„Enzos Waldfest“ abgesagt

Veranstalter beklagt geringen Ticketverkauf und zeichnet düsteres Bild für Kulturbranche

Veranstalter zeichnet düsteres Bild für Kulturbranche

Veranstalter zeichnet düsteres Bild für Kulturbranche

SHZ
Ekenis
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Bedient: Enzo Giovanni Panozzo. Foto: Susanne Panozzo/shz.de

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Immer mehr Veranstaltungen werden derzeit aus „produktionstechnischen Gründen“ abgesagt. Hintergrund ist meist ein schlechter Ticketverkauf.

„Vorverkauf scheiße.“ Enzo Giovanni Panozzo findet auf seiner Homepage deutliche Worte. Gerade hat er das für den Himmelfahrtstag im Kreis Schleswig-Flensburg geplante „Enzos Waldfest“ offiziell abgesagt. Das eintägige Musikfest im kleinen Ort Ekenis – inmitten der Idylle der Landschaft Angeln – mit 14 Bands findet nicht statt.

„Wir haben ein wirklich schönes Open-Air-Fest vorbereitet, haben mit der Bürokratie gekämpft, Menschen überzeugt, haben geile Bands engagiert, Möglichkeiten geschaffen, auf denen Live-Musik stattfinden kann, etliche Hebel in Bewegung gesetzt, um ein kleines feines und neues Musikfest in diesen ungewissen Zeiten möglich zu machen“, heißt es in einem emotionalen Statement des Veranstalters.

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Man reihe sich in die Liste der Veranstaltungen ein, die aus produktionstechnischen Gründen abgesagt werden müssten. „Wir sagen wie es ist: Es sind bisher einfach viel zu wenig Tickets verkauft worden.“

Bereits in den vergangenen beiden Jahren konnte das „Enzo-Festival“ nicht stattfinden – damals coronabedingt. Es ist die dritte Absage in Folge.

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Doch was sind die Gründe: „Bedenken wegen der Pandemie? Zu viele andere Veranstaltungen? Zu wenig Vorlauf? Zu viel Vorlauf? Scheiß Line-Up? Sparschwein leer? Pinnwand voll mit anderen Tickets? Wege zu weit? Sprit für Anfahrt zu teuer? Planungsunentschlossenheit? Wir können nur raten.“

Hohe Kosten, geringe Ticketnachfrage

Ähnlich wie Enzo Giovanni Panozzo, Geschäftsführer der Kulturwert gGmbH, geht es vielen Kulturschaffenden in ganz Schleswig-Holstein derzeit. Sinkende Nachfrage nach Vorverkaufstickets, stark erhöhte Produktionskosten, Terminüberschneidungen sowie die Folgen der Pandemie und des Ukraine-Krieges belasten die Veranstalter.

„Ich kann nicht sagen, woran es liegt, dass so wenige Tickets verkauft werden konnten. Wir hatten ein tolles Programm, ein schönes Gelände, viele tolle Musikerinnen und Musiker und haben das Fest gut und in ganz Schleswig-Holstein beworben“, sagt Panozzo.

In dem offiziellen Statement heißt es weiter: „Um den totalen finanziellen Ruin dieser Veranstaltung und entsprechend auch den meiner kleinen neuen gemeinnützigen Kultur-Firm zu umgehen, werden wir Enzos Waldfest absagen (müssen).“

Hat die Kulturbranche eine Zukunft?

Der junge Kulturmanager zeichnet ein düsteres Bild für die Zukunft der Kulturbranche: „Wenn sich diese Entwicklung nicht ändert, wird die musikalische Kulturlandschaft bald ziemlich ausgedünnt sein, junge Bands finden kaum noch Auftrittsmöglichkeiten und die Veranstalter können das Risiko einer Veranstaltung kaum noch tragen. Ich bin ehrlich, die Kulturbranche macht gerade keinen Spaß.“

Der Veranstalter bemüht sich nun um eine zeitnahe Rückabwicklung der Tickets. Weitere Informationen hierzu gibt es unter www.enzos-waldfest.de

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