Plattdeutsches Theater

Vorhang auf zur Premiere der Schleswiger Speeldeel

Vorhang auf zur Premiere der Schleswiger Speeldeel

Vorhang auf zur Premiere der Schleswiger Speeldeel

SHZ
Schleswig
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Sehenswertes schrulliges Paar: Ute Renkhoff und Peter Philipp glänzen in „Keen Utkamen mit´t Inkamen“ in ihren Paraderollen. Foto: Christina Weiß / SHZ

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Viel Applaus vom begeisterten Publikum gab es für den gelungenen Auftakt der Schleswiger Speeldeel mit der Komödie „Keen Utkamen mit´t Inkamen“. Für ein Mitglied gab es am Ende noch eine besondere Überraschung.

Herrliche Charaktere, ansteckende Spielfreude und eine Schleswiger Wohnung als Bühnenbild: Mit vielen Lachern und kräftigem Applaus hat die rasante Komödie „Keen Utkamen mit't Inkamen“ der Schleswiger Speeldeel im ausverkauften „Uns lütt' Theater“ am Sonnabend Premiere gefeiert.

Theaterbesuch als Balsam für die Seele

Befreites Lachen trotz Pandemie und Kriegsgeschehen bei den Nachbarn in der Ukraine. Geht das? Ja! Der Schleswiger Speeldeel gelingt ein unbeschwerter Theaterabend, der den Besuchern auf Abstand und mit Hygienekonzept für zwei Stunden den Alltag und Sorgen vergessen lässt – mit einer turbulent unterhaltsamen Komödie in plattdeutscher Sprache von Fritz Wemper. In diesen Zeiten wirkt so ein Theaterbesuch wie Balsam für die Seele.

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Somit wurde der rote Teppich ausgerollt, die Gäste mit Kerzenschein, einem Glas Sekt und Kontrolle des Hygienekonzeptes 3G vom Speeldeel-Team um Vorsitzenden Kai Boysen empfangen. Auf diesen Moment hatten die Schauspieler der Schleswiger Speeldeel lange gewartet, denn eigentlich sollte die Premiere bereits 2020 stattfinden. Die Pandemie bremste sämtliche Vorhaben aus. Mit „Fröhstück bi Kellermanns“ meldete sich die Speeldeel im Oktober kurzfristig zurück, um dann freiwillig bis März zu warten – allein, um die Besucher zu schützen.


Umso mehr war nun die Spielfreude bei den Akteuren auf der Bühne der Speeldeel zu bemerken, die sich über das Publikum und ihren Applaus freuten. „Man ist es gar nicht mehr gewohnt. Endlich wieder spielen, es macht richtig viel Spaß. Ich fühle mich hier wohl“, sagte Schauspieler Sven Höck. „Wie toll, wir dürfen das Stück in den nächsten Wochen 19 Mal spielen. Ich freue mich riesig. Es bringt so viel Spaß dabei zu sein“, sagte Schauspieler Reinhard „Huxi“ Huxhold. Und genau das merkte man als Zuschauer.


Die Charaktere in „Keen Umkamen mit't Inkamen“ wurden maßgeschneidert besetzt. Peter Philipp, Ute Renkhoff, Carsten Bendixen, Sven Höck, Nicole Hünefeld, Johanna Jensen, Reinhard Huxhold, Steffanie Schmid und Waltraut Heutmann glänzen in ihrer Rolle, leben diese und sind augenscheinlich in ihrem Element. Das ist es, was diesen turbulenten Theaterabend so unterhaltsam macht.

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Schnell hatte der Zuschauer die Schauspieler ins Herz geschlossen, die das Stück so liebevoll und schrullig zugleich mit Leben füllen. Jede Menge Text war vorab zu lernen gewesen, und das taten die Schauspieler in den vergangenen Wochen neben ihrem Beruf, darunter als Krankenschwester und Mutter von vier Kindern, Elektro-Installateur, Floristin, Verwaltungsangestellte, Familienvater oder Großmutter von vier Enkeln.

Viele Mitglieder beteiligt

Für die Einrichtung des Bühnenbildes haben Georg Funk und Hauke Hoffmann-Timm gesorgt. Fiete Renkhoff trug die Verantwortung für die Technik. Für den „Lüttkram“ und Arrangieren der Requisite im schnellen Wechsel des Bühnengeschehens war Anne Meyer zuständig. Waltraud Heutmann stand als „Topuster“ im Hintergrund bereit, verlieh ihre Stimme aber ebenso der ewig nörgelnde Nachbarin.


Alle zusammen präsentierten sie eine Komödie, die das Publikum am Premierenabend mit viel Applaus und Zuspruch gefeiert haben. Die Dankbarkeit lag auf beiden Seiten, vor und hinter der Bühne. „Unser Dank gilt auch den Mitgliedern der Speeldeel, die zu uns gestanden und uns weiter gefördert haben. Das hilft uns weiter. Wir haben eine harte Zeit hinter uns gehabt, und auch noch vor uns“, sagte Kai Boysen. Nur eine Handvoll Menschen hatten im Lockdown die bereits gezahlten Ticketbeiträge zurückgefordert.


Eine besondere Auszeichnung wurde Hildegard „Hille“ Polzien zuteil, die sich seit 50 Jahren in der Gemeinschaft der Schleswiger Speeldeel engagiert. Neben den Urkunden und einem bunten „Rükerbusch“ freute sich die 83-jährige Schleswigerin über den Applaus des Publikums. Ob als Schauspielerin, Requisiteurin, Topuster oder als Ansprechpartnerin für den Theaternachwuchs: Polzien war immer für alle da. Der „Hille-Kuchen“ mit Mandarinen, den die Jubilarin seit 50 Jahren regelmäßig zur Freude der Theaterleute backt, sei legendär, lobte Boysen.


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