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Warum die Pilzsaison im Kreis Schleswig-Flensburg so früh beginnt

Warum die Pilzsaison im Kreis Schleswig-Flensburg so früh beginnt

Warum die Pilzsaison so früh beginnt

Mahé Crüsemann/shz.de
Flensburg
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Auch Gelbe Korallenpilze sprießen derzeit überall, wie hier in Schleswig. Sie sind grundsätzlich essbar, wegen Verwechslungsgefahr z.B. mit der Bauchwehkoralle sind sie aber von Anfängern besser zu meiden. Foto: Mahé Crüsemann

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Stürmisch, nass und trotzdem relativ warm: Was Urlauber im Kreis Schleswig-Flensburg ganz und gar nicht froh macht, ist für die Pilze hierzulande ein echter Jackpot. Die meist schmackhaften, manchmal giftigen Gewächse sprießen in diesem Jahr...

Der Boden ist feucht, gibt unter jedem Schritt ein wenig nach, es riecht nach Moos und Erde. Kräftiger Wind bring die dicken Bäume im Wald im Naturschutzgebiet Geltinger Birk zum Schwanken, die Blätter rascheln laut. Was sich wie ein Herbstspaziergang anfühlt, ist eigentlich ein Ausflug im Hochsommer – denn es ist Mitte August. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit: Die Pilze sind da.

„Teilweise gibt es in einigen Wäldern schon fast herbstähnliche Zustände“, sagt Ionut Huma, Sprecher der Landesforsten in Schleswig-Holstein. Die Landesforsten betreuen etwas weniger als ein Drittel der Waldfläche des Landes. Dazu gehört auch ein Teil des Waldes im Naturschutzgebiet Geltinger Birk. „Derzeit sind beispielsweise Parasolpilze zu finden“, so Huma. Möchten Sammler bereits jetzt auf Pilzsuche gehen, warnen die Landesforsten allerdings: „Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass nur solche Pilze gesammelt werden sollten, die man klar als Speisepilze kennt und erkennt.“ Aber da der feuchte Sommer dazu beitrage, dass Pilzsucher bereits jetzt Beute machen könnten, sünde erfahrenen und geschulten Suchern nichts im Wege.

Herbstliches Wetter ist optimal für Pilze

„Pilze mögen es feucht und nicht zu kalt, frieren darf es auch nicht – das sind genau die Wetterverhältnisse, die wir gerade haben“, sagt auch Kent Heinemann, Meteorologe bei der Wetterwelt. „Die gute Pilzsituation liegt an dem ‚herbstlichen Wetter‘, das wir in den vergangenen Tagen hatten“, so der Experte. Das sei zwar in der Dauer ungewöhnlich, für August aber eigentlich nicht besonders untypisch. Schließlich seien feuchte Sommer keine Seltenheit in Norddeutschland.

Extremwetter durch den Klimawandel

„Dass dieser feuchte Sommer eine direkte Auswirkung des Klimawandels ist, lässt sich nur schwer verifizieren“, sagt Heinemann, fügt aber hinzu: „Fest steht, durch den Klimawandel etabliert sich ein Trend zu extremen Wetterereignissen.“ So sei der Juni etwa extrem heiß und trocken gewesen, im Juli hingegen sei im Vergleich zum Durchschnitt der Vorjahre bereits die dreifache Niederschlagsmenge über Schleswig-Holstein abgeregnet – „und das nicht über den Monat verteilt, sondern alles innerhalb von zwei Wochen“, sagt er.

Es wird ungemütlich für die Pilze

Aber auch innerhalb des Landes seien die Wetterlagen extrem unterschiedlich. So könne es an einer Stelle einen sturzflutartigen Regen geben, während ein paar Kilometer weiter strahlender Sonnenschein herrsche. „Im weiteren Verlauf des Augusts wird es jetzt aber wieder etwas beständiger und trockener werden“, prognostiziert der Meteorologe. „Dann werden sich die Pilze auch nicht mehr so wohlfühlen.“

Wer also noch schnell ein paar nahrhafte Waldgewächse abgreifen möchte, sollte es in den nächsten Tagen tun. Wie sie zu ernten sind, dazu haben die Landesforsten ein paar Tipps: „Pilze sollten mit einem Messer nah am Boden abgeschnitten und möglichst in Körben transportiert werden.“ Selbst gesammelte Pilze sollten rasch weiterverarbeitet werden, weil sie schnell verderben, so Huma von den Landesforsten, denn andernfalls könne es auch bei eigentlich essbaren Pilzen zu Vergiftungserscheinungen kommen.

Sönke Lettau von der Mykologischen Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein mit Sitz in Busdorf weist Pilzsammler außerdem darauf hin, dass Schutzzonen in den Wäldern beachtet werden müssten. „Sammler dürfen Pilze nur für den Eigenbedarf mitnehmen“, so der Pilzexperte.

Unerfahrenen Pilzsammlern rät Lettau zur Teilnahme an einer geführten Pilzlehrwanderung. Die Risiken dürften nicht unterschätzt werden. „Eine echte Pilzvergiftung, das möchte keiner haben.“ Das Sammeln von Pilzen sei kein einfaches Hobby. Führungen gebe es bei verschiedenen Organisationen.

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