Neue Gesprächsgruppe in Schleswig

Ungewollt kinderlos: Das lange Leiden vieler Paare

Ungewollt kinderlos: Das lange Leiden vieler Paare

Ungewollt kinderlos: Das lange Leiden vieler Paare

SHZ
Schleswig
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Wenn der Wunsch nach einer Schwangerschaft unerfüllt bleibt, ist das für viele Frauen eine große seelische Belastung. Foto: DC_2 via www.imago-images.de

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Wenn der Wunsch vom eigenen Kind unerfüllt bleibt, bedeutet das eine große Belastung für die Partnerschaft. in Schleswig startet eine Selbsthilfegruppe, die Betroffene zusammenbringen will.

Wenn der Wunsch nach einem eigenen Kind unerfüllt bleibt, ist das für die Frauen und ihre Partner oft ein Schicksalsschlag. „Man fühlt sich unvollkommen und hat das Gefühl: Ich kann etwas nicht, das eigentlich selbstverständlich sein sollte“, weiß Ute Jacobsen aus Gesprächen mit Betroffenen.

Gespräche unter Gleichgesinnten

Sie ist Beraterin beim Diakonischen Werk des Kirchenkreises Schleswig-Flensburg. Ab Mittwoch, 13. Oktober, bietet sie in Schleswig eine angeleitete Gesprächsgruppe an. Das erste Treffen findet ab 19 Uhr in den Räumen der Beratungsstelle für Erziehungs-, Familien- und Lebensfragen des Diakonischen Werks Schleswig-Flensburg an der Norderdomstraße statt.


„Vieles im Leben kann man durch Fleiß erreichen. Aber in diesem Fall kann man sich so sehr anstrengen, wie man will. Schwanger zu werden, kann man sich nicht erarbeiten“, berichtet Jacobsen von dem großen Leidensdruck, der auf vielen Paaren lastet. Hinzu kommt oft gesellschaftlicher Druck. Noch schwieriger wird es, wenn Familien und Freunde unsensibel mit dem Thema umgehen oder der Kinderwunsch bei beiden Partnern unterschiedlich stark ausgeprägt ist.

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Auf dem Weg zur Elternrolle gibt es für Paare, die auf natürlichem Wege keine Kinder bekommen können, verschiedene Wege. Eine Möglichkeit ist künstliche Befruchtung: Bei dieser Behandlung werden der Frau Eizellen entnommen, um in diese Spermien des Mannes zu injizieren. Anschließend werden der Patientin bis zu drei befruchtete Eizellen wieder eingesetzt. „Es ist eine große körperliche Belastung für die Frauen“, weiß Jacobsen. Im Vorfeld müssen sie sich Hormone spritzen. Einige Patientinnen haben starke Unterleibsschmerzen.

Adoption: Paare werden „auf Herz und Nieren geprüft“

Wer sich stattdessen für eine Adoption entscheidet, muss viele Gespräche und Hausbesuche durchlaufen, in denen das Paar „auf Herz und Nieren geprüft“ wird: „Man muss sich nackig machen“, sagt Jacobsen und berichtet, dass sich die Fragen unter anderem um kritische Situationen im Leben der Bewerber, ihre Freunde und Familie drehen.

Ein weiterer Weg statt Adoption oder künstliche Befruchtung: Manche Frauen und Männer, kreieren nach einer längeren Trauerphase einen neuen Lebensentwurf ohne Kinder und in Hobbys, beruflichen oder sozialem Engagement ihre Erfüllung finden.


Monatliche Veranstaltung

Für alle Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch finden ab Mittwoch, 13. Oktober, die Treffen in den Räumen der Beratungsstelle für Erziehungs-, Familien- und Lebensfragen des Diakonischen Werks Schleswig-Flensburg an der Norderdomstraße statt. Die Veranstaltung ist einmal im Monat geplant. Willkommen sind neben Menschen aus dem Kreis Schleswig-Flensburg auch Betroffene aus anderen Kreisen, sagt Jacobsen und betont: „Jeder und jede ist willkommen unabhängig davon, an welchem Punkt die Paare stehen.“ Die Teilnahme ist kostenlos und nicht an eine bestimmte Konfession gebunden.

Erste Gruppe vor zehn Jahre

Vor etwa zehn Jahren gab es bereits eine Gesprächsgruppe für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch. Das Angebot wurde damals laut der Expertin sehr gut angenommen. Deswegen glaubt Jacobsen, dass die neue Gruppe auf Zuspruch stoßen wird. Einige Interessenten haben sich bei ihr bereits gemeldet. „In Deutschland bleibt etwa jedes siebte Paar kinderlos“, nennt sie Zahlen.


Wer allerdings nicht betroffen ist, verstehe die psychische Belastung nicht, mit der ungewollt Kinderlose zu kämpfen haben. Daher könne es helfen, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und zu sehen, wie andere mit der Situation umgehen, sagt die Diplom-Sozialpädagogin und betont: „Manchmal gerät durch den unerfüllten Kinderwunsch das ganze Leben aus der Bahn.“


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