Vogelzug

Warum Zehntausende Vögel gerade Rast auf Sylt machen

Warum Zehntausende Vögel gerade Rast auf Sylt machen

Warum Zehntausende Vögel gerade Rast auf Sylt machen

Frank Deppe/shz.de
Sylt
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Wie hier bei Keitum sind Wildgänse im Nösse-Koog auf Sylt derzeit scharenweise anzutreffen. Foto: Deppe/shz.de

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Scharen von Zugvögeln lassen sich derzeit für kurze Zeit auf Sylt nieder: Warum sie das tun, was die Insel attraktiv für Zugvögel macht und wo man sie am besten beobachten kann.

Sie schlafen im Freien, zahlen keine Kurtaxe und sind dafür ziemlich verfressen: In diesen Wochen tanken Zehntausende von Sylt-Gästen ihre Kraftreserven auf, um auf eine weite Reise zu gehen.

Tatsächlich handelt es sich nicht etwa um unerwünschte Nassauer, sondern um gefiederte Gäste, die von Afrika kommend auf ihrem Weg nach Skandinavien, Sibirien und anderen Gebieten auf der Insel Rast einlegen. Es ist die Zeit des Vogelzugs.

Dank ihrer exponierten Lage bietet Sylt derzeit besten Anschauungsunterricht für ein globales Phänomen: Es seien die unterschiedlichen Landschaftstypen, die Sylt so attraktiv für Zugvögel machen, weiß man bei der Naturschutzgemeinschaft Sylt. Die Schutzstation Wattenmeer verweist dabei insbesondere auf das Wattenmeer, „wo sich zahllose Vögel Fettpolster für den Weiterflug anfressen“.

Stattliche Fischreiher und Kormorane auf der Durchreise

Während Gänse und Enten das Gros bilden, kann man auf Sylt mit Glück aber auch zum Beispiel die seltenen Uferschwalben und Dunklen Sturmtaucher ebenso beobachten wie stattliche Fischreiher und Kormorane auf der Durchreise.

Eindrucksvolle Flugkapriolen sind derzeit im Nösse-Koog bei Morsum zu sehen: Schwärme von Staren bilden in der Luft im schnellen Wechsel die unterschiedlichen Formationen, um sich vor angreifenden Raubvögeln zu schützen.

Wo lassen sich Schwärme von Zugvögeln generell am besten beobachten? Das lohnendste Sylter Areal ist das eingedeichte Rantum-Becken, das mit seiner Größe von 560 Hektar zu den größten Vogelschutzgebieten Deutschlands zählt. Aber auch der Ellenbogen, das Keitumer Kliff und die Hörnum-Odde sind ideale Beobachtungspunkte.

Doch nicht alle Zugvögel werden ihrem Namen gerecht. Das betrifft insbesondere die Graugänse und die Nonnengänse: Weil die Winter immer milder werden, haben viele von ihnen keine Ambitionen mehr, sich zu einem Langstreckenflug aufzuraffen.

Gänsefraß setzt den Sylter Landwirten zu

Ein Trend, der den Sylter Landwirten zusetzt: Fraßen die großen Gänseschwärme in der Vergangenheit vor allem im Frühling und Sommer manche Wiesen und Felder kahl, so ist das Federvieh inzwischen ganzjährig vor Ort – insbesondere im Nösse-Koog zwischen Tinnum und Morsum.

Die gravierenden Folgen nennt der Bauernverband: „Die Gänse hinterlassen tonnenweise Kot, Ackerbauern verlieren Teile der Ernte des Wintergetreides, Milchwirte das Gras zur Fütterung ihrer Kühe.“

Entschädigungen für Fraßschäden in Schleswig-Holstein

Immerhin durften sich die Sylter Landwirte dieser Tage über eine gute Nachricht freuen: Sie können beim Land Schleswig-Holstein nun Entschädigungen für Fraßschäden beantragen, die Nonnengänse auf ihren Feldern angerichtet haben. 80 Prozent der errechneten Schäden würden erstattet, erklärte ein Sprecher des Umweltministeriums. 

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