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Waldumbau: So werden Buchen fürs Klima gesät

Waldumbau: So werden Buchen fürs Klima gesät

Waldumbau: So werden Buchen fürs Klima gesät

SHZ
Heidmühlen
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Voller Einsatz: Am Fuße alter Fichten sät Forstwirt Jan Stürwohld neue Buchen. Foto: Michael Ruff/shz.de

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Die Wälder sind in Not: Zunehmende Dürre und Stürme machen den Bäumen zu schaffen, deswegen sorgen die Landesforsten mit einer einzigartigen Saat-Technik für den Umbau der Wälder.

Es rumpelt ganz schön wenn Jan Stürwohld sein Fahrzeug per Fernbedienung durch den Segeberger Forst bei Heidmühlen steuert. Hinter der rund 1,5 Tonnen schweren, mit Ketten versehenen Raupe zieht der Forstwirt mit 6 km/h die Saatmaschine der Landesforsten über den holprigen Waldboden.

Manch einen Naturfreund könnte jetzt irritieren, dass ein Förster den Waldboden mit dieser Maschine regelrecht aufschlitzt und dabei auch zum Teil Wurzeln der um ihn herum stehenden Nadelbäume zerteilt. „Wir machen das aber, damit der Wald hier stabiler wird“, sagt Linde Schnipkoweit, die bei den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten für die technische Produktion zuständig ist.

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Denn die Saatmaschine schlitzt den Boden nur auf, um jeden Zentimeter eine Buchecker auf den mineralischen Boden zu setzen und die Erde hinterher wieder darüber zu häufeln und plattzuwalzen. „So könnte vielleicht mal die längste Buchenhecke Schleswig-Holsteins entstehen“, sagt Stürwohlds Kollege Normen Luchnik lachend. Doch die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich gering, denn nicht alle Buchen werden es schaffen, sich im Wald durchzusetzen.


„Dennoch ist das Säen viel effektiver als das Pflanzen“, erklärt Linde Schnipkoweit. Selbst wenn eine zweite Aussaat nötig werden sollte, sei das günstiger als auf Setzlinge aus der Baumschule zu setzen. Denn das Saatgut kommt aus einem Landesforst in Ostholstein, die Saatmaschine gehört den Landesforsten und das Saat-Team mit Jan Stürwohld und Normen Luchnik habe Erfahrung.

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„Die Saat- und ihre Zugmaschine sind einzigartig in Schleswig-Holstein“, sagt Schnipkoweit. Im Laufe der Jahre sei die Technik immer mehr verfeinert worden, so dass sie möglichst schonend eingesetzt werden könne. Die Maschinen seien extrem wendig und bodenschonend – und deswegen auch auf kleinen Streifen zu gebrauchen, wo Stürme Stämme entwurzelt oder der Borkenkäfer Bäume vernichtet habe. Allerdings sei die Maschine nur für Bucheckern geeignet, bei anderen Baumarten sei der Zugriff auf die Baumschulen doch besser, weil vorgezogene Eichen oder Douglasien im Wald bessere Überlebenschancen hätten als würde man die Bäume säen. Doch bei den Buchen klappe das. „65 Prozent der Verjüngungen, die wir in den Wäldern vornehmen, kommen so zustande“, sagt Schnipkoweit.

Wald soll Klimawandel trotzen können

Das Ziel der Landesforsten ist klar: Der Wald soll für die Zukunft klimagerecht umgebaut werden. Denn immer noch gibt es viele Regionen in Schleswig-Holstein wie in Heidmühlen, wo Fichten, Lärchen und Sitka-Fichten das Waldbild dominieren. Nach den Reparationseinschlägen nach Ende des Krieges, hätten viele Förster auf die Nadelbäume gesetzt, weil die eben einen schnellen Ertrag versprachen, sagt Schnipkoweit.

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Doch die Nadelbaum-Kolonien sind in die Jahre gekommen und anfällig für die zunehmenden Extrem-Wetterereignisse. Deswegen hat der Waldumbau längst begonnen. Schnipkoweit zeigt auf ein paar Buchen, die dort schon vor rund 15 Jahren gepflanzt wurden. „Die sind eben widerstandsfähiger, unter dem Blätterdach kann die Feuchtigkeit auch bei größerer Hitze nicht so leicht verdunsten und bleibt beim Baum.“ Zudem sei der ohne Blätter nicht so sturmanfällig. Und die Buchen ergänzten als heimische Art Eichen, Douglasien und andere Hölzer, die die Landesforsten aufforsten, um so eine neue Generation von Mischwäldern zu schaffen.


Die Forstwirte hoffen jedenfalls, dass ihre Saat aufgeht. Wie viele Buchen es am Ende sein werden, wissen sie aber nicht. An manchen Stellen sollen Zäune die jungen Bäume vor dem Wild schützen.

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In einem Jahr habe man vielleicht erste Ergebnisse, sagt Schnipkoweit. Aber ob es für einen kleinen Buchenwald reicht, könne sie frühestens in sechs Jahren sehen. Aber bis dahin werden Jan Stürwohld und sein ferngesteuertes Fahrzeug schon wieder auf vielen Hektar Wald tonnenweise Bucheckern eingepflanzt haben.


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Hannah Dobiaschowski
Hannah Dobiaschowski Projekte / Marketing
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