Retten und bergen im Amt Süderbrarup

Spektakuläre Einsätze: Feuerwehr-Nachwuchs probt den Ernstfall

Spektakuläre Einsätze: Feuerwehr-Nachwuchs probt den Ernstfall

Feuerwehr-Nachwuchs probt den Ernstfall

SHZ
Süderbrarup
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Mit Hilfe eines Rettungsbrettes zieht der 14-jährige Vitos Trumpke (r.) eine Puppe anstelle einer verletzten Person aus dem verunglückten Fahrzeug. Foto: Doris Ambrosius / SHZ

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Beim Blaulichttag in Süderbrarup mussten sich die Mitglieder der Jugendfeuerwehren aus dem Amt in realistischen Einsatzszenarien bewähren.

Als es beim Bersten der Autoscheibe laut knallte, erschrecken die Jugendlichen doch, obwohl sie es hatten kommen sehen. „Das ist einfach der Hammer.“ Vitos Trumpke (14) aus Rügge war total begeistert, „dass wir alles selbst machen und ausprobieren dürfen“. Er nimmt gerade an der zweiten Übung am Blaulichttag der Jugendfeuerwehr des Amtes Süderbrarup teil – und die hat es in sich: Ein nachgestellter schwerer Autounfall, eine verletzte Person muss aus einem Auto befreit werden. Sie hat zwar Puls und atmet, aber sie ist bewusstlos und nicht ansprechbar. Die Autotür lässt sich nicht öffnen.


Die Helfer öffnen deshalb die hintere Autoscheibe, erreichen von dort die Person und schützen sie vor den Glassplittern, die auf sie regnen, als die vordere Scheibe eingeschlagen wird. Sven Schmidt, Wehrführer Mohrkirch, erläutert jeden Schritt, die Jugendlichen hören und schauen hochkonzentriert zu. Um die Gerätschaften „Spreizer“ und „Schneider“ zu halten, sind zwei Personen erforderlich, denn sie sind schwer. Vitos freut sich, dass er überall mit anpacken darf, auch als die Frau mit einem Rettungsbrett geborgen wird. „Das ist alles echt aufregend und toll“, erklärt er. Besonders viel Spaß macht ihm das Abtrennen des Autodachs.

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Sinn der Übung: Ausprobieren und lernen

Vitos ist seit dreieinhalb Jahren mit großer Freude in der Jugendfeuerwehr. „Ich bin durch meinen Vater darauf gekommen und habe mich im Internet informiert“, sagt er. „Die großen Autos haben mich schon immer interessiert, die Gerätschaften, die Technik und einfach alles ausprobieren zu können und zu lernen.“ Er will auf jeden Fall später zur Berufsfeuerwehr gehen. „Dass ich Menschen helfen kann, mit anpacken und der Zusammenhalt ist das, was ich besonders gut finde“, erläutert er seine Motivation.

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Den Blick in den Schrank nicht vergessen

Dann steht eine weitere Übung auf dem Programm: Ein brennendes Haus, in dem noch Personen gefangen sein könnten. Immer zu zweit robben die Jugendlichen durch das „qualmende“ Haus. Sie können kaum etwas sehen, tasten sich an den Wänden entlang und prüfen jedes Zimmer, genau so, wie es die echten Atemschutzträger tun würden. „Ganz besonders toll finde ich, dass nichts vergessen wurde, auch nicht der Schrank im Flur“, sagt Jugendgruppenleiter Mads Borghardt und auch Jugendwart Jürgen Sörnsen ist sehr stolz auf die umsichtigen Teilnehmer. Die wussten offenbar, dass Menschen dazu neigen, sich in gefährlichen Situationen in Schränken zu verstecken und deshalb auch dort nachgeschaut werden muss.

Gruppenführerin Jana Knackstedt (17) aus Steinfeld behält während der Übungen die Ruhe, handelt kompetent und umsichtig. Sie ist für die Einteilung, die Sicherheit und das Wohlergehen ihrer Kameraden verantwortlich. „Heute zeigt sich geballt, welche Verantwortung dahintersteckt und welche hohe Konzentration das abfordert“, erklärt sie nach der zweiten Übung, ohne zu wissen, dass es noch anstrengender werden wird. Denn es folgt noch eine dritte Übung. Dabei gilt es eine unter einem Baum eingeklemmte Person zu retten, während der Wald brennt, nachgestellt mit Strohballen.

Gruppenführerin weiß, was sie will – und was nicht

Auch Jana Knackstedt hat sich schon immer für die Feuerwehr interessiert; ihr Vater ist Wehrführer in Steinfeld. Sie hat bereits Teil I der Truppmann-Prüfung absolviert und weiß schon genau was sie will, aber auch, was ihr nicht so liegt. Atemschutzgeräteträger würde sie beispielsweise nicht werden wollen. „In das dunkle Unbekannte zu gehen, und dann noch in engen Räumen, da würde ich vermutlich Platzangst bekommen“, meint sie.

Amtswehrführer Jürgen Werner verfolgt das gesamte Geschehen mit Stolz und Begeisterung, ist aber auch etwas betrübt: „In der langen Corona-Pause haben wir leider 20 junge Mitglieder verloren“, sagt er. „Aber nun geht es wieder los, ihr könnt gerne wiederkommen“, sagt er und hofft er, dass sein Aufruf gehört wird.

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