Viöl

Spannende Krug-Geschichte: Wie aus dem „Garderuth“ das „Gallehus“ wurde

Spannende Krug-Geschichte: Wie aus dem „Garderuth“ das „Gallehus“ wurde

Spannende Krug-Geschichte: Wie aus dem „Garderuth“ das „Gallehus“ wurde

SHZ
Viöl
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Ein Foto aus besseren Tagen des inzwischen abgerissenen Krugs, aus dem Jahr 2020. Foto: 90037

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Der mittlerweile abgerissene Krug in Viöl war vermutlich viel älter als bisher gedacht. Ursprünglich hieß er „Garderuths“, eine Ableitung vom Vornamen Gertrud.

Der Abriss des Kirchspielskrug Gallehus hat Heinrich Jensen und die Mitglieder des Viöler Kirchspielarchivs noch einmal in den alten Dokumenten stöbern lassen, wo sie neben einem historischen Foto (um 1900) unter anderem auch einen mehr als 350 Jahre alten Festebrief entdeckt haben.


Er belegt, dass Ihre königliche Majestät zu Dänemark und Norwegen dem Kröger Henrich Henrichsen 1669 eine Konzession für den Krug erteilt hat. Dass es nicht die erste Konzession war, davon sind die Archivare überzeugt: „Im alten Kirchdorf Viöl hat es wohl immer schon einen Krug gegeben. Deshalb ist das Gallehus wahrscheinlich viel älter, als alle bisherigen Nachforschungen ergeben haben“, sagt Heinrich Jensen.

Weiterlesen: Gallehus in Viöl wird abgerissen

In der ältesten Fundstelle im Verzeichnis über kirchliche Erhebungen aus dem Jahre 1611 (damals war Pastor Petrus Moth hier Prediger) haben die Archivmitarbeiter folgenden Hinweis gefunden: „Der Krüger in Viöl gibt den 8. Anteil.“ Das bezog sich ihrer Ansicht nach auf den Kirchspielskrug und auf die Höhe seiner Zinszahlung an die Kirche, denn eine Kirchensteuer gab es damals nicht.


Als sicher gilt für sie auch, dass das Gasthaus ursprünglich „Garderuths“ (abgeleitet vom Vornamen Gertrud) hieß und der Name erst vor 45 Jahren in „Gallehus“ umgewandelt wurde. Schuld daran ist vermutlich der alte Viöler Dialekt, bei dem das „G“ wie „Ch“ ausgesprochen wird.

„Bis heute sprechen viele Altviöler den Namen des Kruges Challeruths aus“, weiß Heinrich Jensen. Und nicht der Gasthof, auch viele andere Hausnamen im Kirchspiel, die wahrscheinlich Anfang des 17. Jahrhunderts entstanden sind, hätten so mit der Zeit eine Veränderung in Aussprache und Schreibweise erfahren.

Viele Krüger kamen und gingen wieder

Im Laufe der Jahrhunderte sah das Gasthaus etliche Krüger kommen und gehen, die übrigens in vielen Fällen familiär miteinander verbunden waren. Als 1976 erstmals das Namensschild „Kirchspielskrug Gallehus“ über die Tür gehängt wurde, gehörte das inzwischen sehr ansehnliche Landgasthaus Thomas und Angelika Carstensen.

Auf sie folgten noch weitere Besitzer, die zumeist ihr Bestes gaben, um den Gasthof zu erhalten. Doch der Zahn der Zeit nagte zusehends am Gemäuer, irgendwann versagte die marode Heizung immer öfter ihren Dienst.

Den Verfall folgte der Abriss

Als der Betrieb im Sommer 2020 aus verschiedenen Gründen eingestellt wurde und die Räume kaum noch genutzt und beheizt wurden, nahm das Schicksal seinen Lauf: Der Verfall schritt nun sehr rasch voran und der Abriss wurde unumgänglich. Letztendlich haben auch Immobilien nur eine begrenzte Lebenserwartung.

Ob es an dieser Stelle wieder Gastronomie und/oder ein Hotel geben wird, steht derzeit noch in den Sternen. Die Gemeinde hofft auf interessierte Investoren mit passenden Konzepten. „Auf jeden Fall wollen wir an dieser Stelle das Zentrum von Viöl wiederbeleben“, sagt Bürgermeister Heinrich Schmidt-Durdaut.

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