Landwirtschaft

Weideprämie als Win-Win-Situation für Natur, Klima und Bauern

Weideprämie als Win-Win-Situation für Natur, Klima und Bauern

Prämie als Win-Win-Situation für Natur, Klima und Bauern

Frank Jung/shz.de
Kiel
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Rinder fühlen sich unter freiem Himmel wohl. Foto: Schmidt/shz.de

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Damit nicht noch mehr Kühe im Stall statt auf der Weide gehalten werden, hält eine Allianz von Verbänden aus Umweltschutz und Landwirtschaft eine Weide-Prämie in Schleswig-Holstein für unabdingbar.

Verbände aus Landwirtschaft und Naturschutz in Schleswig-Holstein trommeln dafür, dass sich Umweltleistungen auf Äckern und Wiesen stärker in der finanziellen Vergütung für Bauern wiederfinden. Ganz oben auf ihrer Prioritätenliste haben die Akteure eine Weide-Prämie. Bis zur Einführung auf Bundesebene oder als Ergänzung dazu sehen sie ein solches Instrument als Aufgabe für die neue schwarz-grüne Landesregierung.

Das erklärten Vertreter der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, des Bundesverbands deutscher Milchviehhalter, des Vereins „Land schafft Verbindung“ und des Landesnaturschutzverbands bei einem gemeinsamen Pressegespräch in Aukrug (Kreis Rendsburg-Eckernförde). Mit im Boot hat diese Allianz den Landesnaturschutz-Beauftragten Holger Gerth.

Der betonte: Bewusst habe sich das Bündnis für die Präsentation seiner Forderungen einen konventionellen und keinen Biobetrieb ausgesucht. Die Botschaft: Auch jenseits der Öko-Sparte gebe es den Willen, „dass Landwirtschaft und Naturschutz stärker miteinander kommunizieren“, so Gerth.

So sehr Einheimische und Touristen Tiere auf der Weide auch lieben – „der Aufwand ist dreimal so hoch als wenn man das Vieh im Stall hat“, sagte Heike Riecken, Rinderhalterin aus Embühren (Kreis Rendsburg-Eckernförde). Zum Beispiel sind die regelmäßigen Wege zum Melken viel weiter; auch bei Jungtieren oder Mastochsen muss täglich in der Fläche kontrolliert werden, ob alle Tiere noch da sind und es ihnen gut geht.

Höfe-Schwund erschwert die Weidehaltung

Uta von Schmidt-Kühl, Landesvorsitzende von „Land schafft Verbindung“; weist auf eine besondere Herausforderung hin: Je größer die Betriebe werden – und das werden sie, da stetig mehr Landwirte aufgeben und ihre Flächen dann an die verbliebenen Kollegen verpachten – desto schwieriger werde es mit der arbeitsreichen Weidehaltung. „Mit jedem Jahr sieht man deshalb auch weniger Tiere auf der Weide“, konstatiert Matthias Stührwoldt, Landessprecher der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft.
 Um die drei Cent pro Liter Milch schwebt ihm und seinen Mitstreitern als Größenordnung für eine Weideprämie vor. Oder – nach niedersächsischem Beispiel – 75 Euro pro Kuh.

 „Schleswig-Holstein gehört zu den wenigen Bundesländern, die keine wirksame Prämie vorsehen, um die Weidehaltung zu stärken“, stellen die vier Verbände in einem gemeinsamen Forderungspapier fest. Dabei ließe sich damit gerade im nördlichsten Bundesland ein großer Effekt erzielen – und das in mehrfacher Hinsicht, so Uta von Schmidt-Kühl von „Land schafft Verbindung“.

Deshalb hilft Weidehaltung dem Klimaschutz

Immerhin ein Drittel der Flächen in Schleswig-Holstein sind Grünland und damit potenziell für eine Beweidung geeignet. Wer Weidehaltung fördere, fördere auch Artenschutz und Klimaschutz, hob von Schmidt-Kühl hervor. „Dauergrünland ist ein wichtiger CO2-Speicher“, wirkungsvoller noch als Wald. Weil der Verbiss durch die Tiere das Wurzelwachstum fördert, wird die Humus-Bildung angeregt und damit die Aufnahmefähigkeit des Bodens für Kohlendioxid.

Wissenschaftlich erwiesen sei, dass Weidehaltung auch der botanischen Artenvielfalt zugute komme, ergänzte Ulrich Irmler, Vorsitzender des Landesnaturschutzverbands.

Es drohen 30 Prozent weniger Prämiengelder

Die Allianz hält eine Weideprämie für umso dringlicher, weil die im nächsten Jahr in Kraft tretende Reform der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) für Grünlandbetriebe mit Milchkühen 30 Prozent weniger Prämiengelder aus EU-Töpfen beschere.

Die GAP-Reform biete aber jährliche Anpassungsmöglichkeiten, auch für die nationalen Spielräume bei der Verteilung eines Teils der Gelder. Die Landesregierung müsse ihre Möglichkeiten nutzen, dazu auch auf die Bundesregierung einzuwirken, etwa über den Bundesrat, fordert die Verbände-Allianz.

Öko-Prämien nach Betriebsgrößen staffeln

Auf die Agenda gehört für sie auch eine Staffelung schon beschlossener Öko-Prämien nach Betriebsgröße. „Das würde helfen, dass auch kleinere Höfe überleben“, zeigt sich Stührwoldt überzeugt. in der gemeinsamen Agrarpolitik einzusetzen.“

Der agrarpolitische Sprecher der grünen-Landtagsfraktion, Dirk Kock-Rohwer, unterstützte in Aukrug die Wünsche der dort anwesenden Verbände.

Das sagt das Landwirtschaftsministerium

Das CDU-geführte Kieler Landwirtschaftsministerium ging auf Anfrage nicht direkt auf die Forderung nach einer Weideprämie ein. Man sei sich aber bewusst, dass „Weidehaltung für das gesamte Image der Milchbranche von großer Bedeutung ist“, so eine Sprecherin. Um dem Trend zu einer ganzjährigen Stallhaltung etwas entgegenzusetzen, habe die Landesregierung bereits im vergangenen Jahr entschieden, die Weidehaltung von Milchkühen durch finanziell gestärkte Vertragsnaturschutzprogramme zu unterstützen.

Auch aus dem Fördertopf der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP) entwickle die Landesregierung Projekte, die Grünland und Weidehaltung zum Schwerpunkt haben. Dabei geht es etwa um Weidemanager oder nährstoffeffiziente Flächenkonzepte.

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