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Vom Winderatter See bis zum Multimar-Wattforum: Willfried Janßen und sein Leben für den Naturschutz

Willfried Janßen und sein Leben für den Naturschutz

Willfried Janßen und sein Leben für den Naturschutz

Peter Hamisch/shz.de
Sörup
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Prof. Wlllfried Janssen in seinem Garten in Ausacker. Der 87-jährige Biologe hat das Bundesverdienstkreuz erhalten. Foto: Peter Hamisch/shz.de

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Willfried Janßen hat ein Talent dafür, auch Skeptiker für den Naturschutz zu begeistern. Jetzt hat der frühere Leiter des Naturwissenschaftlichen Museums in Flensburg das Bundesverdienstkreuz erhalten.

Die Natur zu erhalten, das hat sich Prof. Willfried Janßen (87) schon sehr früh zur Lebensaufgabe gemacht. Er spürte, dass es nicht reicht, missionarisch für den Natur- und Landschaftsschutz einzutreten. „Wir müssen die Menschen mitnehmen, einbinden und begleiten, dürfen ihnen nichts überstülpen,“ ist seine Erkenntnis.

Die Entwicklung des Naturschutzgebietes Winderatter See bei Sörup gibt ihm recht. Hier hat eine Entwicklung stattgefunden, die sowohl die beteiligten Landwirte, als auch die Kommunalpolitiker eingebunden hat.

Willfried Janßen hat sich bereits als Kind im niedersächsischen Friesland für die Natur interessiert. Bereits mit 13 Jahren ist er durch die Landschaft gezogen, hat Tiere beobachtet und Pflanzen seiner Heimat bestimmt. Entscheidend für seine Entwicklung war nach dem Abitur ein halbjährlicher Aufenthalt auf der unbewohnten Insel Mellum, die sich östlich von Wangerooge aus einem Hochsand entwickelt hat.

Professor an der PH Esslingen

Hier hat der junge Willfried nicht nur die Natur beobachtet, er hat ein Tagebuch geführt, das nach dem halben Jahr 600 Seiten stark war. Jeden Tag hat er sich eine Pflanze vorgenommen, sie nicht nur beschrieben, sondern auch gezeichnet. Dazu hat er über 3000 Vögel bestimmt und beringt. „Mellum hat mich geformt“, stellt er heute rückblickend fest. Dabei kam ihm die Eigenschaft, neugierig und offen für Neues zu sein, sehr entgegen.

Sein weiterer Lebensweg führte ihn nach Kiel. Hier hat er Biologie/Zoologie, Chemie und Geographie studiert und auch promoviert. Sein Ziel war es zunächst, Biologielehrer zu werden.

Es war schnell klar, dass es dabei nicht bleiben würde. Willfried Janßen wollte wissenschaftlich tätig sein. Dabei stand schon sehr früh für ihn die Frage im Raum: Wie vermittele ich Biologie? An der Pädagogischen Hochschule in Esslingen (Baden-Württemberg) widmete er sich diesem Thema und lehrte Biologie und ihre Didaktik.

1979 nach Ausacker gezogen

Doch im Süden der Republik fühlte sich der in Friesland geborene Willfried Janßen nicht wohl. Schleswig-Holstein hatte er durch sein Studium in Kiel kennen gelernt. Die Landschaft, die Natur und auch die abwechslungsreiche Geschichte hatte es ihm angetan, und so zog er 1979 in den Norden und kaufte sich ein Haus in Ausacker in Angeln. Über zehn Jahre war er Leiter des Naturwissenschaftlichen Museums in Flensburg. Für Prof. Janßen war der neue Lebensmittelpunkt ideal.

An seinem Haus fließt die Kielstau, vom Winderatter See kommend, in den Treßsee und fließt weiter mit der Treene und Eider in die Nordsee. Der See und das Gelände wurde für den Wissenschaftler zu einem Schwerpunkt seiner ehrenamtlichen Tätigkeit.

Nachfolger im Trägerverein Winderatter See

2010 konnte auf Betreiben von Janßen der Trägerverein Winderatter See gegründet werden, um Fördermittel einwerben zu können. Heute können Besucher die Landschaft auf einem fünf Kilometer langen Rundweg erleben. Bei der Anlage dieses Weges haben Jugendliche aus sieben Nationen mitgewirkt. In diesem Jahr wird Willfried Janßen den Vorsitz des Vereins abgeben.

Mit Lutz Mallach wurde ein Nachfolger gefunden, der im Sinne von Janßen das Gebiet weiter entwickeln wird, wobei ihm der Naturfreund Janßen immer ein wichtiger Berater sein wird.

Für Willfried Janßen taten sich weitere Naturschutzthemen auf, mit der Folge, dass er im ganz Land ein gefragter Experte wurde. Dabei war nicht nur das Wissen über die Tier- und Pflanzenwelt entscheidend, sondern die Vermittlung von Naturphänomenen.

„Besucher nicht überfordern“

Dabei war ihm der Dialog besonders wichtig. Vorrangig war es für ihn, die Projekte aus der Sicht der Besucher zu sehen. „Zu viele Informationen sind kontraproduktiv“, erzählt er. Deshalb sei es notwendig, Ruhezonen für den Besucher zu schaffen, ihn nicht zu überfordern. Das Multimar-Wattforum in Tönning ist so ein von Janßen mitgestalteter Ort. Hier kann man den Pottwal in Ruhe betrachten und sich seine Fragen beantworten lassen.

Er ist zuversichtlich, dass der Naturschutz sich positiv entwickeln werde, weil die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Naturschutz gewachsen ist.

Für seine Arbeit ist Prof. Willfreid Janßen vielfach ausgezeichnet worden. Vor wenigen Tagen wurde ihm von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz verliehen, das Verdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

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