Kreis Schleswig-Flensburg

Warum die Feuerwehr im Katastrophenfall weiter auf Sirenen setzt

Warum die Feuerwehr im Katastrophenfall weiter auf Sirenen setzt

Warum die Feuerwehr weiter auf Sirenen setzt

SHZ
Schleswig
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Weithin zu hören, aber nicht mehr überall im Einsatz: Sirene mit Elektromotor und Gebläse sollen die Bevölkerung bei Gefahr warnen. Foto: Jens Büttner/ shz.de

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SMS, Handy-Warn-App oder heulende Sirenen – um die effektivste Methode, die Bevölkerung bei Gefahr zu warnen, ist eine Diskussion entbrannt. Im Kreis Schleswig-Flensburg setzt man auf bewährte und moderne Systeme.

Die Flutkatastrophen nach Starkregenfällen haben viele Menschen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz vollkommen überraschend getroffen – obwohl die Wetterdienste das Unheil hatten kommen sehen. Deren Informationen sind aber bei den Menschen vor Ort nicht angekommen. Nun wird über die Ausgabe von Warnungen bei Gefahr per SMS aufs Smartphone diskutiert. Aber ist das überhaupt sinnvoll und wie gut ist das Warnsystem im Katastrophenfall bei uns im Kreis?


Alarmierungen und die Rettung von Menschen aus brenzligen Situationen sind das tägliche Geschäft von Kreiswehrführer Mark Rücker und seinen Leuten. Ohne die Informationen der Leitstelle in Harrislee darüber, was und wo gerade schiefläuft, würden sie im Dunklen tappen und könnten nicht rechtzeitig zum Ort des Geschehens eilen und helfen. Wichtig dabei auch: Die Bevölkerung zu warnen, dass Gefahr droht.

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Viele nicht mit der Technik vertraut

„Ich bin ein Freund von Sirenen“, sagt Kreiswehrführer Rücker. Sie würden die Bevölkerung auf eine mögliche Gefahr hinweisen und „sie auch dafür sensibilisieren, dass im Dorf gleich schneller gefahren wird, wenn die Einsatzkräfte ausrücken.“ Von Warnungen per SMS hält Rücker nicht so viel. „Wer hat nachts schon sein Handy an und es direkt neben dem Bett liegen?“, fragt er. Hinzu käme, dass viele ältere Menschen nicht mit der Technik vertraut seien. „Ich kenne ganz viele Leute, die haben gar kein Handy“, so Rücker.

Warninstrument Nummer 1

Bleibt also die gute alte Sirene als Warninstrument Nummer eins. „Die sind bei uns noch weit verbreitet“, sagt Michael Jöns, als Kreisschirrmeister auch zuständig für die Verbreitung einer Alarmierung durch Sirenen. Rund 100 Sirenen gebe es noch im Kreisgebiet. Von einer hundertprozentigen Abdeckung könne allerdings keine Rede sein. „Es gibt Bereiche, in denen es keine Sirenen gibt“, so Jöns. Außerdem seien einige an ungünstigen Standorten aufgestellt, von wo aus das Signal nicht im ganzen Dorf zu hören ist – beispielsweise bei starkem Wind. Auch gebe es in jedem Amt Gemeinden, in denen einzelne Sirene kaputt seien. Die Verantwortung für die Sirenen habe der Kreis auf die Gemeinden übertragen. Insgesamt sei die Abdeckung mit Sirenen im Kreis aber gut, so Jöns.

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Zusätzliche Warnung per Handy-App

Intern setzen die Feuerwehren vor allem auf die Alarmierung durch Pager. 80 bis 90 Prozent der Einsatzkräfte sind laut Rücker inzwischen mit Pagern ausgestattet. Aktuell in diesem Jahr habe der Kreis außerdem alle digitalen Alarmumsetzer – sie sorgen für die Verteilung der von der Leitstelle herausgegebenen Alarmbotschaft an die Pager in der Fläche – mit Akkus ausgestattet, so dass sie nach einem Stromausfall noch mindestens 48 Stunden einsatzbereit bleiben. Hinzu kommt die Alarmierung der Einsatzkräfte über eine Handy-App. Dieses Verfahren befindet sich derzeit noch in der Erprobung.

Mehr Infos über die digitale Sirene

Ebenfalls noch nicht durchgesetzt hat sich die Alarmierung durch ein digitale Sirenensystem. Das hat den Vorteil, dass neben dem Alarmton auch gesprochene Warnmeldungen verbreitet werden können. Laut Rücker haben aber erst einzelne Gemeinden einige wenige dieser Geräte installiert. Für Rücker und Jöns bleibt daher die herkömmliche Sirene derzeit die sicherste Methode, um die Bevölkerung auf eine Gefahrensituation aufmerksam zu machen. „Um ganz sicher zu gehen, müsste man zusätzlich mit einem Wagen durchs Dorf fahren und die Leute per Lautsprecher warnen“, sagt Schirrmeister Jöns.

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Stille in Schleswig

Das ist wohl auch der Plan, den die Stadt Schleswig im Katastrophenfall verfolgt – denn in der Kreisstadt wurden bereits vor einigen Jahren sämtliche Sirenen außer Betrieb genommen. „Grundsätzlich wäre bei Katastrophenfällen denkbar, dass die Bevölkerung zunächst durch Radiodurchsagen und über das Internet auf der Homepage gewarnt werden“, erklärt Stadtsprecherin Jane Dittmer. „Weiter würden die Polizei und der Katastrophenschutz vermutlich Durchsagen durchgeben.“ Dies alles geschehe im Katastrophenfall in enger Abstimmung mit dem Kreis als Katstrophenschutzbehörde.

Kontrolle muss sein

Während die Schleswiger also ihre Ruhe vor dem durchdringenden Geheul der Sirenen haben, werden sie dort, wo es sie noch gibt, weiterhin pünktlich an jedem Sonnabend um 12 Uhr heulen. Dann ist klar, dass sie funktionieren und können die Bürger im Umkreis warnen, wenn Ungemach durch Feuer, Sturm oder Hochwasser droht.

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