Kappeln

Warum für Lilja (12) kein Weihnachten ohne Krippenspiel ist

Warum für Lilja (12) kein Weihnachten ohne Krippenspiel ist

Warum für Lilja (12) kein Weihnachten ohne Krippenspiel ist

Rebecca Nordmann/shz.de
Kappeln
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Lilja spielt den Hirten Tobias. Foto: Rebecca Nordmann

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Im Gottesdienst an Heiligabend wird in Kappeln ein Krippenspiel aufgeführt. Bei der Generalprobe am Tag davor waren wir bei Liljas Verwandlung in den Hirten Tobias dabei.

So langsam pirscht sich Lilja an die Sache heran. „Am Anfang“, sagt die Zwölfjährige, „war ich ein Engel, und dann ein Nebenhirte. Beide haben nichts gesagt.“ Seit zwei Jahren allerdings ist Lilja zwar immer noch Hirte – „aber jetzt mit Text“.

Generalprobe in der Kappelner Nikolaikirche

Die Schülerin gehört zu dem guten Dutzend an Kindern, die sich am Freitagnachmittag in der Nikolaikirche zur Generalprobe treffen. Am Heiligabend präsentieren sie ihr Krippenspiel in einem aller Voraussicht nach gut besuchten Gottesdienst.

Nele Hansen und Annika Lassen haben mit den Kindern, die alle zwischen vier und zwölf Jahre jung sind, seit Ende November regelmäßig geprobt. Zur Generalprobe erscheinen alle in ihren Kostümen – nur die Sache mit dem Mikrofon, die hakt noch ein bisschen. Ersatzweise muss ein Kochlöffel herhalten.

Lilja Hansen ist so etwas wie ein Profi. Sie trägt eine Fellweste („von meiner Schwester“) und einen ziemlich authentischen Hirtenstab („den hat meine Mutter mal im Urlaub gefunden“). Dann legt sie den Kopf zur Seite. „Seit sieben oder acht Jahren spiele ich schon im Krippenspiel mit“, sagt sie.

Stall-Kulisse im Altarraum

Die Sache hat in ihrer Familie eine lange Geschichte, auch Liljas ältere Schwestern waren lange ein Teil des weihnachtlichen Geschehens im Gottesdienst.

Aber erstmal ziehen die Engel ein. Einige von ihnen tragen brennende Kerzen, der Verkündigungsengel an der Spitze einen großen Stern. Regisseurin Nele Hansen dirigiert die Gruppe vorne in den Altarraum hinein. Dort steht bereits die Stall-Kulisse samt Krippe. Leer natürlich. Zumindest noch.

Hirtenbett aus Schafsfell

Lilja bleibt derweil im Hintergrund. Es dauert ein bisschen, bis sie dran ist. Stilecht hat Nele Hansen im Mittelgang der Kirche ein Hirtenbett aus Schafsfell bereitet, dort schreckt Lilja – oder Hirte Tobias – drehbuchgerecht hoch, als der Engel die Geburt von Jesus verkündet.

Dass die Zwölfjährige hier dabei ist, steht für sie außer Frage. „Ich muss das einfach machen“, sagt sie. „Auch wenn ich unsicher bin, dass ich meinen Text vergesse. Es ist Tradition. Ohne Krippenspiel ist kein Weihnachten.“ Dafür überwindet sie ihre Nervosität jedes Jahr. „Und außerdem“, sagt sie und lächelt, „ist es cool auf der Bühne zu stehen“.

Und das tut sie mit Bravour. Direkt vor der Krippe. Direkt vor dem Jesuskind. Und ob in ihrem Textabschnitt nun zuerst „neuer König“ und dann „Heiland der Welt“ steht oder andersrum – das spielt in diesem Moment nur eine Nebenrolle.

Wer die jungen Schauspieler an Heiligabend erleben möchte, sollte den 15-Uhr-Gottesdienst in der Nikolaikirche besuchen. Lilja jedenfalls weiß, wer auf jeden Fall dabei sein wird. „Oma und Opa wollen auch zugucken“, sagt sie. Es ist ja schließlich Tradition.

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