Pläne für CO2-Lagerstätte

Streit mit Dänemark wegen Kohlendioxid-Speicher unter der Nordsee

Streit mit Dänemark wegen Kohlendioxid-Speicher unter der Nordsee

Streit mit DK wegen CO2-Speicher unter der Nordsee

SHZ
Kiel/Kopenhagen
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Nordsee vor Sylt: 250 Kilometer nordwestlich von hier will Dänemark unter dem Meer eine Lagerstätte für Kohlendioxid bauen lassen. Foto: imageBROKER/Wilfried Wirth via www.imago-images.de/shz.de

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Bei der Planung des Projekts ignoriert das Energieministerium in Kopenhagen deutsche Beteiligungsrechte – in Schleswig-Holstein sind Naturschützer und Umweltminister Jan Philipp Albrecht verärgert. Das sind die Gründe.

Dänische Pläne für eine Lagerstätte von Kohlendioxid unter der Nordsee sorgen für Streit mit Deutschland und Schleswig-Holstein. Grund dafür ist, dass Dänemarks Energieministerium den Umfang der vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfung hat festlegen lassen, ohne an diesem sogenannten „Scoping“ mögliche Betroffene in Deutschland zu beteiligen.

„Ein eklatanter Verstoß gegen die Espoo-Konvention“, wettert Reinhard Knof, Vorsitzender der schleswig-holsteinischen Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager. Die Espoo-Konvention besagt, dass bei drohenden grenzüberschreitenden Auswirkungen von Projekten die Nachbarstaaten an der Umweltverträglichkeitsprüfung samt vorherigem Scoping beteiligt werden müssen.

Dänemark räumt den Fehler in einem Brief ans Umweltressort ein

Das aber hat die zuständige Behörde nicht getan. „Der dänischen Energieagentur war nicht bewusst, dass sie während der Scoping-Phase Nachbarstaaten konsultieren musste“, hat Dänemarks Regierung diese Woche zerknirscht in einem Brief an das Bundesumweltministerium geschrieben – und angeboten, die Beteiligung nachzuholen.

Minister Albrecht will jetzt eine nachträgliche Beteiligung

Darauf besteht nun Schleswig-Holsteins grüner Umweltminister Jan Philipp Albrecht, an den der Bund den Brief weitergeleitet hat. „Ich halte eine nachträgliche Beteiligung unseres Ministeriums für nötig“, sagt er. Auch Knof beharrt auf einer Beteiligung seiner Bürgerinitiative und hat Beschwerde in Dänemark eingelegt.

Kopenhagen fördert das Projekt „Greensand“ mit 26 Millionen Euro

In der Sache liegen die Streithähne ebenfalls weit auseinander. Die Dänen halten das unterirdische Verpressen von CO2 für sinnvoll, um das klimaschädliche Gas so aus der Atmosphäre herauszuhalten. Daher hat das dänische Energieministerium sogar gerade beschlossen, die von einem Konsortium um den deutschen Ölproduzenten Wintershall Dea geplante Nordsee-Lagerstätte namens „Greensand“ mit 26 Millionen Euro zu fördern.

Der Speicher in einem alten Öl-Bohrfeld 250 Kilometer nordwestlich von Sylt soll ab Ende 2022 das CO2 aufnehmen, das bei der Zementherstellung in der Fabrik „Aalborg Portland“ entsteht und dort abgeschieden wird. Eine Million Tonnen CO2 könnten bis 2025 aufgenommen werden, ab 2030 sogar bis zu acht Millionen.

Albrecht warnt vor Gefahren für das Weltnaturerbe Wattenmeer

Dagegen sieht man die Pläne in Deutschland kritisch. Der Kieler Minister Albrecht mahnt, es müssten „insbesondere Gefahren für das Weltnaturerbe Wattenmeer ausgeschlossen sein“. Naturschützer Knof fürchtet, dass eingelagertes CO2 wieder aus den alten Bohrlöchern austritt und so Muscheln, Austern oder Algen bedroht. „Das wäre eine ökologische Katastrophe für die ganze Nordsee“, warnt er.

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