Schleswig

Steak, Eier und Suppe aus dem Automaten

Steak, Eier und Suppe aus dem Automaten

Steak, Eier und Suppe aus dem Automaten

Michelle Ritterbusch/shz.de
Schleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Rick Dalchow schaut regelmäßig am Hofautomaten nach dem Rechten und füllt die Bestände wieder auf. Foto: Michelle Ritterbusch/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Rund um die Uhr qualitativ hochwertige Lebensmittel – das ist das Konzept des Hofautomaten am Stadtfeld. Der Betreiber Rick Dalchow ist sich sicher, dass regionale Produkte auch in Zeiten steigender Kosten und sinkender Kauflust gut nachgefragt werden.

Es ist Montag, 22.30 Uhr. Wer jetzt erschöpft von der Spätschicht nach Hause kommt und feststellt, dass er vergessen hat, den Kühlschrank aufzufüllen, hat schlechte Karten. Die Supermärkte haben längst geschlossen. Was bleibt, ist der Weg zur Tankstelle – oder zum Stadtfeld. Am Vitalien hat Rick Walchow einen Hofautomaten aufgestellt. Hier gibt es Fleisch, Eier und Suppen – alles von regionalen Anbietern.

Funktioniert wie ein Süßigkeitenautomat

Das Ganze funktioniert wie ein Süßigkeitenautomat, wie man ihn aus Krankenhäusern und anderen öffentlichen Gebäuden kennt: Die Lebensmittel sind in Regale sortiert. Unter jedem Artikel steht eine Nummer, die über ein Zahlenfeld rechts neben dem Schaufenster eingegeben werden kann.

Nun noch den auf dem kleinen Bildschirm angezeigten Betrag bar oder per EC-Karte bezahlen und schon fährt eine Art Hebebühne aus dem unteren Bereich der Apparatur hoch, greift sich den gewünschten Artikel und gibt ihn unten durch eine Klappe frei.

Es gibt Bratwurst, Steak, Currysuppe, Currywurst, Chili con Carne, Honig, Eier und mehr. Rund 50 Artikel werden in dem Hofautomaten angeboten. Sie kommen von Anbietern aus der Region: Bunde Wischen, Landschlachterei Petersen Engbrück, Imkerei Trenktrog, Hof Schlickert und Panorama Catering.

Käse statt Grillwurst

„Ich habe alles selbst probiert“, sagt Dalchow. „Nur was ich selbst als gut empfinde, kann ich auch weiterempfehlen.“ Aktuell stellt er das Sortiment etwas um, denn die Grillsaison ist vorbei – „das merke ich ganz deutlich“. Wurden vor einigen Wochen in den Abendstunden an den Wochenenden noch Fleisch und Würste am Automaten erworben, ist diese Nachfrage zurückgegangen. Nun soll Käse ins Sortiment aufgenommen werden und wieder mehr Kunden anlocken. Außerdem wurden Suppen und Sauerfleisch ins Angebot aufgenommen.

Über eine App wird Dalchow informiert, wenn ein Schubfach leer, Ware steckengeblieben oder die Glastür nicht richtig verschlossen ist. So hat er alles im Blick, was in der kleinen weißen Hütte vor dem Vitalien, in der der Automat untergebracht ist, passiert.

Fünf Bratwürste für 5 Euro am Stadtfeld

Unter anderem bekommt er mit, sobald ein Kunde etwas kauft. In den ersten zwei Monaten passierte das noch nicht in ausreichendem Ausmaß. Der Hofautomat rentiert sich noch nicht. „Es muss sich noch rumsprechen“, ist der Betreiber weiter optimistisch. Aber er hat festgestellt, dass die Schleswiger vorsichtiger geworden sind, wenn es darum geht, Geld auszugeben.

Lage nicht optimal

Und er räumt ein, dass die Lage nicht optimal sei: Einmal quer über die Straße lockt Rewe mit vermeintlich günstigeren Preisen. „Meine Preise sind genauso hoch – teilweise sogar niedriger“, sagt Dalchow. Ein Glas Suppe kostet zwischen 3 und 4 Euro, fünf Bratwürste 5 Euro, ein Glas Honig 7,50 Euro. Dalchow will mit Regionalität punkten. Das habe auch in Zeiten steigender Inflation Zukunft, glaubt er: „Viele Menschen wollen von Produkten aus Massentierhaltung Abstand nehmen.“

Außerdem will sich der Schubyer mit besonderen Angeboten von den Supermärkten abheben: Neben Putensteak und Bratwurst gibt es verschiedene Variationen von Gallowayfleisch. Es gibt Hüftsteak, Bratwurst, Jagdwurst und mehr. Auch Wild ist im Hofautomaten zu finden.

Rick Dalchow sieht geringe Nachfrage gelassen

Was besonders gut bei den Kunden ankommt, könne er aufgrund der kurzen Zeit noch nicht sagen: An einem Tag liefen Wiener Würstchen gut. Dann füllte er den Bestand auf – und die Nachfrage versiegte wieder.

Dass die Verkäufe nach zwei Monaten Laufzeit noch nicht ausreichen, sieht Dalchow gelassen: Für ihn ist der Hofautomat lediglich ein zweites Standbein. Seine Haupteinnahmequelle ist sein Bauunternehmen. „Solange ich nicht zu viel draufzahle, stört es mich nicht“, sagt er. Wenn Artikel mal länger im Automaten liegen und sich dem Mindesthaltbarkeitsdatum nähern, nimmt er sie raus. „Dann mache ich einen Grillabend.“

Ein Hofautomat für den Stadthafen in Schleswig

So ein Angebot brauche ein paar Monate, bis es von vielen wahrgenommen werde. Aber Dalchow ist optimistisch, dass sich das noch ändert. So optimistisch, dass er schon weiterplant: Am Stadthafen in Schleswig ist ein weiterer Hofautomat geplant. Vermutlich Anfang nächsten Jahres geht es los. „Da ist die Nachfrage anders“, ist er sich sicher. „Da sind die Camper und Segler.“

Außerdem sollen die Hofautomaten auch über die Stadtgrenzen Schleswigs hinaus Kunden begeistern: In Rendsburg an der Schwebefähre und in Eckernförde am Wohnmobilstellplatz sind weitere Standorte geplant.

Mehr lesen