Tortenwerkstatt Harrislee
Die süßen Sünden von Konditormeisterin Andrea Kopf sind gefragt wie nie
Die süßen Sünden von Konditormeisterin Andrea Kopf sind gefragt wie nie
Süße Sünden von Konditormeisterin Andrea Kopf gefragt
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Von der Taufe bis zur Hochzeit: Manche Familien hat Andrea Kopf schon rundum versorgt in den elf Jahren des Bestehens des Ladens. In diesem Jahr ist die Nachfrage nach Kuchen und Torten besonders groß.
Gut sichtbar im Laden hängt ein Schild, auf dem steht: „Kuchen macht nicht dick, er zieht nur die Falten glatt“. Der Spruch entschärft jedes schlechte Gewissen, das manche süße Sünde auslösen mag, hat Konditormeisterin Andrea Kopf beobachtet. Vor elf Jahren hat sie ihre Tortenwerkstatt in Harrislee gegründet und so viel zu tun wie nie.
Und doch werde sie immer wieder gefragt, ob es den Laden noch gebe, staunt sie. Vor vier Jahren ist sie aus dem Industriegebiet an die zentrale Süderstraße umgezogen. Aber Harrisleer, sagt die 46-Jährige, seien die wenigsten unter ihren Kunden. Die verstreuen sich von Olpenitz bis Rendsburg, Niebüll bis Damp.
Werbung mache sie keine mehr, sagt Kopf. Die Kunden kommen auch so. Manche Familien hat sie inzwischen schon von der Taufe über den ersten Schultag bis hin zur Hochzeit mit Köstlichkeiten versorgt. Vor allem in den Sommermonaten ist die Nachfrage nach ihren mehrstöckigen Torten und Kuchen enorm.
An Wochenenden können es schon mal fünf bis zehn Hochzeitstorten werden; insgesamt zählt Andrea Kopf davon 180 Bestellungen jährlich. Hinzukommen Kuchen und Gebäck zu Geburtstagen, Taufen, Einschulungen.
„Kein Halten mehr“: Viele haben Feste auf 2021 oder 2022 verschoben
Im Moment beziffert sie den Vorlauf mit sechs Wochen. Nach dem Corona-Jahr, in dem sie sich glücklich schätzen durfte, gut durchzukommen, „gibt es jetzt kein Halten mehr“. Viele hätten Feste von 2020 auf 2021, manche auch um zwei Jahre verschoben, erzählt Kopf.
Doch wurde auch im Jahr der Lockdowns mit Kuchen und Torten gefeiert. Und „viele Kinder“, sagt Kopf mit Blick auf längst Erwachsene, haben in der besuchsarmen Pandemie zum Beispiel Geburtstagskuchen bestellt für ihre Eltern. Und ihnen womöglich die Zeit versüßt.
Sie selbst hatte mehr Freizeit als je zuvor im Corona-Jahr, sogar an Wochenenden, das war ungewohnt. Allerdings überlege sie noch, ob sie bei der Terminvergabe wie zu Corona-Zeiten bleibe. Das sei fürs Planen angenehm, während sie zuvor keine Öffnungszeiten hatte und irgendwie immer erreichbar war.
Auch unter der fliederfarbenen Maske, die farblich mit dem Internetauftritt der Tortenwerkstatt harmoniert, Stichwort Corporate Design, kann man sich dem Duft des Raumes nicht entziehen. Schokoladen-Biscuitböden kühlen gerade aus und verbreiten ungestraft ihr Aroma. Montag und Dienstag seien zumeist ihre Back- und Dekotage, erklärt Andrea Kopf.
In einem der fünf Kühlschränke wartet ein „naked cake“ darauf, abgeholt zu werden. Besonders sind, so erläutert die Expertin, die echten Rosenblüten als Dekoration und, dass man die einzelnen Schichten sehen kann – in diesem Fall unter anderem Himbeerquark. Der klassische Vintage-Stil sei im Süden Deutschlands schon seit 20 Jahren sehr beliebt, im Norden beobachte sie das noch nicht so lange.
Einen anderen Trend, den Andrea Kopf seit ein paar Jahren erkennt, sind Torten zur Einschulung; das Ereignis sei ein richtiges Event. Und Abi-Torten kämen aktuell hinzu.
Sie komme aus der „badischen Ecke“, formuliert die 46-Jährige, die seit 2010 in Harrislee lebt. Schon mit 15 Jahren habe sie ihre Lehre begonnen, sei dafür von zu Hause ausgezogen, wenn auch nur aus ihrem Dorf 24 Kilometer weiter. Ihr Handwerk hat sie von der Pike auf gelernt, sagt Andrea Kopf. Erfahrungen sammelte sie in sieben Konditoreien in Baden-Württemberg und ist nun seit 21 Jahren Konditormeisterin.
Der Beruf sei sehr vielfältig, schwärmt sie und zählt „Eis, Pralinen, Gebäck“ als Bereiche auf, die dazugehören. Ihr Steckenpferd sind Pralinen und Schokolade; denen widme sie sich verstärkt in der Weihnachtszeit.
Als sie angefangen habe, gab es noch die klassischen Buttercremetorten, erinnert sich die 46-Jährige. Heutzutage sind die Torten nicht mehr so schwer und schokoladig und werde stattdessen viel mit Joghurt, Quark und frischen Früchten gearbeitet. Sie selbst sei gar nicht der „Sahnetorten-Typ“, verrät die Meisterin. Sie zieht eher Rühr- und Zupfkuchen vor.
Natürlich stellt sich die Expertin auf die Bedürfnisse ihrer Klientel ein, hat die Klassiker, aber auch laktose-, gelatine- und glutenfreie Kuchen im Repertoire. Alles selbst ausprobiert, alles verkostet oder durch die kritische Verwandtschaft und Freude verkosten lassen. „Das geht eins zu eins“, berichtet sie das Resultat. „Und es merkt keiner.“ Nur vegane Kuchen biete sie nicht an, dafür sei sie doch zu sehr „Handwerkerin“.
Expertin für „Paw Patrol“-Figuren und Meerjungfrauen
Wenn die Konditormeisterin ihre Kunden berät, entstehe das Werk schon in ihrem Kopf. Die Deko stellt sie selbst her. Längst ist Andrea Kopf firm, was sämtliche Filmfiguren von „Paw Patrol“ betrifft, modelliert auch Einhörner und Meerjungfrauen am laufenden Band. Und wenn sie mal was nicht kennt, googelt sie es, sagt sie lachend.
Im Oktober wird eine Torte für einen Game-of-Thrones-Fan fällig. Ein Foto von einem Muster hängt an Kopfs Pinnwand. Schon jetzt überlegt sie, wie sie das (essbare) Schwert oben rausgucken lässt und wird sogar eine helle Landkarte aus essbarem Rollfondant, mit dem sie oft arbeitet, bedrucken lassen.
Auf die Phantasie lässt sie sich ohne Grenzen ein, bremst schon eher manche Kunden bei der Quantität, denn den Gedanken, dass man eine halbe Torte wegwirft, findet sie „furchtbar“. Alternativ in fast mundgerechten vier mal vier Zentimeter großen Portionen schlägt sie dann oft als Ergänzung „Sahne Fours“ vor. Davon kann man dann auch mal mehrere Stücke genießen…