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Sylt mit Autozug oder Fähre – was ist günstiger, schneller, flexibler, schöner?

Sylt mit Autozug oder Fähre – was ist günstiger, schneller, flexibler, schöner?

Sylt mit Autozug oder Fähre – was ist günstiger, schneller?

Lea Sarah Pischel/shz.de
Westerland
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Eine Reise nach Sylt ist auf unterschiedlichen Wegen möglich, per Fähre oder auch per Autozug. Foto: Sung Ho/shz.de

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Verschiedene Wege führen nach Sylt: Autofahrer können zwischen der Fähre und zwei Autozügen wählen. shz.de hat Fahrpläne, Kosten, Flexibilität und auch den Urlaubsfaktor verglichen.

Wer mit dem Auto, Wohnmobil oder Camper nach Sylt reisen möchte, kann entweder mit dem roten Autozug der Deutschen Bahn (DB) oder dem blauen Autozug des privaten Betreibers Railroad Development Corporation (RDC) über den Hindenburgdamm von Niebüll anrollen – oder die Fähre von der dänischen Nachbarinsel Röm nehmen. Beide Reisewege haben Vor- und Nachteile. Wir haben Preise, Fahrpläne, Extras sowie den Urlaubsfaktor für die beiden Reisemittel verglichen.

1. Zeit: Wie lange dauert es nach Sylt?

Autozug: Für die Strecke von Niebüll nach Westerland braucht der Autozug rund 35 Minuten Fahrzeit. Vom Verladeschluss bis zur Ankunft des Zuges dauert es rund 45 Minuten. Reisende mit einem Fahrzeug von mehr als 8 Meter Länge müssen 20 Minuten vor Verladeschluss am Terminal sein, schreibt RDC. Die Wartezeit am Verladeterminal in Niebüll ist allerdings ein unberechenbarer Zeitfaktor: Bei Reservierung und rechtzeitiger Anreise kommt man schnell auf den Zug – sofern auf der Schiene alles nach Plan läuft. Bei Streckensperrungen, Unfällen oder technischen Störungen haben Reisende allerdings schon bis zu fünf Stunden am Terminal gewartet.

Fähre: Die Überfahrt mit den Syltfähren ab Röm dauert rund 40 Minuten. Autofahrer müssen allerdings vorher von Deutschland zum dänischen Hafen in Havneby auf Röm fahren – das bedeutet je nach Fahrzeug, Witterung und Verkehrslage von Niebüll (70 Kilometer) rund eine Stunde Extraweg. Check-In ist laut Homepage der FRS-Syltfähre 20 bis 40 Minuten vor Abfahrt. Dank eines Kennzeichenscanners wird man am Schalter meist namentlich begrüßt. Wartezeiten vor den Fähren gibt es eher selten und - wenn überhaupt - dann nur kurze. Außerdem: Die Fähren sind ein Musterbeispiel an Pünktlichkeit. Im Gegensatz zur Bahn gibt es auf dem Meer glücklicherweise keine einspurigen Strecken.

Fazit: Der Punkt geht an die Fähre. Zwar ist die Autofahrt zum Hafen in Dänemark länger, dafür ist die gesamte Reisezeit aber (meist) zuverlässiger und planbarer.

2. Fahrplan: So oft fahren Fähre und Autozug nach Sylt

Autozüge

DB-Syltshuttle: Im Terminal Niebüll startet alle 30 bis 90 Minuten die Überfahrt mit einem roten Autozug. Der DB Sylt Shuttle fährt während des Sommerfahrplans (vom 1. April bis 1. November) zwischen 5.05 und 21.05 Uhr, bis zu 19 Mal am Tag. Zur Internetseite geht es hier.

RDC: Die blauen Autozüge von RDC rollen zwischen dem 27. März bis zum 6. November alle 60 bis 90 Minuten (ab 4.30 bis 20.05 Uhr) bis zu 13 Mal pro Tag zwischen Sylt und Festland. Zur Internetseite geht es hier.

Fähre: Die beiden FRS-Syltfähren pendeln in den Sommermonaten mindestens alle 60 Minuten auf den neun Seemeilen zwischen Röm und List auf Sylt. Am Wochenende fahren die Fähren zwischen 5.15 bis 20.15 Uhr (bis 3. September) beziehungsweise bis 18.30 Uhr (ab 4. September). Zur Internetseite geht es hier.

Fazit: Der Punkt geht an die Autozüge. Sie fahren häufiger und bis weiter in den Abend hinein.

3. Preise: Was kostet die Überfahrt nach Sylt?

Autozüge

DB-Syltshuttle: Die einfache Fahrt für Fahrzeuge bis 6 Meter Länge und 3 Tonnen Gesamtgewicht liegt bei 66 Euro. Lkw, Fahrzeuge mit Anhänger, Reisebusse: 77,31 Euro. Für Insulaner gelten gesonderte Preise. Campingfahrzeuge (bis 10 Meter): Hin- und Rückfahrt 178 Euro. Online gibt es für bestimmte Züge auch Sparpreise.

RDC: Autos und Kleintransporter bis drei Tonnen Gesamtgewicht zahlen 70 Euro pro Fahrt. Fahrzeug bis 8 Meter Länge: 134 Euro pro Fahrt. Campingfahrzeuge (bis 10 Meter): 164 Euro pro Fahrt. Online gibt es Online-Sparpreise für ausgewählte Züge. Für Insulaner gelten niedrigere Preise.

Fähre: Fahrzeuge bis 6 Meter Länge (inklusive Personen) für Hin-und Rückfahrt an verschiedenen Tagen ab 95,90 Euro – Sylter zahlen 38 Euro für Hin-und Rückfahrt. Busse bis 15 Meter Länge kosten in der Hauptsaison 362,80 Euro für Hin-und Rückfahrt.

Fazit: Der Punkt ist unentschieden: Die Fähre ist zwar grundsätzlich preiswerter. Aber wer bei den Autozügen rechtzeitig einen Sparpreis bucht, zahlt teilweise weniger als für den Wasserweg.

4. Flexibilität: Ob die gebuchten Tickets nach Sylt verfallen

Autozüge: Spontan buchen ist bei beiden Autozügen möglich. Wer reserviert hat und seinen Zug verpasst, hat keinen Anspruch auf Reservierung bei einem späteren Zug, das Ticket gilt allerdings weiterhin. Anders ist das sowohl bei DB als auch bei RDC bei Online-Sparpreis-Tickets: Diese gelten nur auf dem reservierten Zug.

Fähre: Wer seine gebuchte Fähre verpasst kann, kann am selben Kalendertag auf einer der späteren Fähren mitfahren, sofern diese nicht ausgebucht sind. Funktioniert fast immer.

Fazit: Punkt für die Fähre. Das Ticket verfällt nicht, auch wenn die gebuchte Fähre verpasst wird.

5. Extras: Das bieten Fähre und Autozug nach Sylt

Autozüge: An den Verladeterminals gibt es Essen und Getränke, außerdem Toiletten.

Fähre: In einem Shop auf der Fähre kann man zollfrei einkaufen, etwa Süßigkeiten, Parfüm, Spielzeug oder Spirituosen. Wer sich stärken möchte, besucht das Restaurant. Tipp: Das Essen sollte man gleich nach dem Ablegen bei den Servicekräften bestellen, sofern man die Mahlzeit in Ruhe genießen will. Zu späte Bestellungen führen zu Hektik. Schließlich will kein Gast beim Verzehr eines Schnitzels einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen. Auf dem Oberdeck können es sich die Fahrgäste in Strandkörben gemütlich machen. Achtung: Bei Sonnenschein und einer frischen Brise vergisst man schnell die Sonnenbrandgefahr! Spucktüten gibt es ebenfalls an Bord (wenn der Seegang zu stark wird).

Fazit: Punkt für die Fähre.

6. Nervfaktor: So entspannt ist die Reise nach Sylt

Autozug: Das Ruckeln des Zuges sorgt bei manchen für Übelkeit. Transporter und Lastwagen müssen manchmal mehrere Meter rückwärts vom Zug rangieren – das kann lästig sein. Wer während der Fahrt auf die Toilette muss, muss bis zur Ankunft in Westerland aushalten. Die Spuren und Anzeige-Tafeln verwirren manchen (unerfahrenen) Fahrgast.

Fähre: Die Lautsprecher-Durchsagen zum zollfreien Einkaufen und Essens-Angeboten rauben manchen Passagieren zeitweise die Nerven. Starker Seegang lässt unruhige Mägen rumoren. Auch starke Bratgerüche aus der Küche können zu unpassenden Zeiten auf den Magen schlagen.

Fazit: Unentschieden.

7. Urlaubsfaktor: Wann das Syltgefühl kommt

Autozug: Frische (See-)Luft am Autofenster. Fabelhafter Blick bei der Fahrt über den Hindenburgdamm auf das Wattenmeer und die Insel. Außerdem: Eine Fahrt mit dem Autozug dürften die meisten Urlauber als spannend und besonders empfinden, schließlich gibt es in Deutschland nur noch sehr wenige Autozugverbindungen.

Fähre: Fischbrötchen, Kuchen und Bier sowie Kaffee an Bord; Strandkörbe und (bei trockener Witterung) Meeresbrise und Sonne an Deck.

Fazit: Unentschieden. Witterung und Vorlieben sind hier ausschlaggebend.

Fähre oder Autozug: Das sagen Sylterinnen

Lea Pischel, Reporterin der Sylter Rundschau: „Für mich ist die Fähre das ultimative Reisemittel, wenn ich von der Insel fahre. Egal ob es mit dem Auto nach Hamburg, Berlin oder in den Dänemark-Urlaub geht: Stau gibt es nicht, das Terminal ist stressfrei und übersichtlich, und ich werde von den Mitarbeiterinnen der Fähre freundlich am Kassiererhäuschen begrüßt. Außerdem ist es herrlich, mit Salzgeruch in der Nase Sylt zu begrüßen und zu verabschieden.

Barbara Glosemeyer, Reporterchefin der Sylter Rundschau: „Für mich ist der Autozug – egal ob rot oder blau – der entspannteste Weg nach Hause auf die Insel. Ich fahre einfach los, ohne Reservierung, ohne Zeitdruck. Wenn ich am Terminal ankomme, fährt normalerweise immer einer der beiden Anbieter in den kommenden 30 Minuten los. Wenn ich im Autozug gen Insel schaukele und übers Wattenmeer blicke, geht mir das Herz auf. Bestimmte Zeiten oder auch Tage, wenn zum Beispiel Urlauber gleich aus mehreren Bundesländern anrollen, sollte man allerdings komplett meiden.

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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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