Hintergrund und Analyse

Wer aus Schleswig-Holstein nach der Wahl in Berlin mitmischen wird

Wer aus Schleswig-Holstein nach der Wahl in Berlin mitmischen wird

Wer aus Schleswig-Holstein in Berlin mitmischen wird

SHZ
Kiel
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Ministerkandidat: Robert Habeck bei der Stimmabgabe. Foto: Michael Staudt

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Robert Habeck könnte der erste Bundesminister aus Schleswig-Holstein seit 23 Jahren werden. Gute Chancen auf einen Ministerposten hat auch SPD-Landes- und Fraktionschefin Serpil Midyatli.

Nach der Bundestagswahl wird der Einfluss aus Schleswig–Holstein in Berlin wachsen. Allen voran Grünen-Chef Robert Habeck dürfte künftig eine wichtige Rolle in der Bundespolitik spielen. Denn trotz des enttäuschenden Abschneidens der Grünen spricht vieles dafür, dass sie an der nächsten Bundesregierung beteiligt sein werden – und dann wäre der Flensburger Habeck als Minister gesetzt.

Die Nummer eins bei den Grünen

Er strebt das Finanzressort an, könnte aber auch ein zusammengelegtes Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft leiten. Habeck wäre der erste Bundesminister aus Schleswig-Holstein seit 23 Jahren. Zudem ist er nun nach dem schlechten Ergebnis von Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock klar die Nummer eins bei den Grünen.

Ministerposten für Midyatli?

Kommt es wegen des sich gestern Abend abzeichnenden knappen Vorsprungs der SPD vor der Union zu den erwarteten Gesprächen über eine rot-grün-gelbe Ampelkoalition unter SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, hätte auch Schleswig-Holsteins SPD-Landes- und Fraktionschefin Serpil Midyatli gute Chancen, Ministerin zu werden – etwa im Familienressort.

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Die Parteispitze um Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken hält viel von ihr und hat sie schon vor zwei Jahren auf ihrem Weg zur Parteivizechefin gefördert. Auch für Scholz dürfte es reizvoll sein, die erste türkischstämmige Bundesministerin aufzustellen – könnte er sich so doch als besonders fortschrittlich zeigen.

Welchen Einfluss kann Ralf Stegner gewinnen?

Spannend wird zudem zu beobachten sein, welchen Einfluss der von der Bundes-SPD zuletzt ausgebootete Ralf Stegner gewinnen kann, falls er wie erwartet in den Bundestag kommt. Zunächst wird Schleswig-Holsteins Ex-SPD-Chef sich wohl hinten anstellen müssen und keinen herausgehobenen Posten in Regierung oder Fraktion erhalten – aber das kann sich später ändern.

Weil auch die Union mit ihrem fast gleichauf liegenden Kanzlerkandidaten Armin Laschet einen Versuch zur Bildung eines schwarz-grün-gelben Jamaika-Bündnisses starten will, könnte auch Laschets Kieler Unterstützerin Karin Prien in Berlin mitmischen: Als Mitglied von Laschets Zukunftsteam wäre Schleswig-Holsteins Bildungsministerin eine Anwärterin auf das Bundesforschungsressort.

Wichtige Rolle für CDU-Mann Wadephul möglich

Sollte die CDU Laschet allerdings fallen lassen und mit jemand anderem eine Regierungsbildung versuchen, hätte auch Prien es schwerer. Eine wichtige Rolle wird zudem Johann Wadephul spielen – falls der Unionsfraktionsvize aus Rendsburg-Eckernförde wie erwartet wieder im Bundestag sitzt.

Auch FDP-Vize Wolfgang Kubicki wird in Verhandlungen über ein Ampel- oder Jamaika-Bündnis ein Wörtchen mitreden. Doch ob der Politiker aus Strande bei Kiel seinen Wunschjob als Bundestagsvizepräsident erneut erhält, ist unsicher – hat er sich doch mit seinem jüngsten Bekenntnis, Corona-Regeln bewusst ignoriert zu haben, keinen Gefallen getan. Womöglich wollen die Abgeordneten niemanden wieder zu ihrem Vizepräsidenten wählen, der die unter anderem vom Bundestag beschlossenen Vorschriften so diskreditiert wie Kubicki.

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