Schandfleck in Husum

Was sich mit Kreativität aus alten Litfaßsäulen machen lässt

Was sich mit Kreativität aus alten Litfaßsäulen machen lässt

Kreativität an alten Litfaßsäulen

SHZ
Husum
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Matthais Kundy, Hans Pahl-Christiansen und Oliver Blitz starten ihr Projekt. Foto: Herbert Müllerchen / SHZ

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Nachbarn in der Lornsenstraße sind sich einig: So kann die alte betongraue Litfaßsäule an der Straße nicht bleiben. So beginnt eine Kunst-Aktion.

In Husum stehen unzählige Litfaßsäulen an Gehwegen und Verkehrsinseln und sind mit großen Werbeplakaten beklebt. Doch so manche Anschlagsäule fristet seit einiger Zeit ihr Dasein, ohne dass sie neu beklebt wird. In tristem Betongrau steht in der Lornsenstraße eine jener „Annonciersäulen“, wie sie vor über 150 Jahren genannt wurden.


Sie wird von Anwohnern eher als ein abgestorbenes Bauwerk empfunden. „Seit Jahren starrt uns dieses runde Mauerwerk wie totes Gestein an und wird von vielen Anwohnern eher als Schandfleck empfunden“, erklärt Hans Pahl-Christiansen. Mit seinen Nachbarn Matthias Kundy und Oliver Blitz hat er ein Projekt angeschoben, das Schule machen könnte.

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„Begonnen hatte alles vor über zwei Jahren“, erinnert sich Oliver Blitz. Damals war die Straße rund um die Verkehrsinsel aufgerissen und es begannen Kanalarbeiten. Darunter litt das bepflanzte Dreieck an der Straßenkreuzung zur Lornsen- und Klaus-Groth-Straße. Von den niedrigen Heckenpflanzen blieb zum großen Teil nur noch ein kahles Gerippe übrig. „Wir haben uns entschlossen, das Dreieck neu zu bepflanzen“, berichtet Matthias Kundy. Grünes Licht bekamen sie dafür von der Stadt beziehungsweise vom Ordnungsamt.


Als erstes wurden die abgestorbenen Pflanzen herausgerissen. „Wir waren schnell darin einig, dass hier eine Blumeninsel entstehen soll“, so Pahl-Christiansen. Also brachte jeder Päckchen mit Blumensaat mit. Das Ergebnis konnte sich schon im darauffolgenden Jahr sehen lassen. Doch ein Dorn im Auge bildete das graubetonierte Gerippe, das mitten der blühenden Wiese stand.

Blumenschmuck auf die Säule geklebt

Wieder haben sich die Initiatoren mit der Stadt in Verbindung gesetzt und einen Vorschlag unterbreitet, der auf offene Ohren stieß. Die Litfaßsäule bekam einen weißen Anstrich als Grundfarbe. Der nächste Schritt bestand darin, die weiß getünchte Anschlagsäule mit einem Blütenmeer zu schmücken. Von der Mohnblume bis hin zur Sonnenblume haben die drei Initiatoren, die sich nicht als Künstler oder Maler verstehen, verewigt.

Schulen dürfen gerne mitmachen

Doch damit soll das Projekt nicht zu Ende sein“, stellte Pahl-Christiansen klar. „Wir haben uns überlegt, die Schulen in das Projekt mit einzubinden.“ Soll heißen: Die Schulen dürfen sich an der Gestaltung dieser Litfaßsäule beteiligen. Die erste Zusage liegt bereits vor. „Von der Rungholtschule kam die erste positive Reaktion, was uns sehr gefreut hat“.

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Am 5. Dezember 1854 war die Geburtsstunde der Annonciersäule. Ernst Lifaß bekam in Berlin die Erlaubnis, die erste nach ihm benannte Säule aufzustellen. Doch es hagelte auch Kritik. Gegner sprachen von einem Anschlag auf die Meinungsfreiheit. Inzwischen verschwinden die geschichtsträchtigen Werbesäulen immer öfter aus den Städten und Dörfern.

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