Arbeitsmarkt und bezahlbarer Wohnraum in SH

SPD: Land muss Fachkräften Jobs, Wohnungen und Kita-Plätze besorgen

SPD: Land muss Fachkräften Jobs, Wohnungen und Kita-Plätze besorgen

SPD: Land muss Fachkräften Jobs und Wohnungen besorgen

Kay Müller, SHZ
Kiel
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In den kommenden Jahren werden in Schleswig-Holstein jede Menge Fachkräfte fehlen. Foto: dpa/shz.de

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Fraktionschef Thomas Losse-Müller fordert eine eigene Agentur, die für kleine und mittlere Betriebe Arbeitskräfte anwirbt und Probleme bei der Zuwanderung regelt. shz.de erklärt, wie das gehen soll.

Kaum habe er bei seiner Sommerreise durchs Land irgendwo einen Fuß in der Tür gehabt, habe er dieses eine Wort gehört, sagt Thomas Losse-Müller: Fachkräftemangel. „Das Problem wird immer größer“, meint der SPD-Fraktionschef – und fordert die Landesregierung zum Handeln auf. „Es braucht eine Agentur, die sich dem Problem annimmt. Das Land muss eine aktive Managementaufgabe übernehmen.“

Weil viele Branchen immer mehr Probleme haben, gute Mitarbeiter zu finden, müsse die Regierung in allen Bereichen gemeinsam mit Gewerkschaften und Unternehmen den Bedarf an Fachkräften aus dem Ausland ermitteln – und zwar perspektivisch für die nächsten Jahre für alle Regionen Schleswig-Holsteins. In einem zweiten Schritt soll das Land dann gezielt Fachkräfte anwerben. „Denn nur große Unternehmen, wie etwa das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein schaffen das selbst. Kleine und mittelständische Betriebe, wie es sie meist in Schleswig-Holstein gibt, können das allein nicht leisten“, sagt Losse-Müller.

Staat soll bürokratische Hürden beseitigen

Die neue Agentur müsse auch dafür sorgen, dass bürokratische Hindernisse bei der Zuwanderung beseitigt werden, fordert SPD-Chefin Serpil Midyatli, die ebenfalls auf Sommerreise bei Behörden und Betrieben im Land war. „Denn die Hürden sind für viele Firmen so hoch, dass sie daran verzweifeln und am Ende die Jobs nicht besetzen können.“

Die neue Agentur soll aber nach dem Willen der SPD nicht nur Jobs vermitteln. „Die mangelnde Verfügbarkeit von Wohnraum wird zur Wachstumsbremse“, meint Losse-Müller. Oft gebe es Betriebe, die sich wie der Batteriehersteller Northvolt in Heide ansiedeln wollen, dort aber nicht genügend Wohnungen für die Mitarbeiter vorfinden – und schon gar keine bezahlbaren. „Das gilt auch für Brunsbüttel, wo beim Bau des LNG-Terminals 150 und für Eckernförde wo beim Ausbau des Marinestützpunkts bis zu 1000 neue Stellen entstehen sollen“, sagt Losse-Müller. Fachkräfte seien heute nur noch zu bekommen, wenn sie nicht nur vernünftig bezahlt würden, sondern auch eine gute Infrastruktur vorfinden – etwa Kitaplätze. „Das muss man zusammendenken, und das ist die Aufgabe der Regierung.“

Midyatli hat sich die Brisanz auf dem Wohnungsmarkt auf Sylt schildern lassen: „Dort gibt es 600 Bewerbungen auf eine bezahlbare Wohnung“, so die SPD-Chefin. Die Kommunen auf den Inseln seien nicht in der Lage, genügend neuen Wohnraum zu schaffen, weil die Landesförderung nicht ausreiche. „Auf den Inseln ist das Bauen um 45 Prozent teurer als auf dem Festland. Da muss das Land die Zuschüsse pro Quadratmeter anpassen“, fordert Midyatli.

Ein Baustein um den Druck aus dem Markt zu nehmen sei das Wohnraumschutzgesetz, das die SPD gerade in den Landtag eingebracht hat. Damit könnten Kommunen verhindern, dass immer mehr fest vermietete Wohnungen zu Ferienappartements umgenutzt werden, sagt Losse-Müller. „Dieser Trend ist schon lange nicht mehr nur in den Küstenorten zu sehen, sondern auch im Landesinneren.“

Dauerwohnungen sollen nicht zu Ferienwohnungen werden

Das habe auch Auswirkungen auf die Dorfstrukturen, klagt Midyatli, weil es immer mehr Wohnungen gebe, die nur teilweise genutzt werden, und immer weniger Ehrenamtler, die das Dorfleben aufrecht erhalten. Der Trend, zur Umwidmung von Wohnungen sei aber schon lange nicht mehr auf die Küstenorte beschränkt, sondern habe längst das Landesinnere erreicht., so Losse-Müller. Und auch dort fänden Menschen immer weniger bezahlbaren Wohnraum.

Mehr als nur ein Klingelschild für die neue Agentur

Um Schleswig-Holstein für Fachkräfte attraktiver zu machen, die dauerhaft im Norden leben wollen, müsse das Land die neue Agentur schnell schaffen. „Die Lösung muss so groß sein wie das Problem“, sagt Losse-Müller. Es genüge nicht, dort zwei Mitarbeiter einzustellen. „Nur ein Klingelschild anzubringen, reicht nicht.“

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