Entsetzen im Kieler Landtag

Vorstoß der R+V-Versicherung: Höhere Krankenkassenbeiträge für Ungeimpfte in SH

Vorstoß der R+V-Versicherung: Höhere Krankenkassenbeiträge für Ungeimpfte in SH

Höhere Krankenkassenbeiträge für Ungeimpfte in SH

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Kiel
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Muss der Patient mit einer Coronainfektion an ein Beatmungsgerät, liegen die Kosten bei 38.500 Euro. Foto: Christophe Gateau/dpa

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Geht es nach dem Chef der privaten R+V-Versicherung, Norbert Rollinger, könnten Menschen ohne Corona-Impfung bald erhebliche Nachteile haben.

Der Chef der privaten R+V-Versicherung, Norbert Rollinger, hält höhere Krankenkassenbeiträge für Ungeimpfte für denkbar. Kieler Landtagsabgeordnete sind entsetzt.

Kosten von bis zu 38.500 Euro pro Corona-Patient

Impfverweigerer zeigten ein sozial schädliches Verhalten, so Rollinger. „Wenn jemand wegen Corona auf der Intensivstation landet, ist das deutlich teurer als eine Impfung.“ Die Kosten für einen Aufenthalt in einem deutschen Krankenhaus aufgrund einer Covid-19-Erkrankung liegen aktuell bei 10.700 Euro. Muss der Patient an ein Beatmungsgerät, sind es sogar 38.500 Euro.

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Diese Kosten könnten laut Rollinger auf ungeimpfte Beitragszahler umgelegt werden. Wann Tarife je nach Impfstatus eingeführt werden, hänge davon ab, „wie lange sich die schweigende Mehrheit der Geimpften von den hartnäckigen Impfverweigerern noch auf der Nase herumtanzen lässt“.

Abgeordnete im Landtag kritisieren Vorstoß

Der CDU-Landtagsabgeordnete Hans Hinrich Neve hält solche Diskussionen „nicht für zielführend“. Nicht alle Ungeimpften seien dies freiwillig, „und selbst bei der freiwilligen Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, darf diese Entscheidung keine Nachteile bei der Tarifeinstufung bringen“, stellt Neve klar.

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Mit ähnlichen Argumenten lehnen SPD und FDP den Vorstoß ab. Der Liberale Dennys Bornhöft fürchtet, man werde „eher weniger Menschen von einer Impfung überzeugen, wenn die Drohkulisse immer weiter aufgebaut wird“. Solche Stigmatisierung spalte die Gesellschaft in einer Weise, „die ich gefährlich finde“. Die Krankenkassen sollten aufklären und Überzeugungsarbeit leisten, „statt mit Kanonen auf Spatzen zu schießen“. Birte Pauls (SPD) erinnert daran, dass Ungeimpfte demnächst bereits Tests bezahlen müssen.

Individuelles Risiko

Laut Kieler Sozialministerium arbeiten private Krankenkassen schon jetzt nach dem Versicherungsprinzip, bei dem das individuelle Risiko maßgeblich für die Beitragshöhe ist. Sie dürfen zum Beispiel beim Tarif zwischen Rauchern und Nichtrauchern unterscheiden.

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Anders als bei den Privaten sind Extra-Tarife für Ungeimpfte bei gesetzlichen Kassen bisher tabu. Das Krankenversicherungssystem basiere auf dem Prinzip der Solidargemeinschaft, betont Florian Unger vom Ersatzkassen-Verband in Kiel. Das bedeute, dass auch Risikogruppen den Schutz der Krankenkasse genießen. „Der Leistungskatalog ist für alle gleich“, so Unger.


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