Kriminalfälle aus Norddeutschland

Tag der Verschwundenen: Rätselhafte Vorkommnisse auch in SH

Tag der Verschwundenen: Rätselhafte Vorkommnisse auch in SH

Tag der Verschwundenen: Rätselhafte Vorkommnisse auch in SH

SHZ
Schleswig-Holstein
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Bei diesen und weiteren Menschen aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Berlin ist bis heute nicht klar, was mit ihnen nach ihrem Verschwinden geschehen ist. Foto: dpa, Polizei, Collage: Raissa Waskow/shz.de

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Am 30. August möchten Hilfsorganisationen und Behörden weltweit auf das Schicksal verschwundener Menschen hinweisen. Wir haben die spannendsten Fälle aus Norddeutschland gesammelt.

Der Nachbar, der abends noch die Mülltonne rausstellt – und danach nie wieder lebend gesehen wird. Das kleine Mädchen, das zum Ferienstart Süßigkeiten im Einkaufszentrum gegenüber vom Elternhaus kaufen will – und dabei spurlos verschwindet. Die Mutter, die mit ihrem Kind im Watt den eigenen Selbstmord vortäuscht – und sich dann absetzt. Was wie der Stoff für spannende „True Crime“-Podcasts oder den Sonntagsabendkrimi klingt, ist in Norddeutschland Realität.

Pünktlich zum Internationalen Tag der Verschwundenen bietet shz.de einen Überblick über spektakuläre Fälle aus Schleswig-Holstein und Hamburg.

Weiterlesen: Fall aus Drage: Seit sechs Jahren kein Lebenszeichen von Mutter und Tochter


Wenn Sie sich besonders für Fälle rund um vermisste Kinder im Norden interessieren, finden Sie hier eine Zusammenfassung mit weiterführenden Informationen.

Student aus Neumünster vermutlich tot

Fast sieben Jahre ist es her, dass der Student Horst Georg Linnemann am 15. Dezember 2014 unter mysteriösen Umständen verschwand. Seine Freundin hatte den damals 28-Jährigen aus Neumünster als vermisst gemeldet.


Der junge Mann hatte an der Fachhochschule Kiel studiert und fuhr einen dunkelblauen Golf IV mit dem Kennzeichen NMS-ZX 88 – das Fahrzeug wurde wenige Tage nach dem Verschwinden in Hamburg gefunden.

Weiterlesen: Ermittler: 28-Jähriger wurde vermutlich ermordet

Bereits 2015 gingen die Ermittler davon aus, dass Linnemann ermordet wurde. Seine Leiche soll angezündet und anschließend im Erdreich in oder rund um Neumünster vergraben worden sein. Der Verbleib des Studenten konnte jedoch bisher nicht abschließend geklärt werden.

Weitere Details finden Sie in unserem umfangreichen Bericht zu dem Fall.


Aus Drage an der Elbe verschwand am 22.Juli 2015 eine ganze Familie spurlos. Familienvater Marco S. wurde neun Tage später in Lauenburg unter einer Brücke gefunden – ertrunken in der Elbe. Der Tote war mit einem Betonklotz beschwert, die Kriminalpolizei geht von einem Suizid aus. Doch damit nicht genug: Auch von Mutter Sylvia und der damals zwölfjährigen Tochter Miriam gab es seitdem kein Lebenszeichen mehr.

Weiterlesen: Fall aus Drage: Seit drei Jahren kein Lebenszeichen von Mutter und Tochter

Als die damals 43-Jährige Sylvia S. nicht mehr zur Arbeit in einem Discounter erscheint, alarmieren eine Kollegin und Nachbarn der Familie die Polizei. Der Fall erregte damals große mediale Aufmerksamkeit, sogar die „Times“ hat darüber berichtet.

Mutter und Tochter gelten weiterhin als vermisst

„Wir gehen davon aus, dass der Familienvater die beiden umgebracht hat“, fasste bereits 2018 Kriminalhauptkommissar Jan Krüger zusammen. Weil gegen Tote jedoch nicht mehr ermittelt werde, habe die zuständige Staatsanwaltschaft das Verfahren kurz nach dem Fund der Leiche geschlossen.

Mutter und Tochter gelten jedoch weiterhin als vermisst. Krüger betonte gegenüber shz.de: „Vermisstensachen verjähren grundsätzlich nicht. Erst wenn der Vermisste für tot erklärt oder gefunden wird, werden die Akten geschlossen.“

Vorgetäuschter Suizid im Watt bei Brunsbüttel

Viel Aufmerksamkeit erregte Ende 2019 auch der Fall einer damals 41-jährigen Mutter, die ihren Sohn (damals 8 Jahre alt) mit ins Watt bei Brunsbüttel nahm und dort ihren Selbstmord inszenierte. Die Frau sollte am Tag nach ihrem Verschwinden eine Haftstrafe von einem Jahr und sechs Monaten antreten. Konkret ging es um zwei Fälle sogenannten Computerbetrugs.

Weiterlesen: "Viele kennen mich und meine Situation – aber niemand kennt die Wahrheit"

Nachdem eine groß angelegte Suchaktion rund um den Elbdeich ohne Erfolg beendet werden musste, meldete sich die Frau zunächst telefonisch bei ihrer Nichte und schrieb später einen Brief an mehrere Redaktionen. Darin rechtfertigte die Mutter ihr Handeln mit der Sorge um die Zukunft des Sohnes und erhob schwere Vorwürfe gegen den Vater des Kindes. Der Mann sei „aggressiv und sexuell gestört“.



Der damals 60-Jährige äußerte sich in der „Bild-Zeitung“ zum Verschwinden seiner früheren Partnerin und betonte, sie nehme es mit der Wahrheit nicht so genau. Wo Frau und der immer noch minderjährige Sohn leben, ist aktuell unklar.



Hilal Ercan verschwand in Hamburger Einkaufszentrum

Ebenfalls rätselhaft ist bis heute der Fall von Hilal Ercan. Sie verschwand im Januar 1999 in Hamburg. Die Zehnjährige hatte ein gutes Schulzeugnis nach Hause gebracht und durfte sich als Belohnung Süßigkeiten im Einkaufszentrum direkt gegenüber holen – und verschwand spurlos.

Eine Anwohnerin berichtete Beamten gegenüber vom „furchtbaren Schrei“ eines Kindes. Dirk A., der er sieben Jungen und Mädchen missbraucht hatte und in der Psychiatrie saß, gestand 2005 die Entführung und Ermordung des Kindes, zog dieses Geständnis jedoch kurz darauf wieder zurück. Die Ermittler konnten dem Mann nichts nachweisen.

Mehr Informationen zum aktuellen Ermittlungsstand lesen Sie hier.

Seit dem 23. Juni 2021 verfolgt die Polizei in Hamburg eine neue Spur. Ein Mann hat sich telefonisch bei den Beamten gemeldet – dabei aber weder seinen Namen noch seine Erreichbarkeit genannt. Er gab jedoch an, am Tag von Hilals Verschwinden Beobachtungen an dem Einkaufszentrum gemacht zu haben.

Das Landeskriminalamt ruft den Unbekannten auf, sich erneut zu melden – es gebe weitere Fragen. Die Staatsanwaltschaft hat die Belohnung für Hinweise zur Aufklärung des Falls von 5.000 auf 20.000 Euro angehoben.

Informationen zu weiteren Fällen

Sollten Sie selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, suchen Sie sich bitte umgehend Hilfe. Bei der Telefonseelsorge finden Sie rund um die Uhr Ansprechpartner, auch anonym. Telefonnummern der Telefonseelsorge: 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222. Kontakt übers Internet (Chat- oder Mailberatung): www.telefonseelsorge.de

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