Benannt nach Mädchen aus Wyk

Ein Sprinter für alle Fälle: Wie das „Julemobil“ auf Föhr unverzichtbar wurde

Ein Sprinter für alle Fälle: Wie das „Julemobil“ auf Föhr unverzichtbar wurde

Wie das „Julemobil“ auf Föhr unverzichtbar wurde

SHZ
Föhr
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Sven Schunke (li.) und Oliver Marco Pohl vom Verein Lebenshilfe Inseln Amrum, Föhr & Sylt vor dem Jule-Mobil. Foto: Silke Kurtz / SHZ

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Im Mai 2021 hatte das „Julemobil“ der Lebenshilfe seinen ersten Einsatz auf Föhr. Inzwischen ist es auf der Insel kaum mehr wegzudenken. Das sind die Gründe.

Vor zwei Jahren meldete die Familie der Schwerbehinderten Jule aus Wyk für ihre Tochter Bedarf für ein passendes Transportmittel an. Schnell kam die Finanzierungsfrage für ein Spezialfahrzeug auf. Schließlich sind spezielle Umbauten eines Serienmodells erforderlich, um Busse der Sprinter-Klasse rollstuhlgerecht zu machen. Und die kosten Geld.

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„Julemobil“ benannt nach Mädchen aus Wyk

Doch mittlerweile steht es da, das „Julemobil“, nach dem Mädchen benannt, dessen Geschichte die Idee ins Rollen brachte. Ohne die finanzielle Unterstützung des Autohauses Föhr, der Aktiven der Initiative „Haltepunkt“ sowie des Lions-Clubs, wäre es nicht möglich gewesen, die Idee von einem insularen Bus für die Lebenshilfe zu realisieren. Inzwischen hat sich der Sprinter auf der Insel längst etabliert und dient auf Föhr einer großen Community. Nämlich jedem, der ein nutzungsorientiertes Transportangebot braucht. Ausgelegt ist der Lebenshilfe-Bus für drei Personen: Fahrende, Begleitende und zu Transportierende. „Wir haben ganz unterschiedliche Bedarfsanfragen: Aus Seniorenheimen oder Pflegeeinrichtungen, die ihre Gäste zu Veranstaltungen fahren möchten“, erläutert Oliver Marco Pohl vom Verein Lebenshilfe Inseln Amrum, Föhr & Sylt, der sich für Menschen mit Behinderungen einsetzt.

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„Aber es gibt auch Familien, die dieses Angebot für sich in Anspruch nehmen, um ihre Lieben den Einkauf zu ermöglichen oder um einfach mal einen Ausflug zu machen“, so Pohl weiter. Besonders emotional war für ihn die Rückmeldung einer Nutzerin, die ihre betagte und im Rollstuhl sitzende Mutter mithilfe des Busses nach langer Zeit einmal wieder zum Einkauf in einem Blumenladen abholen konnte.


Durch die installierte Rollstuhlhebevorrichtung und die Sicherungsgurte im Fahrzeuginneren können Fahrgäste bequem und sicher verladen werden. „Wir nehmen uns viel Zeit, alle Beteiligten im Vorweg mit dem Fahrzeug vertraut zu machen. Sicheres Handling ist absolut wichtig, wenn jemand den Bus der Lebenshilfe nutzen möchte. Sowohl für den Fahrgast, Fahrer als auch für uns als Betreiber“, erklärt Pohl. „Weil wir nicht immer vor Ort sein können, wurde auf unsere Veranlassung hin ein Schlüsseltresor installiert. Wer den Wagen anfragt, erhält den Code und kann sich jederzeit den Schlüssel abholen.“

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Lebenshilfe als funktionierender Sozialraum

Betriebskosten wie Steuer, Versicherung und auch Sprit werden von der Lebenshilfe getragen. Somit dient der Bus gemeinnützigen Zwecken. „Ein funktionierender Sozialraum ist besonders auf den Inseln von elementarer Bedeutung“, sagt Sven Schunke vom Verein Lebenshilfe Inseln Amrum, Föhr & Sylt, der seit zwölf Jahren auf Föhr lebt.

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Für Pohl und Schunke, der als erfahrener Erzieher aktuell eine zusätzliche Ausbildung zum Heilpädagogen absolviert, ist ihre Arbeit und soziales Engagement eine Herzensangelegenheit. Menschen mit Einschränkungen das Leben ein wenig zu erleichtern, Alltags-Support zu geben und dabei zu helfen, gesellschaftliche Barrieren abzubauen.

Derzeit befasst sich der Lebenshilfe Stützpunkt Am Grünstreifen 1 in Wyk mit der Umgestaltung und Ausbau der Räumlichkeiten, damit bisherige Angebote erweitert werden können. Kinder bis zum 18.Lebensjahr, bei denen die Prognose auf eine Behinderung besteht oder vorhanden ist, finden hier ein spezifisches Coaching-Maßnahmen und Eingliederungsunterstützung.

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