Jonas-Prozess

Was bisher aufgedeckt wurde – und was nicht

Was bisher aufgedeckt wurde – und was nicht

Was bisher aufgedeckt wurde – und was nicht

SHZ
Flensburg
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Der Angeklagte hat zugegeben, dass er den 16 Jahre alten Jonas erstochen hat. Bei seinem Motiv gibt es noch ungeklärte Fragen. Foto: Frank Molter / SHZ

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Nach acht Verhandlungstagen wurden viele Details der Tat aufgearbeitet. Doch es bleiben offene Fragen.

Am Tag acht im Totschlag-Prozess im Fall Jonas wurde versucht, ein paar Ungereimtheiten zu klären – erneut saß der beste Freund des Angeklagten im Zeugenstand. Doch auch wenn immer mehr Details zum Vorschein kamen – es gibt noch offene Fragen. Was bisher aufgedeckt wurde – und was nicht:

Was geschah am Abend des 2. April?

Was wurde aufgeklärt?

Unmittelbar vor seinem Tod verbrachte der 16 Jahre alte Jonas am Karfreitag mit zwei Freunden den Abend vor der Duborg-Skole. Die drei waren bereits vor Ort, als der Angeklagte mit seinem Kumpel ebenfalls zur Aussichtsplattform kam. Jonas ging auf ihn zu, die anderen hielten sich zurück. Der Angeklagte stand an der Mauer, als Jonas ihn packte und ihm mit der Faust ins Gesicht schlug. Daraufhin holte der Angeklagte offenbar das Messer aus seiner Jackentasche und stach von oben in den Gesichtsbereich des Jugendlichen. Der Angeklagte und sein Freund liefen daraufhin davon. Jonas brach zusammen und starb am Abend im Krankenhaus.

Was ist ungeklärt?

Unklar bleibt, ob der Angeklagte tatsächlich aus Reflex gehandelt hat, wie er behauptet. Wie viel Zeit zwischen dem Faustschlag und dem Messerstich verging, kann nicht rekonstruiert werden. Der Angeklagte spricht von etwa einer Sekunde, einer der Freunde von Jonas von bis zu zehn Sekunden. Die Zeugen sind sich sicher: Der Angeklagte hätte auch aus der Situation fliehen können.

Unklar ist auch die Rolle des besten Freundes des Angeklagten. Er will auf dem Weg zum Burgviertel am Telefon erfahren haben, dass Jonas abgestochen wurde. Er gab an, sich bei dem Anruf vor der Sparkasse in der Rathausstraße aufgehalten zu haben, wo er das WLan nutzte. Nur vier Minuten später wurde von seinem Handy aus ein Notruf getätigt, bei dem auch ein Zeuge am Tatort sprach. Das Gericht äußerte Zweifel, dass man die Strecke zum Tatort mit dem E-Bike so schnell fahren kann – zumal der Jugendliche auch noch bei zwei Freunden in dem Viertel geklingelt haben will.

Was ist das Motiv der Tat?

Was wurde aufgeklärt?

Jonas und der Angeklagte mochten sich nicht, da waren sich alle Zeugen einig. An den ersten Verhandlungstagen sprach der Angeklagte davon, dass er Angst vor Jonas gehabt hätte. Inzwischen wurde deutlich: Er war auch wütend auf den Jugendlichen und hegte offenbar Gewaltfantasien wegen einiger Mobbing-Angriffe. So schrieb er laut den Ermittlungen Jonas' Namen auf das spätere Tatmesser und führte in seinem Handy eine „schwarze Liste“ mit Gewaltfantasien, die er mit Jonas' Namen überschrieben hatte.

Einen Ursprung hatte der Streit wohl in einer Situation, die schon länger zurückliegt: Der Angeklagte war offenbar dabei, als zwei Freunde von ihm Jonas „abgezogen“ haben. Der Streit vertiefte sich aber erst in den Monaten vor der Tat. Jonas hat den Angeklagten offenbar mehrfach beleidigt und ihn am Tag vor der Tat gepackt. Dabei wurde deutlich: Jonas wollte nicht, dass der Angeklagte sich im Burgplatz-Viertel aufhält.

Was ist ungeklärt?

Da die Öffentlichkeit im Laufe des Prozesses ausgeschlossen wurde, sobald es zur Person des Angeklagten geht, bleibt ein Teil seiner Aussagen öffentlich unbekannt. Unklar ist, warum der Streit relativ lange nach dem „Abziehen“ so heftig geworden ist. Auch bleibt die Frage offen, ob die Wut des Angeklagten so heftig wurde, weil Jonas sich offenbar auch am Mobbing gegen seine Freundin beteiligt hatte. Sie war auch bei einem der Übergriffe im Burgviertel dabei gewesen, hatte aber ausgesagt, dass sie der Situation nicht so viel Bedeutung beigemessen hatte. Kurz darauf muss der Angeklagte Jonas' Namen auf das Messer geschrieben haben – den sie laut Aussage kommentarlos abwusch.

Erster Verhandlungstag: Angeklagter schrieb Jonas' Namen auf das Messer

Zweiter Verhandlungstag: „Wie in einem schlechten Mörderfilm“

Dritter Verhandlungstag: Warum der Freund das blutige Messer abwusch

Vierter Verhandlungstag: Ging es in dem Streit um nur zehn Euro?

Fünfter Verhandlungstag: Öffentlichkeit wird teilweise von den Verhandlungen ausgeschlossen

Sechster Verhandlungstag: Vater des Angeklagten sagt im Totschlag-Prozess aus

Siebter Vehandlungstag: Liste mit Tötungs-Fantasien auf Handy des Angeklagten gefunden

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