Energie

SPD will Hälfte aller Häuser in SH an Fernwärmenetze anschließen

SPD will Hälfte aller Häuser in SH an Fernwärmenetze anschließen

SPD will Hälfte aller Häuser in SH an Fernwärme anschließen

Kay Müller
Kiel
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Dis SPD fordert, mehr Kommunen so wie Flensburg mit Fernwärme zu versorgen, die aus Erneuerbaren Energien gespeist wird. Foto: Marcus Dewanger

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Die Landesregierung soll mit 200 Millionen Euro eine neue Infrastrukturgesellschaft aufbauen, und so möglichst viele Häuser in Schleswig-Holstein ans Fernwärmenetz anschließen. Nur so seien die Klimaziele zu erreichen, meint SPD-Fraktionschef ...

Wie bekomme ich in der Zukunft meine Wohnung zu bezahlbaren Preisen warm? Diese Frage beschäftigt in diesen Tagen wohl fast jeden Schleswig-Holsteiner. Thomas Losse-Müller hat da eine Lösung: „Das zentrale Instrument, die Wärmewende voranzutreiben, ist der Ausbau der Wärmenetze“, sagt der Oppositionsführer, der das Thema im November im Landtag debattieren will.

Gerade hat er sich auf einer Reise mit seiner SPD-Fraktion in Dänemark schlau gemacht, was für Vorteile so ein ausgebautes Fernwärmenetz für Hausbesitzer und Mieter haben kann, die sich dann nicht mehr selbst um Öl, Gas oder andere Energieträger kümmern müssen. „Dänemark ist uns da zehn bis 15 Jahre voraus“, sagt Losse-Müller. Dort seien rund 65 Prozent der Haushalte an Fernwärmenetze angeschlossen, in ganz Deutschland seien es nur rund 14 Prozent. „In Schleswig-Holstein wissen wir nicht mal genau, wie viele es sind, es dürften aber so um die 20 Prozent sein.“

Land müsste 200 Millionen Euro Notkredite aufnehmen

Um ein genaues Bild darüber zu bekommen, für welche Kommunen sich der Aufbau eines Fernwärmenetzes lohnt, fordert Losse-Müller, dass die Landesregierung eine landesweite Übersicht erstellt – so wie sie in Dänemark schon vor Jahren gegeben habe. Dazu soll die Landesregierung von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) neue Notkredite aufnehmen, um eine mit 200 Millionen Euro ausgestattete Infrastrukturgesellschaft zu gründen, die Kommunen bei Konzeptionierung sowie Aufbau und Finanzierung der Netze unter die Arme greift. „Das macht keinen Sinn, wenn das jede Kommune einzeln macht“, sagt Losse-Müller.

Einer, der vor genau diesem Problem steht, ist Helge Kohrt. Der ehrenamtliche Bürgermeister von Osdorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) sagt, es einige seiner rund 2500 Einwohner gibt, die sich für Fernwärme interessieren. Auch deswegen hat Kohrt für seine Gemeinde ein Gutachten für den Bau eines Wärmenetzes erstellen lassen. „Das würde uns 13 Millionen Euro kosten. Wir haben aber nur einen Jahreshaushalt von höchstens fünf Millionen Euro. Da wird so eine Ausgabe bei unseren 13 Gemeindevertretern schon für Ohren-Schlackern sorgen.“ Zudem wollten die Hausbesitzer Klarheit darüber, was der Anschluss ans Netz und der Verbrauch kosten wird. „Das können wir als kleine Gemeinde nicht leisten“, sagt Kohrt.

Viele Kommunen sind mit Wärmewende überfordert

„Da muss die Infrastrukturgesellschaft helfen“, fordert Thomas Losse-Müller, der die Gefahr sieht, dass manche Gemeinden die hohen Ausgaben scheuen. Dabei sei das Netz schon rentabel wenn sich nur die Hälfte der Haushalte anschließen lassen. Das Ziel des SPD-Fraktionschefs: „Wenn wir bis 2030 eine Anschlussquote von 50 Prozent schaffen, wäre das sehr sehr gut.“

Die Fernwärme ist für Losse-Müller auch der Schlüssel zur Energiewende. Denn Betreiber von Fernwärmenetzen könnten auch leichter auf erneuerbare Energien als Quelle setzen als mancher finanziell klamme Hausbesitzer. Es gebe genügend Beispiele bei den nördlichen Nachbarn, so wolle Sonderburg bis 2029 klimaneutral sein, in Ganz Dänemark sollen bis 2030 rund 95 Prozent aller Heizungen mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Im dänischen Esbjerg hat der SPD-Fraktionschef erfahren, wie eine Kommune durch eine Pumpe, im Winter Wärme aus der Nordsee gewinnen kann. „Das wäre auch für Stadtwerke in Kiel oder Flensburg eine Option.“

Für Losse-Müller ist jedenfalls eines klar: „Wenn die Landesregierung die Klimaneutralität bis 2035 erreichen will, ist der Ausbau der Wärmenetze der einzig richtige Weg.“

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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Zusammenhalt: Es geht noch viel mehr in Nordschleswig“