Familie der Langschläfer

Wenn frühes Aufstehen für Kinder furchtbar ist

Wenn frühes Aufstehen für Kinder furchtbar ist

Wenn frühes Aufstehen für Kinder furchtbar ist

Sina Wilke, SHZ
Schleswig-Holstein
Zuletzt aktualisiert um:
Das frühe Aufstehen in der Schulzeit macht vielen Familien zu schaffen. Foto: IMAGO/WESTEND61

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Als Langschläfer-Eulen in einem Land der Frühaufsteher-Lerchen zu leben, ist kein Vergnügen. Vor allem nicht mit Kindern.

„Es ist zu früh!“ Unser Achtjähriger hält die Augen geschlossen, als ich ihm sanft über den Arm streiche. Er kraust die Stirn. Dreht sich um. Zieht die Decke ans Kinn und döst wieder weg. Ich kann ihn ja so gut verstehen! Zeitiges Aufstehen macht mir den Morgen schlechter, manchmal den ganzen Tag. Um 6.15 Uhr klingelt bei uns der Wecker. Nicht früh? Für Eulen schon! Und wir sind gleich eine ganze Brut davon.

Keiner von uns allerdings kann nach seiner Natur leben – seit diesem Schuljahr zieht nun auch der Jüngste in die tägliche Schlacht gegen seine innere Uhr, denn ab der dritten Klasse geht’s zur ersten Stunde.

Mit Willenskraft gegen den eigenen Rhythmus

Dafür hat die Euligste unter uns, die Große, eine neue Strategie gegen den Morgenschreck: Musste man sie früher noch mindestens drei Mal wecken, springt sie inzwischen beim ersten Weckerklingeln wie von der Tarantel gestochen hoch – mehr Willenskraft im Kampf gegen den eigenen Rhythmus habe ich selten erlebt. Ihr Bruder dagegen fährt die Methode Verdrängung: Manchmal bittet er uns, ihn morgens früher aufzuwecken, damit er vor der Schule noch Zeit zum Spielen hat. Er weiß ja nicht, was er da sagt! Jede Minute Schlaf zählt! Kurz: ich bringe es nicht übers Herz, und der wehklagende Decken-Hochzieher am Morgen gibt mir Recht.

Eine Lösung gibt es nicht, wir leben nunmal als Eulen im Lerchenland. Nicht, dass es nicht viele unserer Art geben würde, aber sie haben leider nichts zu melden. Schulbeginn um 7.30 Uhr? Normal. Sitzung um 8 Uhr? Ja klar. „Ich will noch was vom Tag haben“ ist das neue „Morgenstund’ hat Gold im Mund“ – weniger altbacken, aber genauso bitter, weil es alle trifft. Und, ja, ich will auch noch was vom Tag haben! Aber nicht so früh! Doch es nutzt ja nichts. Solange die Gesellschaft der Frühaufsteher nicht endlich aufwacht, bleiben uns nur die Wochenenden für einen erholsamen Schlaf. Herrlich! Zumindest bis der Wecker klingelt, weil das Fußballspiel mal wieder so zeitig angesetzt ist...

Mehr lesen