Meinung zur Lindner-Hochzeit

Warum es besser ist, auf Sylt zu heiraten als in der Toskana

Warum es besser ist, auf Sylt zu heiraten als in der Toskana

Warum es besser ist, auf Sylt zu heiraten als in der Toskana

Barbara Glosemeyer, SHZ
Sylt
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Ein Herz für Sylt *** A heart for Sylt Foto: www.imago-images.de/shz.de

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Die Meinungen zur Lindner-Hochzeit und der medialen Aufregung gehen weit auseinander. Trotzdem ist es gut, dass die Lindners hier geheiratet haben. Dass es allerdings sehr viel schlichter und trotzdem glücklich geht, weiß die Autorin aus eigener...

Ja, man darf ermüdet sein von der medialen Aufmerksamkeit um die Hochzeit des Bundesfinanzministers und man darf sich auch fragen, ob so eine Hochzeitsause in diese Zeit passt. Oder wie es möglich ist, dass das Paar kirchlich getraut wird, ohne in der Kirche zu sein. Und warum die Nähe zwischen Journalismus und Politik in dieser Liaison ohne berufliche Konsequenzen bleiben kann.

Hochzeitstraum statt „Corona-Hölle“

Zugleich sei allen entnervten Anti-Promi-Vertretern gesagt: Wenn Minister Lindner und Journalistin Lehfeldt schon so luxuriös feiern, sollen sie es unbedingt gerne auf Sylt und nicht in der Toskana machen. Denn, ja genau, eine solche Promi-Hochzeit in Weiß und Veilchenblau ist Sylt-Werbung par excellence und bringt genau das auf die Insel, was sich hier viele wünschen: Sylt ist endlich mal wieder in den bundesweiten Glücks-Schlagzeilen und nicht mehr als „Corona-Hölle“ („Bild“) und nicht als 9-Euro-Ticket-Destinantion für Punks, sondern als Sehnsuchts-Ort für romantische Hochzeitspaare. Viele werden in Hochzeitserinnerungen schwelgen oder sich für eigene Planungen inspirieren lassen. Herzlich willkommen.

Das rote Sofa im Westerländer Rathaus

Dass man auch auf Sylt deutlich schlichter als die Lindners unter die Haube kommen kann, habe ich selbst vor 20 Jahren erlebt. Als wir an einem Freitagmorgen im August 2002 um 9 Uhr das Rathaus Westerland betraten und das Trauzimmer suchten, empfing uns der Standesbeamte schon oben an der Treppe derart norddeutsch, dass es in jede „Flens“-Werbung gepasst hätte: „Dann komm Sie man rein, damit wir hier weider kommen.“ Jau. Und schwuppdiwupp und ein paar gewöhnungsbedürftige Redewendungen über geteiltes Leid und doppelte Freude weiter, saßen wir auch schon fürs Standesamtsfoto auf dem roten Sofa im Rathaus-Trauzimmer − unterm großen roten Plüschherz. Loriot hätte seine wahre Freude gehabt. Und Glück hat es auch gebracht. Geht doch.

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