Kappeln/Süderbrarup

Spritpreise auf Rekordhöhe: Das sind die Sorgen der Pendler

Spritpreise auf Rekordhöhe: Das sind die Sorgen der Pendler

Spritpreise auf Rekordhöhe: Das sind die Sorgen der Pendler

SHZ
Kappeln/Süderbrarup
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Leerer Tank, hohe Spritkosten: Bei Preisen über 2 Euro pro Liter kommt bei Vielfahrern Verzweiflung auf. Foto: Doris Ambrosius/shz.de

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Gerade auf dem Land sind viele Menschen aus beruflichen Gründen oft mit dem Auto unterwegs. Wie stemmen sie die hohen Spritpreise? Und gibt es für sie Alternativen zum Auto?

Die Spritpreise sind in schwindelerregende Höhe gestiegen, und niemand weiß, wie es weitergehen wird. Vor einigen Wochen war man schon über 1,75 Euro pro Liter entsetzt, aber nun liegen die Preise weit über 2 Euro. Für viele Menschen, vor allem für Pendler, die jeden Tag viele Kilometer zur Arbeit fahren müssen, ist das eine finanzielle Belastung, die der eine oder andere so schnell gar nicht leisten kann, ohne starke Einschnitte in seinem Leben vorzunehmen.

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Claudia Thordsen aus Böel macht sich große Sorgen um ihren Sohn Domenik. Er ist Autist und konnte deshalb keine Berufsausbildung machen. „Deshalb arbeitet er im Niedriglohnsektor, verdient 1200 Euro im Monat und fährt jeden Tag mit dem Auto 36 Kilometer nach Kappeln und zurück. Oft hat er eine Sechstagewoche,“ erklärt sie. Aufgrund von Teilschichten könne es vorkommen, dass er die Strecke auch zweimal am Tag fahren müsse.


Öffentlicher Nahverkehr ist keine Alternative

Problematisch sei vor allem, dass die Busse in dem von ihm benötigten Zeitraum meist nicht fahren, sodass es auch keine Alternative zum Auto gebe, fügt sie hinzu. „Die Heizkosten sind auch um 80 Euro gestiegen, sodass sein Leben nicht mal mehr innerhalb des Existenzminimums liegt, sondern darunter, obwohl er jeden Tag arbeitet“, sagt Thordsen. Auch die Pendlerpauschale nütze nichts, da die Erhöhung erst ab dem 28. Kilometer berechnet würde. „Letztendlich sind so gut wie keine Freizeitaktivitäten mehr möglich“, sagt sie. „Das ist eine Konsequenz daraus.“

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Eine Frau aus Kappeln (56), die anonym bleiben möchte, überlegt derzeit, ob sie ihr Auto verkaufen und auf E-Roller und Carsharing umwechseln soll. „Im Moment tanke ich immer nur für 20 Euro in der Hoffnung, es sinkt die nächsten Tage wieder“, erklärt sie. Bislang aber würde sie jeden Morgen enttäuscht, eher fühle es sich so an, als ob die Preise täglich stiegen.

Höhere staatliche Rückvergütung in Dänemark

Harald Meisser (65) pendelt täglich 130 Kilometer nach Kolding und muss fünf Mal im Monat jeweils 60 Liter tanken. „Das ist jetzt bei 2,19 Euro pro Liter natürlich echt krass“, sagt er. „Das sind mal eben ungefähr 150 bis 200 Euro höhere Kosten im Monat.“ Da habe er Glück, in Dänemark zu arbeiten, meint er, denn dort sei die staatliche Rückvergütung für Kilometer höher als in Deutschland. Derzeit spare er durch langsameres Fahren rund 20 Prozent Kraftstoff, brauche dafür aber auch mehr Zeit. „Aber uns geht es ja gut, in unserem Alter haben wir alles bezahlt. Nur mein Sohn zum Beispiel fährt auch täglich 100 Kilometer zur Arbeit. Und die jungen Familien trifft es ja viel schlimmer, die können das nicht mal eben so auffangen.“

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Für Kerstin Frahm (55) aus Kappeln ist es nicht nur wegen der hohen Spritpreise, sondern auch aus dem Umweltaspekt wichtig, das Auto möglichst viel stehen zu lassen. „Ich fahre an allen Werktagen von Kappeln nach Süderbrarup und zurück und werde diese Strecke zukünftig, wenn das Wetter besser ist, mit dem E-Bike absolvieren“, erklärt sie. Andere, wirklich notwendige Fahrten bündele sie, und ihr Mann könne glücklicherweise zu Fuß zur Arbeit gehen.


„Es lohnt sich nicht, sich über die Preise aufzuregen, sondern es geht darum, dass jeder Einzelne jetzt seinen Konsum in der Hand hat und überlegt, was er selber dafür tun kann, um Geld einzusparen“, ist sie der Auffassung. Ähnlich verhalte es sich mit den anderen Energiekosten wie Strom oder Heizung. Frahm: „Ich muss mir halt überlegen, wie ich mich dem ganzen anpasse, denn ich habe ja keinen Einfluss darauf.“

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