Interview mit Klimaschützerin

Was Fridays for Future in SH von der neuen Landesregierung verlangt

Was Fridays for Future in SH von der neuen Landesregierung verlangt

Was Fridays for Future in SH von der neuen Landesregierung verlangt

SHZ
Kiel/Pinneberg
Zuletzt aktualisiert um:
Sprecherin von Fridays for Future in Schleswig-Holstein: Die 19-jährige Carlotta Löbner aus Pinneberg. Foto: Sophie Laura Martin Foto: 90037

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Freitag will die Klimaschutzbewegung Fridays for Future auf einer Kundgebung in Kiel ihre Forderungen an die neue Landesregierung verdeutlichen. Sprecherin Carlotta Löbner sagt shz.de, was sie von Schwarz-Grün erwartet.

Frau Löbner, am Freitag ruft Fridays for Future in Kiel zu einer Kundgebung unter dem Motto „Umsteuern auf Klimakurs statt Kurshalten“ auf und richtet sich damit an die neue Landesregierung. Was erwarten Sie von der voraussichtlichen schwarz-grünen Koalition?

Wir stellen hohe Ansprüche an die neue Regierung. Die CDU hat ja mit „Kurshalten“ im Wahlkampf für sich geworben. Wenn sie sich darunter vorstellt, so weiterzumachen wie bisher, dann wäre das nicht zu akzeptieren, vor allem nicht beim Klimaschutz. Und da würden wir von den Grünen erwarten, dass sie klar dagegen halten. Allerdings hat ja auch die CDU große Klimaschutzversprechen gemacht. Ich erwarte, dass die sich nicht als leere Versprechen erweisen.

Weiterlesen: Fridays for Future fordert Klimaschutzziele

Was sind denn Ihre wichtigsten Forderungen an die neue Regierung?

Wir wollen, dass Schleswig-Holstein bis 2035 klimaneutral wird. Dazu ist ein rascher Ausbau der Windkraft notwendig. Wir brauchen drei Prozent der Flächen für Windräder – da steht Schleswig-Holstein als Flächenland in der Verantwortung. Und der Mindestabstand zwischen Windrädern und Wohnsiedlungen muss gesenkt werden, auf 600 Meter. Außerdem fordern wir eine klimagerechte und sozialverträgliche Mobilität, mit mehr öffentlichem Nahverkehr und weniger Individualverkehr.


Und was sollte auf keinen Fall im Koalitionsvertrag stehen?

Da gilt der Umkehrschluss: Alles, was Klimaneutralität bis 2035 verhindert, sollte nicht drinstehen. Also zum Beispiel: Kein Abbremsen des Windkraftausbaus und sich dafür auf Ölbohrungen im Watt verlassen. Und: Keine größeren Mindestabstände. Außerdem brauchen wir keinen weiteren Ausbau des Straßennetzes, sondern mehr Geld für die Schiene. Aber das Thema Verkehr wird mit der CDU sicher eine Herausforderung. Da sind die Grünen dann gefragt.

Streitpunkte sind ja in der Verkehrspolitik der Weiterbau der Küstenautobahn A 20, aber auch ein Tempolimit. Die Grünen wollen den Weiterbau der A20 nur bis zur A7, die CDU bis nach Niedersachsen. Und Sie?

Wir fordern natürlich, dass die A 20 nicht weitergebaut wird – die Planungen sind eine finanzielle und klimaschädliche Katastrophe. Das dafür eingeplante Geld muss in Milliardenhöhe in den öffentlichen Nahverkehr fließen. Und was ein Tempolimit angeht: Da kann man Energie sparen, ohne dass es jemanden etwas kostet. Es sollte also kommen. Am besten Tempo 130 auf Autobahnen, Tempo 80 auf Landstraßen und Tempo 30 in Ortschaften.


Und wenn die Grünen all das nicht durchsetzen – sollten sie dann aufs Regieren verzichten?

Unsere Forderungen richten sich an alle Regierungsparteien. Auch die Grünen dürfen in einer Koalition mit der CDU keine Abstriche in Sachen Klimaschutz und Energiewende machen. Denn dabei haben wir keine Zeit mehr zu verlieren. Und wir erwarten, dass auch die Stimme all derjenigen gehört wird, die am 8. Mai nicht zur Wahl gehen konnten – also der meisten Kinder und Jugendlichen, der kommenden Generationen sowie der Menschen vor allem im globalen Süden, die unverschuldet die größte Last der Klimakrise zu tragen haben.

Erst mal forcieren die Grünen mit der CDU eine Investition in fossile Energie: Sie wollen ein Import-Terminal für verflüssigtes Erdgas in Brunsbüttel bauen. Sie dagegen wollen das verhindern. Wie?

Ich fürchte, dass wir da gar nicht mehr viel gegenhalten können und das Land auch nicht, weil das vom Bund schon so entschieden ist. Uns ist wichtig, deutlich zu machen, dass das keine langfristige Lösung sein darf, sondern wir trotzdem die Energiewende durch Erneuerbare umso mehr vorantreiben müssen.

Mehr lesen