum Glück Moderator Holger Heitmann, der souverän und schlagfertig wie in vielen Jahren zuvor durch das breit gefächerte Programm führt. „Siebenjährige Schneeflocken“ nennt er etwa die jüngsten Tänzerinnen der Harrisleer Ballettschule, die vermutlich nicht nur Elternherzen schmelzen lassen.

Moderator Heitmann hat dieses Mal einen Sidekick dabei, nämlich seinen (längst erwachsenen) Sohn Niklas Heitmann. Der schlüpft zugleich in die Rolle des Sängers der Band Soulshine. Die fünf virtuosen Musiker machen mehr als Blues, wie ihr Bandspruch lautet – und stehen in jedem Fall für Qualität und gute Stimmung.

Ukrainischer Sänger Davyd Kadymian zum Finale

Aber auch der Nachwuchs kann sich hören lassen. Die Big Band der Auguste-Viktoria-Schule namens La Banda Viktoria überrascht mit cooler Musikauswahl und ebensolchen Arrangements, darunter der Titel „Bad Guy“ von Billie Eilish.

Das musikalische Finale beim Sommerempfang übernimmt das Duo Davyd. Der Namensgeber ist der ukrainische Sänger Davyd Kadymian, der vor dem Krieg unter anderem in der Show „The Voice of Ukraine“ erfolgreich war. In seiner neuen Heimat Flensburg ist er inzwischen auch populär.

Thema Ukraine allgegenwärtig

Das Thema Ukraine, das spätestens seit dem Februar 2022 die ganze Welt bewegt, ist auch im Stadion allgegenwärtig. Im prächtigen Kostüm eines Eisbären namens Mischka steckt der 15-jährige Ukrainer Artem, der mit seiner Familie das Fest besucht. Seit einem Jahr lebt er bei Flensburg. Auf Deutsch verweist er auf den ukrainischen Verein „Sonnenblume“ und zwei Stände, wo unter anderem ukrainische Spezialitäten verkauft und Spenden für Menschen in Cherson gesammelt werden.

Der Sommerempfang bietet Gelegenheit, die bunte Vielfalt der Stadt zu zeigen und ihren Einwohnern Gelegenheit zu geben, hinter die Kulissen zu sehen. So stellen sich beispielsweise das Technische Betriebszentrum, die Stadtwerke, die Region Sønderjylland-Schleswig, das Europäische Minderheitenzentrum und der Seniorenbeirat vor und den Fragen der Besucher.

Als Frau Krischansen und Herr Johannsen auftauchen für ihren Rundumschlag auf Petuh, füllt sich der Rasen vor der Bühne in Windeseile. Hier kommt niemand ungeschoren davon, scheint den meisten klar zu sein, und so ist es auch.

Die beiden Figuren freuen sich, das Publikum, „Sie alle von Natur“ zu sehen, und werfen ein Auge auf den Oberbürgermeister Fabian Geyer. Es ist sein erster Neujahrsempfang im Sommer in diesem Amt, neben ihm lauscht aufmerksam die neue Stadtpräsidentin Susanne Schäfer-Quäck.

Der Verwaltungschef, den Frau Krischansen liebevoll „armen Stackel“ nennt, habe ja gerade „sein blaues Wunder“ erlebt. Gemeint ist der SSW als Kommunalwahlsieger. Aber Herr Johannsen weiß, und er gendert tüchtig, dass „der Wähler-in nicht immer alles kriegt“, was er gewählt hat.

Und während sich der Wirtschaftsminister Habeck ein „Klein-Kopenhagen“ wünscht mit Blick aufs Radeln, zieht Frau Krischansen das „Klein-Paris“ für Flensburg vor. Denn dort würde gerade den E-Rollern der Garaus gemacht. Dafür gibt es Applaus vom Publikum.

Daumen hoch vom Oberbürgermeister Fabian Geyer

Die beiden thematisieren den Wirtschaftshafen, das Bahnhofshotel, das „dicke Nissen“-Krankenhaus, den Museumsberg, der „noch nicht ganz fertig und schon misslungen“ sei. Und sie stellen ein Muster fest: Was macht die Stadt, fragt Johannsen. Krischansen weiß: „Die diskutieren. Also nix.“ Noch mehr Applaus, und auch Fabian Geyer kann über den Dialog lachen. Er reckt die Daumen hoch in Richtung Bühne. Ein gelungener Sommerempfang auf ganzer Linie.

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