Landwirtschaft

Wie kann Weinanbau in Husum funktionieren? Das erklärt Öko-Winzer Philipp Hirtzlin

Wie kann Weinanbau in Husum funktionieren? Das erklärt Öko-Winzer Hirtzlin

Wie kann Weinanbau in Husum funktionieren?

Birger Bahlo/shz.de
Husum
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Halten inne beim Rundgang durch das Schobüller Weinanbaugebiet (v. l.) Hildegard Petersen, Philipp Hirtzlin und Frerk Jensen.  Foto: Elisabeth Haarmann/shz.de

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Etwa zwei Kilometer führt am Sonnabend, 8. Juli, ein ganz besonderer Spaziergang durch Schobüll. Schafe und Wein spielen dabei eine bedeutende Rolle.

Wieso gibt es in Schobüll keinen Deich? Wieso wächst dort so viel Schilf? Und ist es tatsächlich möglich, so weit im Norden guten Wein anzubauen? Fragen wie diese lassen sich am Sonnabend, 8. Juli, klären. Gemeinsam mit dem Ortskulturring hat Bio-Bauer und Öko-Winzer Philipp Hirtzlin einen besonderen Spaziergang durch Schobüll organisiert. Etwa zwei Kilometer geht es durch Schobüll, teilweise direkt am Wasser entlang.

Frerk Jensen, Vorsitzender beim Ortskulturring, hat dabei viel Wissenswertes über die Region im Gepäck. Philipp Hirtzlin gibt Auskünfte zu dem Experiment Weinanbau an der Nordsee, zu Kleinbiotopen wie zum Beispiel Bienenweide, Wallhecke und Knick und präsentiert seine verschiedenen Landschaf-Rassen Texel, Weißgehörnte Heidschnucken und Quessant (die kleinste Schafrasse der Welt). Die beiden letzteren sind selten geworden und sogar gefährdet.

Texel, Weißgehörnte Heidschnucken und Quessant

Die kleinen Schafe setzt Hirtzlin zur Landschaftspflege zwischen den Weinreben ein. Jedes der 19 Schafe hat einen Namen. Nach dem etwa einstündigen Rundgang ist eine Verkostung mit Hirtzlins Wein, Bio-Schafskäse, Brot und Traubensaft geplant, organisiert von seiner Partnerin Hildegard Petersen. 2017 kam Hirtzlin aus dem Elsass nach Husum, nachdem er seine Lebensgefährtin auf Sylt kennengelernt hatte.

Der Weinanbau war zunächst ein Experiment. Der Klimawandel mache es möglich, dass bestimmte Rebsorten auch im Norden gut wachsen, erklärt der Winzer. Bereits 2018 konnte die erste Weinlese erfolgen. Mittlerweile bauen Hirtzlin und Petersen zusammen zwei verschiedene Sorten in Schobüll an: rote Trauben der Sorte „Regent“ und weiße der Sorte „Solaris“. Alles ist biodynamisch, es werden keine Pestizide oder Zusatzstoffe verwendet. Der Wein ist vegan.

Erst kürzlich erhielt Hirtzlin das Demeter-Siegel. Auf lange Sicht suchen die beiden Nachfolger, die ihre Landwirtschaft übernehmen wollen. Da es sich eben nicht um konventionelle Landwirtschaft handelt, sei es nicht so einfach, jemanden zu finden. Hirtzlin legt großen Wert auf Handarbeit und Naturschutz. Es soll etwas Besonderes sein.

Dass die vielen Auflagen, die es bei Bio-Landwirtschaft gibt, die Arbeit durchaus erschweren, stört das Paar nicht.

Bei dem Wein handelt es sich um einen Naturwein mit niedrigem Schwefelgehalt. Das mache ihn weniger haltbar, aber dafür bekömmlicher, erklärt Hirtzlin.

Interessierte können ihren Favoriten bei der Weinverkostung am Sonnabend finden. Kaufen kann man den Wein übrigens noch nicht. „Die Verkostung geschieht ja nicht, um einen Verkauf zu fördern, sondern einfach nur, um zu zeigen, dass der Weinanbau hier möglich ist”, erklärt der Winzer.

Für Schobüll-Exkursion wetterfest anziehen

Teilnehmer werden gebeten auf wetterfeste Kleidung und festes Schuhwerk zu achten. Acht Euro kostet der Rundgang, 14 Euro die Verkostung. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Haus Kiesselbach. Anmeldung erbeten unter Telefon 04841-394.

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