„Bares für Rares“ im Mai 2022

Warum das Sylt-Gemälde von Karin Brunke wertvoller ist als gedacht

Warum das Sylt-Gemälde von Karin Brunke wertvoller ist als gedacht

Warum das Sylt-Gemälde von Karin Brunke wertvoller ist

SHZ
Sylt
Zuletzt aktualisiert um:
Das Bild stammt aus dem Erbe ihrer Patentante, sagte Karin Brunke. Foto: ZDF/Bares für Rares/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

In der Folge vom Montag trat die 63-Jährige mit ihrem Sylt-Gemälde in der ZDF-Sendung „Bares für Rares“ auf. Das Fachwissen der Experten zeigte der Verkäuferin, dass ihr Bild viel mehr wert ist, als sie vorher dachte.

Mit einem Sylt-Gemälde trat Karin Brunke in der jüngsten Folge der ZDF-Sendung „Bares für Rares“ an. Bevor die 63-Jährige es den Händlern anbot, wollte sie erfahren, mit wie viel Geld sie beim Verkauf rechnen kann. Zuerst hatte das Newsportal „Tag 24“ berichtet. Moderator der Trödel-Show ist Horst Lichter.

Das Bild stamme aus dem Erbe ihrer Patentante und sie habe es schon als Kind gemocht, sagte die ehemalige Steuerfachangestellte aus Sehlde (Landkreis Wolfenbüttel) zu Beginn der Sendung. „Aber es passt bei mir nicht so rein, wir sind ein bisschen moderner“, erklärte sie den Verkaufsgrund. Es sei vermutlich über 100 Jahre alt.

Weiterlesen: Galerie Herold schenkt dem Sylt Museum sieben Gemälde mit Insel-Motiven

Colmar Schulte-Goltz (48), Kunsthistoriker und Experte bei „Bares für Rares" kannte das Gemälde. „Blaue Stube“ lautet nach seinen Angaben der Titel des Bildes, das im Kapitänshaus „Altfriesisches Haus“ in Keitum entstanden ist, das heute als Museum vom Sylter Heimatverein, der Sölring Foriining, betreut wird. Zu sehen ist ein Alkoven, davor sitzt eine Frau neben einer Babywiege.


Der Künstler ist Ernst Kolbe, Berliner Spätimpressionist, der unter anderem an der Kunstakademie in Berlin studierte. „Er hat sehr viele Reisen unternommen und diese vielen Reisen haben ihn vor allem in Gegenden geführt wo er historische Bauten und auch Landschaften gemalt hat, unter eine dieser Reisen hat ihn auch nach Sylt geführt“, sagte der Experte. Von diesem Sylt-Motiv, das vermutlich um 1908 entstanden ist, existieren demnach mehrere.

Das bestätigt auch Alexander Römer, Leiter der Sylt-Museen. Eines dieser Bilder mit dem Titel „Altfriesisches Haus, Friesische Seemannsstube“ hängt demnach im Sylt-Museum in Keitum. Darauf ist allerdings die Stube aus einer anderen Perspektive zu sehen – und die Frau, die auf dem Bild in der ZDF-Sendung neben der Wiege sitzt, fehlt dort.



In einem perfekten Zustand sei das Bild aber nicht, sagte der ZDF-Experte in der Sendung. Unter anderem sei es verformt, es fehle Farbe und an einer Stelle sei es übermalt worden, zudem fehle der Original-Rahmen, der durch einen neuen ersetzt wurde. „Das Bild muss gereinigt werden und einen neuen Firnis bekommen.“

Doch trotz der zahlreichen Alterserscheinungen schätzte Schulte-Goltz das Ölbild von Brunke als wertvoller ein, als gedacht. „Weil es ein bestimmter Ort und sogar ein bestimmtes Haus und noch dazu ein bestimmtes Zimmer ist, gibt es einen Anlass bei ganz vielen Herrschaften, das Bild interessant zu finden“, sagte er. Hinzu komme der Sylt-Vorteil.

Statt der von Brunke erhofften 500 Euro ging Colmar Schulte-Goltz von einer Expertise von 1200 bis 1500 Euro aus – trotz des Zustands. „Ich bin sprachlos, das es doch so viel wert ist, hätte ich nicht gedacht“, sagte die Verkäuferin.


Dass der gemalte Ort bekannt ist und noch immer besichtigt werden kann, sei ein wichtiger Aspekt, bestätigten auch die Händler. Mit mäßigen 250 Euro starteten sie in die Gebote-Runde. Vier der fünf anwesenden Händler boten mit. Nur Walther Lehnert (55) hielt sich raus.

Es kam zum Bieter-Duell zwischen Schmitz-Avila und Wolfgang Pauritsch (50), der ebenfalls als Kunsthändler arbeitet. Kopf an Kopf schmetterten sie sich die Gebote für das Kolbe-Gemälde hin und her, gingen in 50-Euro-Schritten über 1000 Euro. Am Ende setzte sich Wolfang Pauritsch mit 1450 Euro durch.

„Der Preis ist auf jeden Fall nicht schlecht“, sagte der Sylter Museumsleiter auf Nachfrage. Auch wenn er den Zustand des Bildes aus der Ferne nicht beurteilen könne.

Mehr lesen