Nach Vorfällen in Trinkerszene

Stadt Flensburg baut Bänke der „Südermarktszene“ ab – „Rote Linie der Toleranz überschritten“

Stadt Flensburg baut Bänke der „Südermarktszene“ ab

Stadt Flensburg baut Bänke der „Südermarktszene“ ab

SHZ
Flensburg
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Die Holzbänke am Südermarkt werden abgebaut. Foto: Karsten Sörensen/shz.de

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Immer wieder wurde die Gruppe, die sich zum Trinken und Plaudern am Südermarkt trifft, kritisiert. Denn es kam auch zu Schlägen und Pöbeleien. Jetzt zieht die Stadt Konsequenzen.

„Die Rote Linie der Toleranz ist überschritten“ – so heißt es in einer Mitteilung der Stadt Flensburg. Die Bänke auf dem Südermarkt werden nun abgebaut. Grund sind mehrere Vorfälle innerhalb der sogenannten „Südermarktszene“, sie sich auf der Plattform trifft.

„Wenn heute die Bänke auf der Südermarktplattform abgebaut werden, so ist das eine sichtbare Maßnahme, mit der die Stadtverwaltung gegen das Auftreten Einzelner aus der sogenannten ,Südermarktszene' vorgeht“, erklärt Stadtsprecher Christian Reimer. „Weitere Maßnahmen können folgen.“

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Lange habe die Stadt das Verhalten der Menschen dort toleriert und versucht, mit verschiedenen Maßnahmen Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten. Alle Versuche die Aufenthaltsqualität zu verbessern, um dadurch die Situation am Südermarkt zu entspannen, und der Einsatz von Streetworkern hätten laut Reimer nicht ausreichend gefruchtet. „Jetzt zieht die Stadt daraus Konsequenzen.“

Schlägerei mit verletzter Person

Unter anderem soll es am Eröffnungstag des Weihnachtsmarktes gegen 22 Uhr zu einem Polizeieinsatz auf dem Südermarkt gekommen sein. Polizeisprecherin Sandra Otte bestätigte, dass bei einer Schlägerei eine Person verletzt wurde. Was der Auslöser für die Auseinandersetzung gewesen sein soll, ist unklar. Es kam nach Informationen von shz.de zu Auseinandersetzungen mit Weihnachtsmarktbesuchern. Polizeisprecherin Otte konnte dies auf Anfrage nicht bestätigen. Es wurden Personalien von mehreren Person festgestellt.

„Der Schutz der Besucher und Betreiber des Weihnachtsmarktes muss gesichert sein, das gebietet schon die augenblickliche, sehr angespannte Lage durch verfügte Coronamaßnahmen im Innenstadtbereich“, so CDU-Ratsherr Karsten Sörensen. Seine Fraktion hatte bei der Verwaltung unter anderem eine temporärer Sperrung der Plattform ins Gespräch gebracht.

Südermarkt-Forum fordert länger härteres Durchgreifen

„Auch wenn unsere Toleranzschwelle bei Menschen in schwierigen Lebenslagen hoch ist, so wurde sie durch die Vorfälle vor einigen Tagen sehr deutlich überquert. Von einigen Menschen wurde die rote Linie jetzt überschritten“, sagt Stadtrat Stephan Kleinschmidt. „Der Abbau der Sitzbänke ist dabei ein wichtiger Schritt. Ebenso soll die Präsenz der Ordnungsverwaltung und der Polizei erhöht werden. Damit wollen wir – auch nach gemeinsamer Beratung mit örtlichen Akteuren – weiteren Konflikten vorbeugen“

Schon seit Jahren gibt es immer wieder Diskussionen, wie die Plattform einvernehmlich genutzt werden könnte. Der ehemalige Sprecher des „Südermarkt-Forums“ forderte unter anderem eine Kameraüberwachung und ein Alkoholverbot auf dem Südermarkt – gab zuletzt aber entnervt seine Position in dem Forum auf. „Es ist keine Bereitschaft erkennbar, das Problem grundsätzlich anzugehen“, so die Kritik von Volker Willandsen.

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„Helferherz“ bleibt am Südermarkt

Auf der anderen Seite versuchen die Ehrenamtlerinnen von „Helferherz“, den Personen aus der Szene unbürokratisch und niedrigschwellig zu helfen, unter anderem mit einer Essens- und Kleidungs-Ausgabe sowie mit zahlreichen Gesprächen. Auch Loretta Parzentny von Helferherz äußerte Verständnis für die Sperrung der Plattform. „Der Südermarkt ist für alle da, da möchten Leute auch mit ihren Kindern in Ruhe hingehen können“, so die Ehrenamtlerin. „Es war so viel Unfrieden da. Es sind Vorfälle gewesen, die gehen einfach nicht.“ Die Ausgabe von Helferherz soll nun jeden Dienstag an einem anderen Ort am Südermarkt stattfinden.

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Aus der Szene waren zuletzt Forderungen nach einem sogenannten Drückerraum geäußert worden. Eine solche Räumlichkeit bietet für Drogenkonsumenten einen geschützten Ort sowie unter anderem steriles Spritzbesteck.

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