Verkehr und Mobilität in Kappeln

Steigende Benzinpreise: Kommt jetzt der Run auf die E-Autos?

Kommt jetzt der Run auf die E-Autos?

Steigende Benzinpreise: Kommt jetzt der Run auf die E-Autos?

SHZ
Kappeln
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Björn Fabian vor dem Autohaus Petersen in Schrepperie – allerdings steht er vor einem Benziner. E-Autos sind bei ihm derzeit nicht vorrätig. Foto: Martina Boetticher/shz.de

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Der Sprit wird teurer, die Prämie für Elektrofahrzeuge wird verlängert: Was bedeutet das für Autohäuser in Kappeln? Wir haben bei einigen von ihnen nachgefragt.

Vor wenigen Tagen hat die neue Bundesregierung die Prämie für den Kauf von Elektroautos, die zum Jahresende auslaufen sollte, verlängert. Damit gibt es nun auch über den 31. Dezember hinaus knapp 10.000 Euro Zuschuss beim Kauf eines Stromers. Richtig Anlass darüber zu jubeln, besteht im Moment allerdings nicht, denn derzeit gibt es fast nirgends ein E-Auto zu kaufen. Auf Nachfrage bei den Autohäusern in und um Kappeln herum bekommt man zurzeit überall dieselbe Auskunft: Der Markt ist absolut leer.


Marc Pokropp, Verkaufsleiter beim Autohaus Schmidt in Kappeln, berichtet, dass es grundsätzlich im abgelaufenen Jahr eine viel höhere Nachfrage gegeben habe, als er erwartet habe. „Im vergangenen halben Jahr ist ungefähr jedes zehnte verkaufte Auto ein reines E-Mobil und jedes neunte ein Hybridfahrzeug gewesen“, sagt Pokropp.

E-Autos im Portfolio der meisten Autohersteller

VW verkaufe schon seit 2013 elektrische Pkw. Das erste vollelektrische Modell sei demnach der E-Up gewesen. Inzwischen bieten die meisten Autohersteller verschiedene rein elektrische oder Hybrid-Modelle an. Nur Toyota macht hier eine Ausnahme. Beim Autohaus Warkentin war zu hören, dass Toyota zwar das Hybrid-Fahrzeug Prius, aber keine voll elektrischen Modelle anbietet.

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Besonders die Kleinwagen waren gefragt

Björn Fabian vom Autohaus Petersen in Schrepperie meint: „Der gesamte Fahrzeugmarkt ist noch nie so sonderbar gewesen wie jetzt.“ Er verkauft die Marke Renault, bei der Elektrofahrzeuge ebenfalls schon lange zum Programm gehören. „Aber erst in diesem Jahr haben die Kunden wirklich Vertrauen zu dem Produkt gefasst“, sagt Fabian. Absolute Renner seien hier in den vergangenen Monaten die kleinen Stromer gewesen, der Twingo oder der Zoe. Björn Fabian hat nach eigenen Angaben ungefähr 50 der Kleinwagen verkauft.

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Lieferfrist bis zu zwölf Monate

Aber mittlerweile ist auch bei ihm alles ausverkauft – „und es kommt auch erstmal nichts nach“, sagt er. Die Liste der Vorbestellungen sei bereits lang, und die Kunden müssten bei Lieferfristen von zehn bis zwölf Monaten jede Menge Geduld mitbringen. „Aber wer sich entschlossen hat, ein Elektroauto zu kaufen, der wartet dann eben“, hat Fabian festgestellt. Dass jemand auf einen Verbrenner umschwenke, um schneller an ein Auto zu kommen, das käme nicht vor, meint der Verkaufsleiter. „Wer sich für ein E-Fahrzeug entschieden hat, der will dann auch dieses Auto haben und nicht einen Benziner.“


Käufer aus allen Schichten

Seine Kunden kommen aus allen Schichten und Bereichen der Gesellschaft, berichtet er. Früher seien es eher junge, umweltbewusste Leute gewesen, die ein Elektrofahrzeug gekauft hätten. Inzwischen seien aber alle Gruppen vertreten. Auch viele Firmen würden bei der Anschaffung von Firmenwagen auf E-Antrieb umsatteln. „Der thermische Motor ist eindeutig auf dem Rückzug“, sagt Fabian. „Dennoch machen die Verkaufsanteile der E-Autos bisher am gesamten Umsatz nur einen kleinen Bruchteil aus.“ Sie würden aber vermehrt nachgefragt, und es kämen immer mehr Modelle auf den Markt.

Handicap bleibt die geringe Reichweite

„Die Fördermittel spielen dabei eine große Rolle“, sagt Fabian. Aber wenn jetzt die Strompreise weiter stiegen, könne das Strom-Tanken auch recht teuer werden. Ein großes Handicap bei der Entscheidung für einen Elektroantrieb sei zudem die geringe Reichweite der Wagen. Daher würden diese Fahrzeuge bevorzugt von Menschen gekauft, die nur kurze Strecken fahren und zu Hause oder in der Firma Solarstrom tanken können oder das Fahrzeug als Zweitwagen nutzen.

Unzureichende Ladeinfrastruktur in der Region

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Die befragten Autoverkäufer sind sich zudem darüber einig, dass die Ladeinfrastruktur hier in der Region noch völlig unzureichend sei. Das Autohaus Schmidt bietet zwei Ladesäulen an, die in der Sommersaison ständig besetzt gewesen seien. Marc Pokropp beschreibt sinnbildlich: „Die Kunden haben sich quasi darum geprügelt.“ Die Nachfrage nach den Stromautos würde steigen, wenn sich die Rahmenbedingungen für die Nutzung der E-Mobile verbessern würden, glaubt er. Und dann müssten natürlich auch genügend Fahrzeuge produziert werden, damit man tatsächlich wieder eines kaufen kann.

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