Bundestagswahl

SSW: Solide Aussichten auf den Einzug

SSW: Solide Aussichten auf den Einzug

SSW: Solide Aussichten auf den Einzug

SHZ
Flensburg
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SSW-Spitzenkandidat Stefan Seidler mit Ehefrau Marianne bei der SSW-Wahlparty in Flensburg. Foto: Michael Staudt, SHZ

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Rückenwind für Berlin: Erste Hochrechnungen sehen den SSW, die Partei der dänischen Minderheit, erstmals seit 1953 im Bundestag.

Die 50 Parteianhänger im Saal des Flensborghus, des dänischen Versammlungszentrums in Flensburg, jubeln von der Lautstärke her für 100, als die erste Hochrechnung der ARD um kurz nach 18 Uhr auf den Fernsehmonitoren erscheint: Der Sender sieht den SSW „seit Jahrzehnten voraussichtlich mit einem Sitz im Bundestag vertreten“. Zuletzt war das bis 1953 der Fall.


Partei-Geschäftsführer Martin Lorenzen will die gute Stimmung keinesfalls kaputtmachen, sieht sich aber genötigt, spontan ans Mikrofon zu eilen und zu betonen: Das wirkliche Ergebnis sei dies noch nicht. Schon kurz vor Schließung der Wahllokale hat Lorenzen betont: „Es kann sein, dass wir hier bis Mitternacht sitzen, bis wir Klarheit haben. Ich hoffe, ihr habt Sitzfleisch.“ Sympathie sei dem SSW im Wahlkampf jedenfalls reichlich entgegengebracht worden, betont Lorenzen. „Die Frage ist aber, ob das auch Stimmen bedeutet.“


So oder so – Parteivorsitzender Flemming Meyer hält fest: „Wir haben bereits jetzt fantastisch viel erreicht, egal, wie das Ergebnis auch ausfällt. Als ein Beispiel verweist Meyer auf „die viele Aufmerksamkeit in den Medien. Das kommt auch der Minderheit auf beiden Seiten der Grenze zugute.“ Kurze Zeit später, um 18.30 Uhr, schaltet sich denn auch gleich das erste dänische Fernsehprogramm live in den Saal. Dass Dänen „die Macht in Berlin erobern wollen“, wie es in dänischen Schlagzeilen heißt, interessiert auch in Kopenhagen oder Aarhus.

Mit einer Einschätzung, wie knapp es beim Einzug ins Parlament werden könnte, tut sich Flemming Meyer schwer. Mit Blick auf die Erfahrung bei Landtags- und Kommunalwahlen erklärt er: Da habe man zumindest bei insgesamt eher niedriger Wahlbeteiligung von einem guten Abschneiden ausgehen können. „Und zwar, weil wir da auf relativ viele Stammwähler bauen konnten. Heute aber haben auch wir nicht mehr so viele Stammwähler.“


Anke Spoorendonk, bis 2017 Ministerin für Kultur Justiz und Europa in Kiel und bis dahin das Gesicht des SSW in Schleswig-Holstein, fasst ihre Sicht der Dinge am frühen Abend so zusammen: „So weit, so gut.“ Natürlich wünscht sie sich ein Mandat in Berlin für Spitzenkandidat Stefan Seidler. Aber selbst, wenn nicht: „Die Erfahrungen, die wir in diesem Wahlkampf gesammelt haben, sind Gold wert. Unter anderem konnten wir viele neue, auch junge Kräfte mobilisieren, das wird uns auch im nächsten Landtags- und Kommunalwahlkampf zugute kommen.“

Der Spitzenkandidat gibt sich demütig

Seidler hat von alten Hasen in der großen Politik zumindest schon jetzt die Routine übernommen, dass die Hauptperson ein bisschen auf sich warten lässt. Es ist bereits 18.45 Uhr, als er mit seiner Frau Marianne einen umjubelten Einzug ins Flensborghus hält. Seidler gibt sich demütig: Stolz sei er, wie die Anhängerschaft gerackert habe. Aufgrund eurer Arbeit sehen wir heute bei der ARD einen Platz für den SSW im Bundestag. Aber es gibt noch viel, das wir abwarten müssen.“ Wobei die nächste Hochrechnung den bisherigen Trend bestätigt. Auch gegen 19 Uhr: Der SSW hat eine solide Chance, einen Sitz zu ergattern.

Schnell wird das Gelände trittfester. Erste Eindrücke der Zweitstimmen-Ergebnisse aus den Wahlkreisen offenbaren Rückenwind: Um kurz nach 19.30 Uhr steht die Partei der dänischen Minderheit da im Wahlkreis Schleswig-Flensburg bei neun, in Nordfriesland bei 6,5 und in Rendsburg-Eckernförde bei 6,5 Prozent. Alles über den internen Erwartungen, freut sich Landtagsabgeordnete Jette Waldinger-Thiering.

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