Nordfrieslands Synode

Verteilungskampf um Pastoren: Fast alle Gemeinden ziehen Kritik zurück

Verteilungskampf um Pastoren: Fast alle Gemeinden ziehen Kritik zurück

Fast alle Gemeinden ziehen Kritik zurück

SHZ
Leck
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Es ist ein Kreuz mit der Pfarrstellenplanung wegen der komplexen Fragen, zu dem der Nachwuchsmangel zwingt. Die Synode entschied jetzt, wie es gehen soll. Foto: Marcus Dewanger

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Mit wenigen Gegenstimmen votierte die Synode des Kirchenkreises Nordfriesland für den Pfarrstellenplan bis 2030. Öffentliche Kritik war eher leise. Allerdings hatten viele Kirchengemeinden zuvor schriftlich Kritik geübt.

Es gibt Prognosen, dass die Zahl aller Pastoren in der Nordkirche vom Jahr 2020 bis 2030 von 1700 auf 1100 sinken wird. Entsprechend werden auch dem Kirchenkreis Nordfriesland weniger Pfarrstellen genehmigt. Dort könnte die Zahl demnach von 63 auf knapp über 40 sinken.

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Prognosen haben es aber an sich, dass sie genau oder mehr oder weniger zutreffen können. Daher riet Propst Jürgen Jessen-Thiesen am Wochenende in der Synode des Kirchenkreises in Leck dazu, weiterhin „mit gedrosseltem Tempo und auf Sicht zu fahren“. Damit klang an, dass der Kirchenkreis flexibel auf die Entwicklung der Pastorenzahlen reagieren möchte.


Am Ende legten die Synodalen gar nicht endgültig fest, wie viele Pastoren jede Kirchengemeinde in Zukunft bekommen sollen. Stattdessen sehen sie den mit wenigen Gegenstimmen beschlossenen Pfarrstellenplan eher als „Werkzeug“, wie es Jessen-Thiesen formulierte, um auf die jeweilige Situation reagieren zu können. „Der Pfarrstellenplan ist mehr eine große Formel, die den aktuellen Stand anzeigen kann.“

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In der Tat geht es offenbar mehr um Mathematik, denn für die Berechnung werden die Zahl der Gemeindemitglieder, die zu betreuende Fläche, ein Anteil für Urlauber sowie für Kirchengebäude einbezogen.

Vorschlag der Gemeinde Norddörfer auf Sylt

Pastor Rainer Chinnow von der Kirchengemeinde Norddörfer auf Sylt war einer der wenigen, die aus ihrer Kritik am Entwurf des Pfarrstellenplans während der Synode in der Nordfrieslandhalle keinen Hehl machten. Weil er nicht Mitglied der Synode ist, bat er ums Wort und erklärte, dass seine Gemeinde in der von Jessen-Thiesen beschworenen „großen Formel“ die Zahl der Gemeindemitglieder, die „pastorale Grundversorgung“ und den Anteil für Tourismus anders gewichtet haben möchte.

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Anja Lochner, Pastorin in Westerland, riet dazu, jetzt nicht etwa Inseln gegen Festland oder Tourismus gegen andere Schwerpunkte auszuspielen, sondern sich verstärkt der Frage zuzuwenden, wie sie mit dem Nachwuchsmangel umgehen sollen. „Das entscheiden die Regionen in eigener Verantwortung“, betonte Jessen-Thiesen gleich mehrmals. Der Antrag der Gemeinde Norddörfer, die Formel noch einmal zu überdenken, scheiterte an einer großen Mehrheit der Synode.

Während unter anderem Chinnow an seiner Position festgehalten hat, zogen die meisten am Ende ihre Kritik zurück. Die teils schon vor Jahresfrist formulierten kritischen Stellungnahmen seien im Laufe der Monate im Entwurf des Kirchenkreises eingearbeitet worden. Daher hätten die meisten Kirchengemeinden ihre Anträge zurückgezogen, teilt Inke Raabe, Pastorin für Öffentlichkeitsarbeit auf Nachfrage von shz.de mit.

Zwei Vertretungsstellen für den Kirchenkreis

Weitere Kritik entzündete sich an zwei eingeplanten Vertretungsstellen für den Kirchenkreis. Propst Jürgen Jessen-Thiesen erklärte dazu, dass die nur dann Schritt für Schritt mit jeweils halben Stellen besetzt würden, wenn tatsächlich keine Vertretungskräfte mehr im vorhandenen Pool gefunden werden könnten. Deren Zahl wirke sich rechnerisch nicht auf die Zahl aller Pastoren in den Kirchengemeinden aus, versicherte er.

Kein Abwerben aus anderen Landeskirchen

Schließlich wurde noch kritisiert, dass offene Stellen generell nicht aus anderen Landeskirchen besetzt werden dürften. Pastor Andreas Hamann, Referent in der Bischofskanzlei Schleswig, erklärte dazu, dass das in Einzelfällen möglich sei. Aber auch bundesweit gelte der im Kirchenkreis geforderte Grundsatz der Solidarität: Es solle vermieden werden, Pastoren „aus Bayern abzuwerben für Hooge oder Sylt“.

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