Kommunalwahl 2023 in Friedrichstadt

SPD, SSW und CDU gleich stark: Wer geht mit wem zusammen in Friedrichstadt?

SPD, SSW und CDU gleich stark: Wer geht mit wem zusammen in Friedrichstadt?

Wer geht mit wem zusammen in Friedrichstadt?

Ilse Buchwald/shz.de
Friedrichstadt
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51,9 Prozent betrug die Wahlbeteiligung in Friedrichstadt. Foto: Helmuth Möller/shz.de

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Keine klare Mehrheit gibt es in der Friedrichstädter Stadtverordnetenversammlung. Diese setzt sich außerdem fast völlig neu zusammen, vom alten Gremium machen nur vier Stadtvertreter weiter. Und neu dazu kommen die Grünen.

Tobias Tietgen ist stolz auf seine SPD in Friedrichstadt: „Entgegen Kreis- und Landestrend haben wir dazu gewonnen und sind Wahlsieger geworden.“ Mit 30,3 Prozent liegt die SPD knapp vor dem SSW (30 Prozent) und der CDU (25,9.). Sie hat einen Sitz dazu gewonnen. „Wir fühlen uns damit in unserem Tun bestärkt.“ Allerdings haben auch SSW und CDU je fünf Sitze in dem Stadtparlament, das von 13 auf 17 Stadtvertreter angewachsen ist.

„Wir müssen jetzt sehen, welche Mehrheit sich finden lässt. Wir haben bislang mit dem SSW sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet“, so Tietgen. Mit Blick auf die konstituierende Sitzung am 8. Juni soll das nun besprochen werden. Dann wird von der neuen Stadtvertretung auch der ehrenamtliche Bürgermeister gewählt. Tietgen ist bislang der einzige Kandidat für dieses Amt. Er ist seit 1992 in der Friedrichstädter Kommunalpolitik tätig, überwiegend als bürgerliches Mitglied in Ausschüssen, die letzten zwei Jahre als Fraktionsvorsitzender. Neu im Stadtrat sind Doreen Stümpel, Volker Klomann und Jessica Pooch. Der fünfte im Bunde ist Dietrich Jacobs, der bereits Stadtvertreter ist.

„Wichtig ist, dass wir für die Stadt und die Bürger zusammenarbeiten. Mit parteipolitischen Gezänk wollen wir uns nicht beschäftigen, wir haben doch einiges vor der Brust, wie die Wärmeversorgung und Wohnraum schaffen“, so Tietgen.

Auch in Friedrichstadt: Deutlich mehr Zuspruch für SSW

Als wahrer Sieger kann sich der SSW fühlen. Die Partei erzielte satte 11,7 Prozent zusätzliche Stimmen. „Wir sind völlig überrascht, niemand hätte an einen derartigen Zuwachs gedacht. Sonst hatten wir immer nur zwei Mandate, jetzt sind es fünf. Das ist eine völlig neue Situation“, sagt Fraktionsvorsitzender Heiko Schönhoff. Der SSW habe nun die Möglichkeit vielmehr Einfluss auf die Politik zu nehmen, „vor allen Dingen für unser Vorhaben, Ruhe und Transparenz in die Politik zu bringen und ein ausgewogenes Maß zwischen Tourismus und den Belangen der Bürger zu erreichen“.

Wie es genau weitergehe, werde man in den nächsten Tagen mit den anderen Parteien besprechen. Es sei nicht davon auszugehen, dass es eine Fraktionsgemeinschaft mit dem SSW geben werde, wie sie zwischen CDU und Friedrichstädter Bürgerverein bestanden habe. Schönhoff ist seit 15 Jahren Stadtvertreter und derzeit auch 3. stellvertretender Bürgermeister. Erfahrung als Stadtvertreter hat auch Andreas Pruns. Neu dabein sind Jan Kratochvil, Sonja Wulff und Sonja Schönhoff.

Was macht die CDU?

Auch die CDU ist glücklich mit ihrem Ergebnis. Sie hat nur einen Mini-Verlust von 0,1 Prozent hinnehmen müssen. „Wir sind überwältigt, dabei sind wir nur mit sechs Kandidaten angetreten, vier davon haben ihr Direktmandat gewonnen“, so der Fraktionsvorsitzende Björn Jensen, der selbst über die Liste hineingekommen ist. „Mit neun Kandidaten hätten wir sicherlich noch mehr Stimmen gewonnen.“

Welche Konstellation ist denkbar? Nach der Auflösung des Friedrichstädter Bürgervereins fehle nun eine weitere Fraktion der bürgerlichen Mitte für eine Koalition, so Jensen weiter. Und die Vergangenheit habe gezeigt, dass SPD und SSW eng zusammenarbeiten. Die CDU bringt mit Fritz Nicolaisen, Jana Gasch, Bastian Winkelmann und Uwe Eisenmann vier neue Kräfte. Jensen selbst war von 2008 bis 2018 schon einmal Stadtvertreter, und ab 2013 stellvertretender Bürgermeister. „Da die vier neu sind, wollen wir auch erstmal keinen Bürgermeister stellen. Sie sollen erstmal kommunalpolitische Luft schnuppern.“

Grüne neu dabei

Premiere feiern die Grünen in der Stadtverordnetenversammlung mit Malou Corinth und Bernd-Roland Hündorf, der allerdings in den 1990er für die AWGF im Stadtrat saß und dort gegen das geplante Grachtendorf am anderen Treeneufer kämpfte. „Wir sind zufrieden, dass wir reingekommen sind, ein Sitz mehr wäre aber schon gut gewesen. Wir sind guter Dinge, dass wir mit den anderen gut zusammen arbeiten werden.“

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