Mobilität

Umrüstung von Diesel-Bussen: Enge-Sander Unternehmen setzt künftig auch auf Wasserstoff-Technologie

Unternehmen setzt künftig auch auf Wasserstoff-Technologie

Unternehmen setzt künftig auch auf Wasserstoff-Technologie

Hagen Wohlfahrt/shz.de
Niebüll
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Einer der beiden Autokraft-Busse, die von der Alternative Mobility GmbH in Enge-Sande bislang von Diesel- auf Elektroantrieb umgerüstet wurden. Foto: Alternative Mobility GmbH/shz.de

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Schon vor einigen Jahren wurde in Enge-Sande ein zukunftsweisendes Projekt gestartet: die Umrüstung von Dieselbussen auf Elektroantrieb. Jetzt hat man sich auf dem Greentec-Campus konkrete Absatzziele vorgenommen.

Auf dem Greentec-Campus hat die Alternative Mobility GmbH (AM), beziehungsweise der Vorgänger ISEE Busses GmbH, einen Bausatz entwickelt, mit dem rußende Linienbusse in umweltfreundlichere Fahrzeuge verwandelt werden.

2019 hatte der damalige Staatssekretär und heutige Kieler Umweltminister Tobias Goldschmidt (Bündnis 90/Die Grünen) den Verantwortlichen in Enge-Sande einen Förderbescheid für das Projekt über rund 440.000 Euro übergeben. Damit wurde die Umrüstung von zwei Pilotbussen unterstützt, die später in Nordfriesland in die Erprobung gingen.

Doch zumindest nach außen hin wahrnehmbar hat sich seitdem wenig getan. Im zurückliegenden Geschäftsjahr, das von Pandemie und Lieferengpässen geprägt gewesen sei, hat AM nach eigenen Angaben zwei Busse umgerüstet. Ein dritter befindet sich aktuell in der „Integrationsphase“, wie das Unternehmen erklärt. Das bedeutet, die technischen Komponenten und die Software dafür werden gerade zusammengestellt. Die vorhandenen Elektrobusse befördern in Nordfriesland Schüler oder aber Mitarbeiter von Alternative Mobility.

Drei Geschäftsfelder

Das Unternehmen auf dem Greentec-Campus ist in drei Geschäftsfeldern präsent: Neben der Dieselbus-Umrüstung verkauft es weltweit Umrüstsätze dafür und schult die Mitarbeiter seiner Kunden vor Ort. Dazu soll künftig auch noch die Umrüstung von Fahrzeugen auf Wasserstoffantrieb kommen.

Weitere Elektro-Umrüstungen für den Lieferverkehr sind in Planung. Bis Ende 2023 sollen 50 bis 100 Fahrzeuge umgerüstet sein, wobei AM vor allem darauf setzt, dass die Kunden das selbst übernehmen. „Zwei unserer Kooperationspartner sind die Offtec und die Deutsche Autokraft GmbH“, sagt sagt Geschäftsführer Al Damrawy. Die Bahn-Tochter Autokraft betreibt bekanntlich auch hierzulande Regionalbuslinien.

Produziert werden die Bausätze übrigens nicht in Enge-Sande. AM besteht lediglich aus einem kleinen Team von Spezialisten und vergibt die mechanischen Umbauten an ein Partnerunternehmen, so dass das Unternehmen auf dem Greentec-Campus auch keine eigene Halle benötigt. Die verschiedenen Komponentenlieferanten sind dabei über Deutschlands verteilt. So will AM seine Ziele erreichen und dabei die Fixkosten geringhalten.

„Elektronik, Software und Programmierung, die zwei Drittel der Wertschöpfung ausmachen, erbringen wir komplett selbst“, beschreibt Damrawy die Arbeitsteilung. „Derzeit prüft jeder Kunde unsere Qualität, Leistung und Lieferfähigkeit ohnehin nur mit zwei oder drei Aufträgen“, sagt der AM-Chef.

Pleiten keine Seltenheit

Die großen Aufträge mit 20, 50 oder 100 Bestellungen pro Kunde kämen ab 2024. Bis dahin werde sich auch der „unübersichtliche Markt“ gelichtet haben, auf dem es allein in Deutschland wohl bis zu 20 Mitbewerber gebe. Das ändere sich fast wöchentlich, sagt der Geschäftsführer, weil Anbieter aufgeben, fusionieren oder aufgekauft würden. „Ständig geht irgendwo einer Pleite, und woanders fängt jemand neu an.“

Neues Betätigungsfeld: Wasserstofftechnologie

Im dritten Bereich, der Wasserstofftechnologie, ist das nordfriesische Unternehmen Partner in einem von der EU geförderten Projekt, an dem zwölf Firmen mehrerer Länder beteiligt sind. Es wird direkt von der Europäischen Kommission in Brüssel unterstützt.

Hauptziel ist es dabei, Lösungen für die Herausforderungen des öffentlichen und gewerblichen Nah- und Fernverkehrs im mittleren Leistungsbereich aufzuzeigen, indem sechs Brennstoffzellenbusse in zwei Regionen in Lettland und Frankreich in zwei- bis dreijährigen Demophasen entwickelt und betrieben werden. Die Daten, die hierbei mittelfristig gesammelt werden, und das Fachwissen, das einfließt, werde AM helfen, auch Wasserstoff-Bausätze „zeitnah“ liefern zu können. Das ist jedenfalls die Hoffnung in Enge-Sande.

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