Corona-Pandemie

Spahn: Schwerste Phase der Pandemie – RKI: Bei Schnupfen zuhause bleiben

Spahn: Schwerste Phase der Pandemie – RKI: Bei Schnupfen zuhause bleiben

Schwerste Phase der Pandemie – Bei Schnupfen zuhause bleiben

SHZ
Berlin
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Jens Spahn, (r, CDU) geschäftsführender Bundesgesundheitsminister, und Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch Institut (RKI). (Archivfoto) Foto: dpa/Kay Nietfeld/shz.de

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Gesundheitsminister Jens Spahn befürchtet, angesichts der Corona-Lage Intensiv-Patienten ins benachbarte Ausland verlegen zu müssen. Das sagte er auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit RKI-Chef Lothar Wieler.

Jens Spahn entwirft ein dramatisches Bild der Corona-Lage. „Wir kommen in eine Situation, in der wir erstmals überregional Patienten verlegen müssen, möglicherweise auch ins benachbarte Ausland“, sagte der geschäftsführende Gesundheitsminister. „Wir sind in einer schwierigen, vielleicht sogar der schwersten Phase der Pandemie.“

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Der CDU-Politiker sprach von einer „nationalen Notlage“ und betonte: „Es ist zehn nach Zwölf.“ Es brauche jetzt eine nationale Kraftanstrengung. „Allein mit Impfen, mit Boostern werden wir das Brechen der Welle, das wir kurzfristig brauchen, nicht mehr erreichen.“ Spahn verwies auf die von Bund und Ländern am Donnerstag vereinbarten einheitlichen Schwellenwerte bei der Klinikbelastung, ab denen in den Ländern schärfere Corona-Maßnahmen greifen müssen. Dabei gehe es um einen „Lockdown für Ungeimpfte“ und deutliche Kontaktbeschränkungen.

RKI-Chef: Deutschland ist ein einziger Ausbruch

Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Instituts, unterfütterte die Warnung mit Zahlen: Mehr als jeder vierte deutsche Landkreis liegt demnach über einer Sieben-Tage-Inzidenz von 500, zwölf Kreise haben die 1000 überschritten. Die Zahl der aktiven Covid-Fälle in Deutschland bezifferte Wieler mit einer halben Million. Für die Gruppe der Fünf- bis 14-Jährigen nannte er eine Inzidenz von über 700 – die Zahl der Schulausbrüche steige. Wieler sprach angesichts dieser Daten nicht mehr von einzelnen Ausbrüche, sondern betonte: „Deutschland ist ein einziger großer Ausbruch.“

Es gebe Regionen, in denen „die medizinische Versorgung zum Teil nicht mehr gewährleistet“, sagte Wieler. Impflücken zu schließen und 2G-Regeln reichten nicht aus. Zusätzlich brauche es eine „massive Kontaktreduktion, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen“. Wieler verglich die Corona-Lage mit einem Tanker, der auf die Hafenmauer zusteuere. Bremsen könne man ihn nicht mehr; man müsse aber dafür sorgen, dass er an der Wand nur entlangschrammt, statt sie einzureißen. Wieler: „Wir sind leider an einem Punkt angelangt, an dem wir viel Krankheit und Leid nicht mehr verhindern können.“

RKI: Bei Schnupfen zu Hause bleiben

Der RKI-Chef wiederholte Ratschläge, die das RKI schon vorab verbreitet hatte. Dazu gehört die dringende Empfehlung, „größere Veranstaltungen und enge Kontaktsituationen wie zum Beispiel Tanzveranstaltungen und Clubs abzusagen beziehungsweise zu meiden“. Bei Atemwegserkrankungen wie etwa Schnupfen, Halsschmerzen oder Husten wird allen Menschen weiterhin „dringend empfohlen“, daheim zu bleiben, zudem jedoch einen Hausarzt zu kontaktieren und dort einen PCR-Test machen zu lassen.

Das RKI schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der nicht oder nur einmal geimpften Menschen „insgesamt als sehr hoch ein“. Für vollständig Geimpfte werde sie als „moderat, aber aufgrund der steigenden Infektionszahlen ansteigend“ angenommen. (Mit dpa)

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