Weihnachten

Weshalb Rudolph mit der roten Nase ein Nordfriese ist

Weshalb Rudolph mit der roten Nase ein Nordfriese ist

Weshalb Rudolph mit der roten Nase ein Nordfriese ist

Marco Nehmer/shz.de
Rodenäs
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Rudolph, the Rodenäs Reindeer: Santas Edelhelfer auf Heimatbesuch. Foto: Marco Nehmer/shz.de

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Rodenäs ist nicht nur Deutschlands nördlichste Festlandgemeinde – sondern dem Namen nach auch Heimat eines Weihnachtshelden. Und mit etwas Fantasie stößt man hier auf Hinweise.

Das muss er sein, der Geist von Rudolph. Dicker Nebel kriecht an diesem Dezembernachmittag kurz vor Weihnachten über die weiten Felder von Rodenäs, hüllt ganze Höfe ein, und leise, ganz leise ertönt im Hinterkopf der alte Klassiker: „Then one foggy Christmas Eve / Santa came to say / Rudolph, with your nose so bright / Won‘t you guide my sleigh tonight?“ 

Rudolph mit der roten Nase, das berühmteste Rentier der Geschichte, besungener Helfer des Weihnachtsmanns, Retter der Bescherung an Heiligabend – hier ist er zu Haus, im wintervernebelten foggy Südtondern, in der nördlichsten Festlandgemeinde Deutschlands, Rodenäs. Der Name zumindest lässt keinen anderen Schluss zu. Wie Rodenäs zu seiner Ortsbezeichnung gekommen ist, weiß niemand genau. Manche vermuten, er leite sich tatsächlich von der roten Nase ab, zweifelsfrei geklärt ist das aber nicht. Und es ist ja auch egal. Entscheidend ist das, woran man glaubt. Gerade an Weihnachten.

Fast schon Skandinavien – und man sagt, der Weihnachtsmann sei Skandinavier

Eine Spurensuche, dort, wo das Land die Nordsee küsst. Zwischen Sielzügen kreischen die Möwen, ein Pferd guckt ins Nichts. Und von irgendwo klingt ein Glöckchen. Ein Zeichen? Ist das etwa das Rodenäser Rotnäschen? Die Antwort kennt der Wind, von dem es hier reichlich gibt. Einwohner gibt es weniger, etwas über 400, man ist unter sich in der charmant zersiedelten Gemeinde, die gerade noch so diesseits der deutsch-dänischen Staatsgrenze liegt. Fast schon Skandinavien, und man flüstert sich ja, der mit dem langen weißen Bart sei Skandinavier.

Da, ein Häuschen, das vielversprechend aussieht. Lichterketten und Weihnachtsschmuck im großen Wohnzimmerfenster zur Straßenseite hin, an der Holztür hängt eine große Nikolausmütze. Guten Tag, haben Sie Rudolph gesehen? Oder vielmehr, weil man sich in Rodenäs seit einigen Jahren offiziell als Duz-Gemeinde bezeichnet: Habt ihr Rudolph gesehen? Die Klingel läutet, doch keiner macht auf. Was wissen sie hier? Die Sache wird nur noch geheimnisvoller.

Auf nach St. Dionysus, zur Rodenäser Kirche, weil Weihnachten nun mal ein christliches Fest ist. Liegt hier die Antwort? Auf den ersten Blick: nein. Aber weil die Dinge sich der Erfahrung nach häufig erst auf den zweiten Blick zu einem Bild ergeben, wandert das Auge – und tatsächlich, da ist etwas. Am kleinen Vorplatz blitzt sie bunt auf, die Ortsnetzstation. Ausgerechnet ein profaner Klotz, der uns hier weiterhilft?

Der Kasten ist bemalt, eine Gans grüßt freundlich vom einstmals tristen Blech. Und: das Wappen der Gemeinde. Unten blau mit weißer Mühle, oben rot mit Mondsichel und Sternen. Ein Kinderspiel, das zu deuten: Rudolph mit der roten Nase fliegt irgendwo hoch über uns am Himmelszelt, dem leuchtenden Riecher nach, Schweinwerfer voraus, Santas Schlitten scharf hinterher. Es gibt viel zu tun, die Geschenke verteilen sich nicht von allein. Klar, dass er gerade nicht hier sein kann, in seinem Rodenäs. Aber der Nebel verrät es: Das hier ist Nordfrieslands Weihnachtsdorf. Frohes Fest!

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