Im Ortsteil Schiol

In Steinbergkirche formiert sich Widerstand gegen Solarpark-Pläne von Vattenfall

Widerstand gegen Solarpark-Pläne von Vattenfall

Widerstand gegen Solarpark-Pläne von Vattenfall

Jörg Kasischke und Ove Jensen/shz.de
Schiol
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In Sorge wegen Plänen für einen Solarpark: (von links) Inka Vollertsen, Gerd Blenckner, Anette Uhlen, Norbert Andersson, Verena Thieser und Horst Ratje aus Schiol in der Gemeinde Steinbergkirche. Foto: Jörg Kasischke/shz.de

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Bewohner von Schiol sehen die Idylle in ihrer kleinen Ortschaft in Gefahr. Sie seien nicht gegen die Energiewende, betonen sie, halten andere Orte aber besser für Solarenergie-Anlagen geeignet.

Bewohner des Örtchens Schiol, einem idyllischen Ortsteil der Gemeinde Steinbergkirche mit 16 Häusern, sind in großer Sorge. Sie befürchten, dass künftig ein großer Solarpark statt Raps und Landwirtschaft ihren Wohnort prägen wird. Sie werfen der Gemeinde vor, nicht über die Pläne des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall informiert worden zu sein, dass dieser in Schiol Solar-Freiflächenanlagen errichten möchte.

So soll der Stromerzeuger bereits „Claims geltend gemacht“ und diese der Gemeindevertretung vorgestellt haben, heißt es in Schiol.

Ein Vattenfall-Sprecher bestätigt auf Nachfrage von shz.de, dass man sich für Flächen in der Gemeinde Steinbergkirche interessiere.

Man stehe im Austausch mit Landeigentümern vor Ort. Konkrete Festlegungen zur Größe des Projekts gebe jedoch noch nicht. Unter den Bewohnern von Schiol kursiert die Größenangabe 85 Hektar.

Norbert Andersson aus Schiol kritisiert, dass die Anwohner nicht informiert wurden. „Seit Ende März ist das bekannt, wir haben davon aber erst jetzt und ganz zufällig gehört.“

„Solarparks lieber an der Autobahn“

Die aufgeregten Anwohner betonen, keine Querulanten zu sein, sondern lediglich Bürger, die mit ihrem Anliegen und ihren Sorgen ernst genommen werden wollen. Sie seien auch für erneuerbare Energien und befürworten ausdrücklich den Bau eines klimaneutralen Nahwärmenetzes für die Gemeinde Steinbergkirche. Für eine Solar-Freiflächenanlagen sei aber „die richtige Standortwahl von entscheidender Bedeutung“. Konflikte mit dem Natur-, Arten- und Landschaftsschutz müssten unbedingt vermieden werden, sagen sie. Eher kämen brach liegende Flächen, Standorte entlang von Autobahnen und Schienen oder auch Flächen in Windparks in Frage, argumentieren sie.

Die Anwohner befürchten, dass unter Vorschieben des geplanten klimaneutralen Nahwärmenetzes Landeigentümer in Schiol ihre eigenen Geschäfte mit Vattenfall machen könnten.

Darauf in der Einwohnerversammlung der Gemeinde Steinbergkirche angesprochen, erklärte Bürgermeister Johannes Erichsen, dass Solar-Freiflächenanlagen keine privilegierten Anlagen seien und deshalb grundsätzlich eine gemeindliche Bauleitplanung notwendig sei. 

Die Gemeinde habe aber keinen Aufstellungsbeschluss gefasst. „Es gibt viele Anfragen dieser Art, bevor wir aber Entscheidungen und Beschlüsse fassen, wollen wir das Ergebnis unserer laufenden Weißflächenkartierung auf Gemeindeebene abwarten, die uns Klarheit verschaffen wird, welche Flächen aus Sicht der Gemeinde und der Landesplanung überhaupt für Solar-Freiflächenanlagen in Frage kommen können. Derzeit sieht es so aus, dass die Fläche in Schiol wahrscheinlich gar nicht geeignet ist“, sagt Erichsen.

Außerdem strebe die Gemeinde eine Höchstfläche von etwa drei Prozent des Gemeindegebietes für Solar-Freiflächenanlagen an, das wären 107 Hektar. „Wo diese Flächen letztendlich liegen könnten und ob die Gemeinde das auch will, das kann heute noch niemand sagen. Es besteht kein Grund zur Sorge“, so Erichsen.

Vattenfall signalisiert Gesprächsbereitschaft

Vattenfall-Sprecher Wiese betont: „Wir sind offen, was eine mögliche Umsetzung des Projekts anbelangt, insbesondere was die spätere Sichtbarkeit der Anlage betrifft, die sich durch eine entsprechende Bepflanzung deutlich reduzieren lässt.“ Man stelle sich gerne der Diskussion.

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