Straßenausbau auf Sylt

Sylter Initiative will Gerechtigkeit „über Hindenburgdamm hinaus“

Sylter Initiative will Gerechtigkeit „über Hindenburgdamm hinaus“

Gerechtigkeit „über Hindenburgdamm hinaus“

Martina Kramer
Sylt
Zuletzt aktualisiert um:
Noch werden Anlieger für die Kosten des Straßenausbaus regelmäßig zur Kasse gebeten. Eine Initiative will das ändern. Foto: Martina Kramer/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Seit einem Jahr setzen sich Sönke Andersen und Torben Uekermann für die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge ein. Ihr Protest findet jetzt auch online statt. Das ist der aktuelle Stand der Dinge.

Pendler-Verkehr, tonnenschwere Lkw und zahlreiche Touristen mit ihren Pkw hinterlassen mit den Jahren ihre Spuren auf den Sylter Straßen. Kommt eine Straße in die Jahre, hat die Gemeinde Sylt die Möglichkeit, Anlieger im Sinne einer Sanierung zur Kasse zu bitten. Eine Maßnahme, gegen die die Sylter Sönke Andersen und Torben Uekermann seit mittlerweile einem Jahr protestieren. Der Grund: Die Sanierungskosten landen zu 85 Prozent bei den Anliegern, jedoch nicht zu gleichen Anteilen.

Das kann man sich etwa so vorstellen: Sylter Familien, die mit mehreren Generationen ihre Häuser selbst bewohnen, sind im Nachteil denjenigen gegenüber, die Ihre Immobilie in Eigentumswohnungen aufgesplittet haben und die Kosten für Sanierungsmaßnahmen entsprechend auf mehrere Parteien aufteilen können. Die Folge sind „horrende, existenzgefährdende Kosten“, sagt der Keitumer. Andersen, der als Anlieger der sanierungsbedürftigen Bäderstraße selbst von dem Problem betroffen ist, bezeichnet die sogenannte Straßenausbaubeitragssatzung daher als „klaren Fall von sozialem Unrecht“.

Uekermann und Andersen sammelten auf Sylt Unterschriften

Im vergangenen Jahr gelang es den Initiatoren, über 800 Unterschriften zu sammeln und somit die Unterstützung zahlreicher Sylter zu gewinnen. Für Andersen ein deutliches Zeichen, dass er und Uekermann mit ihrem Protest richtig liegen, sagt er im rückblickenden Gespräch mit shz.de.

Ein erster Teilerfolg des Protests war der Beschluss der Gemeindevertretung Sylt vom 15. Dezember 2022: Die Satzung solle von der Verwaltung geprüft werden, hieß es damals. Über das Ergebnis informierte Bürgermeister Nikolas Häckel im Beisein des Gemeindevertreters Gerd Nielsen (SPD) die Initiatoren des Protests im Frühjahr 2023 in einem persönlichen Gespräch. Das Ergebnis liegt shz.de in Form eines schriftlichen Protokolls vor.

Demnach sehe der Sylter Bürgermeister es weiterhin als notwendig an, die Anlieger in Sachen Kosten für eine Straßensanierung zur Kasse zu bitten. Betroffenen Bürgern wird empfohlen, Rücklage zu schaffen, zum Beispiel in Form eines Bausparvertrags, um die anfallenden Kosten stemmen zu können. „Eine Abschaffung wäre sozial auch nicht denen nicht vermittelbar, die bereits gezahlt haben“, heißt es in dem Protokoll weiter.

Kostenschleife für Sylter

Das sehen Andersen und Uekermann anders, da es sich nicht um einen einmaligen Beitrag handele. „Wir müssen diese Kostenschleife auflösen, weil sie ein soziales Unrecht beinhaltet und von vielen nicht bezahlt werden kann. Die Abgabenlast ist schon im Allgemeinen zu hoch“, argumentieren die beiden Initiatoren.

Auch beim Thema Rücklagen sind Andersen und Uekermann anderer Meinung: „Die Rücklagen privater Haushalte dienen der Sicherung der Familie und Gebäudeinstandhaltung“.

Die Gemeindevertretung signalisierte dem Protokoll zufolge in Sachen Kostenverteilung ein Entgegenkommen. Demnach sei es vorstellbar, die Anlieger zu entlasten, in dem die Gemeinde selbst bis zu 50 Prozent der Kosten stemmt. Andersen und Uekermann werten dies zwar als „deutliches Zeichen“, an ihrer Meinung zur Satzung ändert dies jedoch nichts. 88 Prozent aller Gemeinden in Schleswig-Holstein hätten diese bereits abgeschafft, daher sei auch die Sylter Gemeinde in der Pflicht, eigene Rücklagen zu schaffen und die Bürger von der finanziellen Belastung zu befreien, argumentieren die Sylter.

Alle Infos auf einer Webseite

Um ihrem Anliegen noch mehr Nachdruck zu verleihen, machten Andersen und Uekermann in einer Bürgerversammlung am 4. November 2022 im Keitumer Friesensaal im Austausch mit Lokalpolitikern der Insel deutlich. Über den aktuellen Stand ihres Protests informieren Sönke Andersen und Torben Uekermann jetzt auch online (www.strassenausbau-sylt.de). Wer sich am Protest der Sylter beteiligen will, findet dort weitere Informationen.

Mehr lesen